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Die Lebensmittelretter von der Pinnwand

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Der Kühlschrank ist voll. Wird auch alles verbraucht? Foto: Hensel
Der Kühlschrank ist voll. Wird auch alles verbraucht? Foto: Hensel

Rettet die Wale, rettet den Regenwald, rettet das Huhn – das sind die drei Dinge, die der großen Suchmaschine als erstes einfallen, wenn es um Rettung geht. Auf der Weddingweiser Pinnwand gilt das nicht. In der öffentlichen Facebook-Gruppe werden hauptsächlich Lebensmittel gerettet. Jutta hat gerettete Suppe zu verschenken, Franziska hat geschroteten Grünkern abzugeben, Carmine viel Rucola und ein Toastbrot vor dem Müll bewahrt … Die Foodsaving-Community ist in Berlin sehr groß – und in Wedding und Gesundbrunnen offenbar besonders aktiv.

Der eine oder andere wundert sich vielleicht über die Aktivisten auf der Weddingweiser Pinnwand, die Lebensmittel verschenken. Geht es ihnen darum, Bedürftigen zu helfen? Nein, nicht in erster Linie. Es geht vielmehr darum, Lebensmittel vor der Biotonne zu retten. Die Foodsaver durchforsten regelmäßig ihre Kühlschränke nach nicht benötigten aber essbaren Dingen, sammeln nach Geschäftsschluss Reste in Läden ein, verwenden diese selbst oder verschenken sie. An Bedürftige oder an jeden, der etwas haben möchte.

Die Statistik

Im Schnitt wirft jeder Deutsche rund 82 Kilogramm Lebensmittel pro Jahr weg. In die Tonne kommen vor allem Obst, Gemüse und Brot – weil zu viel gekauft wurde oder das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht wurde. Auch der Handel wirft viel weg. Privathaushalte und Handel zusammen bringen es im Jahr auf eine Wegwerfmenge von 11 Millionen Tonnen. Die Lebensmittelretter wollen diese Verschwendung reduzieren.

Das Netzwerk Foodsharing

Angebot einer Lebensmittelretterin auf der Weddingweiser Pinnwand. Screenshot: Hensel
Angebot einer Lebensmittelretterin auf der Weddingweiser Pinnwand. Screenshot: Hensel

Viele der Lebensmittelverschenker auf der Weddingweiser Pinnwand sind über die Initiative Foodsharing organisiert. Sie gehen in bestimmte Geschäfte in Wedding und Gesundbrunnen oder auch in anderen Stadtteilen und retten, was dort weggeworfen werden würde. Die Lebensmittel bieten sie dann anderen über die Webseite www.foodsharing.de oder auf unserer Pinnwand kostenlos an und geben sie auch an soziale Projekte weiter. Seit 2012 hat die Initiative, die auf den Filmemacher Valentin Thurn zurückgeht („Taste the Waste“) nach eigenen Angaben bereits 7 Millionen Kilogramm Lebensmittel gerettet. Das Netzwerk von Ehrenamtlichen gibt es in Deutschland und Österreich. Berlin gehört zu den aktivsten Städten im Netzwerk, gefolgt von Köln und Hamburg. An vierter Stelle des internen Rankings steht mit 330.000 Kilogramm geretteten Lebensmittel keine Stadt sondern der Berliner Bezirk Mitte!

Für mehr Nachhaltigkeit: Baumhaus Wedding

Im Wedding gibt es seit kurzen einen neuen Anlaufpunkt für alle, die sich mit Themen wie Müllervermeidung oder Lebensmittelrettung beschäftigen, das Baumhaus in der Gerichtstraße 23. Im Treffpunkt für Weltverbesserer gibt es das Zero Waste Café, der Projekt The Real Junk Food Berlin trifft sich und regelmäßig am Donnerstag gibt es auch Küfa. Küfa heißt „Küche für alle“ – gekocht wird mit geretteten Lebensmitteln aus dem Stadtteil.

Text: Dominique Hensel


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