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Parken in zweiter Reihe ist erste Wahl auf der Badstraße

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Parken nach Gusto auf der Badstraße. Foto Andrei Schnell.
Parken nach Gusto auf der Badstraße. Foto: Andrei Schnell

Ist das noch Berliner Lässigkeit oder schon provinzielle Arroganz? Die Nutzer der Badstraße lassen die Bereiche verschwimmen. Wo ist noch mal die Fahrspur, wo die Parkfläche  – und wo eigentlich der Fahrradweg? Was ist los auf einer der quirligsten (oder der rücksichtslosesten?) Straßen Weddings?

Viele Straßen in Berlin haben so ihre Spitznamen. Die Simon-Dach-Straße heißt Partymeile, die Kastanienallee trägt den Namen Castingallee mit sich herum. Die Badstraße, gewiss keine Radstraße, könnte man einfach englisch aussprechen als bad-Straße. Wenn schlecht heißt, dass es nicht gut ist.

Die Sicht der Autofahrer

Wer möchte, dass Großvater endlich seinen Führerschein aufgibt, der lotst ihn scheinheilig durch die Badstraße und fragt anschließend vom Beifahrersitz: „Ist Dein Puls noch bei 60?“ Ruhig bleiben auf der Badstraße nur Autofahrer, die eine professionelle Ausbildung in deeskalierendem Fahren bestanden haben.

Parken ohne Nummernschild auf der Badstraße. Foto Andrei Schnell.
Parken ohne Nummernschild auf der Badstraße. Foto: Andrei Schnell

Zum Slalom wird der Autofahrer gezwungen, weil die Fahrt immer wieder wegen Links- und Rechtsabbieger stockt, die in die Grüntaler und Stettiner Straße abbiegen wollen – und natürlich zu spät blinken (wenn überhaupt). Und dann gibt es noch die Abbieger, die in die Parkhäuser der Discounter wollen. Die Krönung sind dann gewissermaßen die, die wie selbstverständlich in zweiter Reihe parken. Ist es eigentlich schon mal jemanden gelungen die Badstraße auf der rechten Spur komplett abzufahren? Während die Abbieger den Autofahrer mürbe machen, machen die abrupt stoppenden Autos, die mal eben in zweiter Reihe halten wollen, den Autofahrer fertig.

Die Radfahrer

Radfahren auf der Badstraße dicht an der zweiten Reihe. Foto Andrei Schnell.
Radfahren auf der Badstraße dicht an der zweiten Reihe. Foto: Andrei Schnell

In Berlin boomt der Radverkehr, besonders im Bezirk Mitte. Aus Sicht der Verkehrsplaner ist offenbar vorgesehen, diesen Boom an der Badstraße vorbeizuführen. Für Radfahrer beginnt beim Übergang von Alt-Mitte nach Wedding schon auf der Brunnenstraße die Zumutung. Einen Radweg – als baulich getrennter Weg oder als einfache aufgemalte Spur – gibt es nicht. Bei zugelassenem Tempo 50 für PKW fühlt sich die Badstraße für Radfahrer ziemlich eng an.

Das offizielle Berliner Radwegenetz führt an der Geschäftsstraße Badstraße weit vorbei – und damit auch an einem großen Fahrradladen an der Ecke Grüntaler Straße. Immerhin ist ein so genanntes Ergänzungsnetz auf der Swinemünder Straße und der Bellermannstraße ausgewiesen. Wer mit dem Rad statt dieser Umleitung, die Badstraße entlang fährt, leidet besonders unter den Parkern in zweiter Reihe. Der Radfahrer muss nach links ausweichen und dort auf der linken Spur mit den Autofahrern um die Wette sausen.

Und wo sind auf der Badstraße eigentlich die Ständer, um das Rad anzuschließen?

Die Sicht der Fußgänger

Fußgänger an den Rand verdrängt. Foto Andrei Schnell.
Fußgänger an den Rand verdrängt. Foto: Andrei Schnell

Es wird leicht vergessen, dass die Badstraße eine Geschäftsstraße ist. Und diese lebt nicht vom Durchgangsverkehr, sondern von der Laufkundschaft. Doch viel Platz wurde dieser nicht gelassen. Die Fußwege sind schmal. Zu schmal sind die Gehsteige für die erstaunlich vielen Menschen, die auf ihnen flanieren  – und damit die behindern, die schnellen Schrittes gezielt ein Geschäft ansteuern. Ob wegen des wenigen Platzes auf dem Bürgersteig viele in zweiter Reihe parken? Haben sie bloß einfach keine Lust auf das Drängeln auf dem Fußgängerweg?

Autor: Andrei Schnell, Fotos: Andrei Schnell


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