
Für Touristen sind sie ein schöner Anblick, die Pferdekutschen, die rund um das Brandenburger Tor zu einer nostalgischen Art der Stadtbesichtigung einladen. Doch nicht nur Tierschützer kritisieren diese wenig tierfreundliche Fortbewegung, vor allem an Sommertagen auf heißem Asphalt. Auch Anwohner des Pferdestalls im Wedding beschweren sich, da sie die Zustände des Auslaufs nicht für artgerecht halten. Jetzt haben Politikerinnen bei den Behörden nachgefragt.
Auf dem Gelände eines Gerüstbauers neben der Swinemünder Brücke am Gesundbrunnen befindet sich der einzige Stall, wo die für die Touristenkutschen eingesetzten Pferde untergebracht sind. Die SPD-Abgeordnete Dr. Maja Lasic hat am 8. Mai bei der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung nachgefragt, ob die Unterbringung auch aus Sicht der Behörden artgerecht sei. Aus der Antwort geht hervor, dass es keine eigenen Kriterien für Droschkenpferde gibt, sondern die grundsätzlichen Regelungen des Tierschutzgesetzes greifen. Neben den darin geforderte Auflagen für die Ställe (Hygiene, eingestreute Liegeflächen, Boxengröße) gibt es auch Vorgaben für den Außenbereich, die vom Veterinäramt jährlich überprüft werden.
Erlaubnis auf dem Prüfstand

Die SPD-Bezirksverordnete Susanne Fischer hakte im Juli beim Bezirksamt Mitte nach, ob die letzte Begehung des Veterinäramts die von Anwohnern gemeldeten Auffälligkeiten zu Tage gefördert hätte. Die Antwort des Bezirksbürgermeisters Stephan von Dassel erläutert das Ergebnis der Kontrolle vom letzten Februar. Insbesondere der Auslauf sei dabei beanstandet worden, da dort Müll und artfremde Gegenstände herumlagen. Darauf hatten auch Weddingweiser-Leser immer wieder hingewiesen. Der Fütterungs- und Tränkebereich befand sich bei der Kontrolle nicht auf festem Bodengrund und es fehlte an einem Unterstand. Was können die Konsequenzen sein? Es drohen Ordnungswidrigkeitsverfahren bis hin zum Entzug der Erlaubnis, wenn die Mängel auch bei der Nachkontrolle nicht abgestellt sind. Die jetzige Erlaubnis gilt noch bis zum Oktober 2018.
Doch die politischen Rahmenbedingungen könnten eine frühere Schließung des Stalles erzwingen: Denn der rot-rot-grüne Senat will laut Koalitionsvertrag ohnehin Kutschfahrten in der Innenstadt verbieten. Eine Unterschriftensammlung für das Verbot von Pferdedroschken brachte bis Ende Juli bereits 100.000 Unterschriften. Ob es nun verboten wird oder nicht: Touristisch interessante Alternativen gibt es genug, angefangen von der Fahrradrikscha bis hin zu Elektrokutschen.
Der Beitrag Auslaufmodell Droschkenpferde? erschien zuerst beim Weddingweiser (Weddingweiser).