
Meinung Es gibt Themen, da geht der Blutdruck sofort auf 180. Da werden die Diskussionen heiß und schnell unsachlich. Müll ist so ein emotionales Thema, Gentrifizierung oder Parken in der zweiten Reihe. Ein anderes Reizwort aus dieser Kategorie: Hundekacke. Es trennt die Menschen auch hier im Wedding innerhalb von Sekunden in Hundehasser und liebende Frauchen und Herrchen. Gerade gab es mal wieder so eine hitzige Debatte auf der Weddingweiser Pinnwand.
Die Diskussion auf der Pinnwand
Eine kurze Zusammenfassung für alle, die nicht auf unserer Pinnwand unterwegs sind: Am 30. August wurde dort eine Diskussion begonnen mit den Worten: „Genug ist genug! Wer Hunde hat, sollte die Scheiße aufheben! Ihren Husky hat sie knallhart vor eine Schule kacken lassen und ist einfach weitergelaufen! Als ich ihr meine Einkaufstüte angeboten habe, hat sie lachend den Kopf geschüttelt und lief weiter. Ich wünschte, die Leute hätten mehr Verantwortung übernommen für ihre Tiere!“ Es folgten gefühlte 200 Kommentare in teils sehr aggressivem Ton, verfasst von Hundebesitzern und Nicht-Hundebesitzern. Zehn Tage später haben wir die Kommentarfunktion geschlossen, weil eigentlich alles gesagt war – und zwar von jedem.
Diskutiert wurde unter anderem, ob Hunde immer eine Leine haben und ob Häufchen in jedem Fall weggemacht werden müssen, ob Kinder von Natur aus Angst vor Hunden haben oder nicht. Sind Hundehaufen vielleicht doch Natur und können bleiben, wäre ein Hundeführerschein eine gute Sache? Ist die Stadtreinigung für die Hundehaufen zuständig und die Hundesteuer zur Beseitigung gedacht? Niedlich und friedlich war der Teil der Diskussion, in der erörtert wurde ob das Liegenlassen der Hinterlassenschaften der Vierbeiner nun eher ein bisschen pfui ist oder doch mittelpfui oder sogar oberpfui.
Fakten zum Thema Hunde

Von der Emotion zu den Fakten: In Berlin sind etwa 100.000 Hunde registriert. Beim Finanzamt Wedding sind 3000 Tiere angemeldet. Wir leben also mit mindestens 3000 Hunden zusammen. Wir treffen sie im Humboldthain und im Schillerpark, beim Spazierengehen an der Panke oder auf dem Gehweg an der Straße. Manche Hundebesitzer räumen den Dreck ihrer Hunde ganz überzeugt weg, manche nicht und das auch ganz überzeugt. Ein Berliner Gericht sah sich kürzlich in der Situation, etwas sehr Offensichtliches klarzustellen: Hundehalter sind für ihre Tiere verantwortlich – und zwar auch für deren Dreck. Auch wahr: Wer laut dem vor einem Jahr in Kraft getretenen Hundegesetz Hundekot liegen lässt, muss mit einem Bußgeld von 35 Euro rechnen.
Fakt ist aber, dass die Ordnungsämter es nicht schaffen, die gesetzlichen Regelungen zu kontrollieren. Schon die Leinenpflicht kann kaum durchgesetzt werden. Deshalb sind wir alle zu einer besonders schweren Übung verdonnert: wir müssen das unter uns regeln. Um das zu schaffen, brauchen wir Verständnis füreinander, Rücksicht, Geduld, einen ruhigen Puls, Sachlichkeit und verbale Abrüstung. Und wir brauchen, darum kommen wir nicht herum, viele von diesen kleinen Plastiktütchen für die Hundekacke. Denn einige von uns lieben vielleicht Hunde. Das sind auch meist nette Tiere. Ab wer (auch von den Hundehaltern) liebt im ernst Hundekacke?
Der Beitrag Worüber Weddinger streiten: Hundehaufen erschien zuerst beim Weddingweiser (Weddingweiser).