An manchen Stellen ist der Putz herausgebrochen und das Mauerwerk zu sehen, die Glühbirnen über dem bogenförmigen Tresen hängen nackt, aber effektvoll, von der Decke herunter. Eine Diskokugel versteckt sich gleich über der Tür. Eine Bar, die neugierig macht. So eine sympathische “Spelunke” hat dem Kiez gerade noch gefehlt. Bisher fiel die Adolfstraße nämlich nicht gerade durch Ausgehmöglichkeiten auf.
Willkommen in der Nachbarschaft
Das MORITZ hat vor kurzem erst eröffnet, und immer mehr Nachbarn stecken den Kopf durch die Tür der kleinen, langgestreckten Bar: “Darauf haben wir lange gewartet”, erklären viele Besucher, von denen die beiden Betreiber sagen, sie seien schon Stammgäste. Dass der Umgang mit den Gästen sofort familiär ist, liegt sicher auch daran, dass die Bar von zwei Brüdern betrieben wird. Lukas, 27 Jahre alt, hat Systemgastronomie gelernt und möchte die Bar langfristig etablieren: “Ich wollte den Laden professionell aufziehen und weiß, wie man in der Gastronomie nachhaltig arbeiten muss.” Sein 22-jähriger Bruder Kilian fügt hinzu: “Als Student ist man offen dafür, ein solches Projekt zu starten. Wann, wenn nicht jetzt?” Und so haben die beiden gebürtigen Würzburger den zuvor in quietschbunten Farben und mit maritimem Nippes ausgestatteten Laden in eine schummrige, minimalistische Bar umgebaut. An das frühere Vereinslokal, ein Drogenumschlagplatz, erinnert jetzt nichts mehr. Das Konzept der kleinen Bar ist auf Anhieb stimmig. Die Studenten im Antonkiez brauchen das Viertel nicht mehr zu verlassen, um auszugehen. Allerdings wirkt das anspruchsvolle Kaffeeangebot, das “con leche” daherkommt, in diesem Umfeld wie von einem anderen Planeten.
Nicht nur den “Tatort” aus Österreich
Mit zwei festen Veranstaltungsreihen wollen Lukas und Kilian Kontinuität aufbauen: mittwochs von 18 bis 20 Uhr bekommt das MORITZ mit “Mitzis Einkehr” einen österreichischen Touch. Im Mittelpunkt steht die “Spritzer” genannte Weinschorle aus dem Alpenland. Wie es sich schon in anderen Kneipen bewährt hat, ist am Sonntagabend gemeinsames “Tatort”-Schauen Programm. Hier dürfen die Gäste ihre Snacks selbst mitbringen.
Wer war eigentlich Moritz?
Moritz ist übrigens kein Kunstname, der sich nur abstrakt erklären lässt. “Das war ein Meerschweinchen in unserer Kindheit “, sagen beide Brüder. Dass Lukas gleich um die Ecke in der Maxstraße wohnt und die Assoziation “Max und Moritz” auf der Hand liegt, spielt da nur eine Nebenrolle, denn für Lukas ist klar: “Moritz war unser liebster Freund!” Das ist schon mal kein schlechtes Vorzeichen für eine gemütliche Bar…
(Raucherbar, ab 18 Jahren)
Adolfstr. 17
13347 Berlin
Di-So ab 17 Uhr
