Eine sechzig Jahre alte Rose in der Tegeler Straße zeigt im Winter ihre Dörnchen – und das Schaufenster dahinter, das was die ZweigStelle das ganze Jahr über beherbergt: den vielfältigen Geschmack ihrer Besitzerin Gitte, die schon beim Übertreten der Türschwelle mit ihrer Ausstrahlung und Offenheit jeder neugierigen Kundin entgegen kommt.
Nach der herzlichen Begrüßung wandert der Blick weiter in das bunte Sortiment des Ladens, das sorgfältig zusammengestellt wird und Gittes Charakter, die seit Mitte 2010 aus einer ehemaligen Ruine einen feinen Frauen-Secondhand-Laden heraus schuf, wiedergibt. Sie betreibt den Laden alleine, was sich in Zeiten der Billigdiscounts als schwierig darstellt, sie jedoch nicht davon abbringt, ihr Konzept weiter zu verfolgen. So fällt es einem sofort auf, dass keinerlei Ausschussware in den Laden gekarrt wird, sondern nur das, was man auch sofort anziehen möchte, frisch gewaschen und gebügelt, um gleich im Hinterzimmerchen anprobiert und in den Wedding hinaus getragen zu werden.
Mit ruhiger Musik unterlegt und im Räucherstäbchenduft stöbert man durch die Regale und Kleiderstangen der ZweigStelle und findet nicht nur die typische Secondhand-Mischung aus saisonal-angepassten Klamotten, die das Frauenherz begehrt, sondern auch die von Gitte und ihren Freundinnen handgemachten Strickwaren und Accessoires, die trotz ihrer Einzigartigkeit, so wie der Rest des Sortiments, zu fairen Preisen angeboten werden.
Mehr als nur Klamotten kaufen
Mit ihrem Konzept der fein ausgewählten und gereinigten Kleider und ihrem persönlichen Charme hat Gitte es über die Jahre geschafft, sich einen treuen Kern an Stammkundinnen zu erarbeiten, die nicht nur regelmäßig bei ihr einkaufen oder eigene Sachen zum Verkauf anbietet, sondern auch eine persönliche Bindung zu ihr aufgebaut und auch mal nur zum Herz ausschütten bei ihr vorbeischauen, ähnlich wie die Kinder der Nachbarschaft, die ebenfalls ihre Freundlichkeit zu schätzen wissen. Einen Mangel an skurrilen Geschichten gibt es auch nicht, wenn beispielsweise schöne Raritäten aus vergangenen Jahrzehnten eintreffen und die Jagdinstinkte der Kundschaft in Aufruhr setzen, weil sie ausgerechnet sonntags an dem Schaufenster vorbeischlendern. Zudem bietet die Zweigstelle durch die Dynamik ihrer Kiezumgebung – mit dem kleinen Bio-Laden direkt auf der anderen Straßenseite und der Kinderfarm an der Kreuzung Tegeler Straße/Triftstraße – eine gute Möglichkeit für Mutter und Kind, um mehrere Sachen gleichzeitig zu erledigen, ohne dafür durch die Gegend hetzen zu müssen.
Und wenn die warme Jahreszeit anbricht und die alte Rose ihre Blüten langsam für die Weddinger öffnet, wird Gitte ein paar Sitze vor ihren Laden stellen und das Bild vervollständigen, das sie um ihren Laden gemalt hat: Zwischen dem umstrickten Baum und dem Fahrrad scheint dann die Sonne auf das bunte Schaufenster der ZweigStelle.
Autor: Nima Kaviani - https://www.facebook.com/nima.kaviani.berlin
Tegeler Str. 25
Di-Fr. 12.00-19.00 Uhr
Sa. 10.00-14.00 Uhr
Website der ZweigStelle Berlin
