Berlin kann von sich behaupten, 925 Kleingartenanlagen mit 10.693 Parzellen¹ zu besitzen. Wenn eine Kleingartenkolonie Geburtstag feiert, ist das nichts Besonderes. Doch wenn der “Dauerkleingartenverein Togo” sein 75 . Jubiläum feiert, ist das für den Bezirksbürgermeister Christian Hanke ein Grund, den Kleingärtnern einen Besuch abzustatten. Wenn auch nicht der Hauptgrund…
Die Kleingartenanlage wurde offiziell 1939 gegründet, schreibt die “Berliner Woche ²”, doch ihre Wurzeln reichen noch einige Jahrzehnte weiter zurück. Sie entstand bereits um die Jahrhundertwende und etablierte sich in den 1920er Jahren unter dem Namen “Zur fröhlichen Rehberge”. Seit dem Gründungsjahr trug sie dann den Namen “Dauerkleingartenkolonie Togo”, heute firmiert sie unter dem Namen “Dauerkleingartenverein“.
An den vier Eingängen zur 66.000 Quadratmeter großen Anlage, wo zwei öffentlich zugängliche Wege beginnen, weisen unübersehbare Tafeln auf die “Dauerkolonie Togo e.V.” hin. Für viele Afrikanerinnen und Afrikaner, die in den letzten Jahren in den Wedding gezogen sind, aber auch für postkoloniale Initiativen, stellen diese Schilder einen regelrechten Affront dar. Wie fast alle Straßennamen im Afrikanischen Viertel stammt dieser Namensbezug zum westafrikanischen Land Togo aus der Kaiserzeit. Das 56.000 Quadratkilometer große Land war von 1884 bis 1916 eine deutsche Kolonie.
Zwar haben die Kleingärtner immer beteuert, dass der Name ihrer Anlage kein Bekenntnis zum deutschen Kolonialismus sei, sondern sich auf die nahe Togostraße bezieht. Doch die Schilder blieben trotzdem jahrzehntelang stehen. Man könnte sie auch als Symbol für eine nur zögerlich aufgearbeitete Kolonialgeschichte Deutschlands verstehen. Mit der Info-Stele an der Otawi-/Ecke Müllerstraße wurde 2012 ein erster Schritt für den kritischen Umgang mit dem kolonialen Erbe getan. Nun haben vier Politiker der SPD, neben dem Bezirksbürgermeister auch Eva Högl, die Abgeordnete Bruni Wildenhein-Lauterbach, und die Fraktionsvorsitzende der SPD-Bezirksfraktion Martina Matischok, die Kosten für die Entfernung und die Aufstellung neuer Tafeln übernommen. Damit findet hoffentlich ein langjähriger Streit ein Ende – was beim Kleingärtnerfest am Samstag, den 30. August von 15 bis 22 Uhr gefeiert werden soll.
