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Stadtalltag auf Fotopapier

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benjamin_renter

Der Fotograf vor seinen Bildern.

Der Zeitungsverkäufer hat die Hand mit der Zeitung an der Stirn, das Gesicht ist vor der Kamera verborgen. Die Frau in der Bildmitte ist in ein Telefonat vertieft, eine blonde Frau drückt ihre rote Handtasche ganz fest an ihr leuchtend blaues Sommerkleid während sie die Treppe hinab steigt. Ein Bus fährt vorbei, die Passanten können sehen, wie die Menschen in den U-Bahneingang strömen. Sie könnten auch den Mann mit der Kamera im Gewimmel sehen. Die eiligen Menschen auf der U-Bahntreppe scheinen den Straßenfotografen Benjamin Renter nicht zu bemerken. Ein Blick-klick und er hat ein Stück Stadtalltag in London eingefangen. Das Foto ist eines seiner „Stadtportraits/City Portraits“, die vor Kurzem in der Galerie „made in wedding“ im Soldiner Kiez zu sehen waren.

In seinen Bildern arrangiert Benjamin Renter nichts, er versucht vielmehr alltägliche Momente im Alltag moderner Städte einzufangen. „Es inszeniert sich alles selbst, man muss da gar nicht eingreifen“, sagt der 33-jährige Fotograf, der seit vier Jahren im Soldiner Kiez zuhause ist, „ich muss nur kurz die Kamera dazwischen halten“. Die Struktur der Städte findet der Fotograf spannend und die Art, wie die Menschen die Städte benutzen. Er fotografiert, wie sie über einen Zebrastreifen gehen, wie sie eine Straße entlang gehen, wie sie an der Bushaltestelle warten. „Die Menschen sind es, die festzuhalten sind, der Rest ist nur Hintergrund. Welche Stadt es genau ist, ist erstmal egal“, sagt Renter.

Benjamin Renter, der in Regensburg geboren ist, hat Visuelle Kommunikation in Hamburg und Medienwissenschaft in Berlin studiert. Seit er zehn Jahre alt ist, fotografiert er. Das erste Mal stellte er seine Fotografien in einem inzwischen abgerissenen Haus an der Reeperbahn 1 in Hamburg öffentlich aus. Bei seinen Reisen hat Renter unzählige urbane Alltagsmomente aufgenommen, Wimmelbilder aus England, Frankreich, Spanien, Litauen, dem ehemaligen Jugoslawien und aus Deutschland. Dabei hat der Fotograf seinen kritischen Blick stets mit dabei. „Städte sind voll, lärmig und chaotisch. Ich mag das und möchte es in meinen Bildern zeigen“, sagt er. „Mir ist aufgefallen, dass es in den Städten kaum Platz für Menschen gibt. Es gibt kaum Orte, an denen man sich aufhalten kann, ohne zu konsumieren, kein Platz zum Ausruhen“. Und so fotografiert er Städter überall auf der Welt, manchmal auch für die taz oder die Junge Welt, die ihren Platz zwischen dem umbauten Raum suchen.

In seinem Kiez rund um dem Fordoner Platz ist Benjamin Renter gern mit Kamera unterwegs. Oft dokumentiert er Aktionen des Vereins panke.info entlang des Flusses. Er ist auch Teil der Redaktion des Kiezmagazins “Soldiner” und fotografiert dafür zu verschiedenen Themen. Im nächsten Heft, das in den nächsten Tagen erscheinen wird, hat er sich im Kiez nach Motiven zum Thema “Bewegung” umgeschaut.

http://www.renterphoto.de

Text: Dominique Hensel, Foto: Andrei Schnell



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