Schon verrückt: Auf der einen Seite ist Wedding ganz offensichtlich ein idealer Nährplatz für Kreative, die mit Köpfchen und eigener Hände Arbeit so ziemlich alles herstellen, was das Konsumentenherz erfreut – vom aufgehübschten Möbel bis hin zu angesagter Mode. Nun aber müssen wir mit Erschrecken feststellen, dass gutes altes Handwerk offensichtlich nicht mehr gefragt ist. Wie anders lässt sich erklären, dass der geneigte Genießer schon sehr, sehr genau suchen muss, um in Wedding und Gesundbrunnen noch eine Bäckerei zu finden, die ihren Namen zu Recht trägt. Die also selbst den Teig für Brötchen, Brot und Kuchen knetet und dann erst den Ofen anwirft. Und was ist eigentlich mit anderen Berufsgruppen? Oder weiß jemand noch von einem Uhrmacher im Wortsinne? Oder einem Schuhmacher, der nicht Mister Minit heißt? Oder einem Fleischer, der die Tiere kennt, die er schlachtet? Vielleicht sind derartige Berufsgruppen einfach nicht mehr hip genug für Wedding? Falls aber doch, wäre hier genau die richtige Stelle, diese Menschen vorzustellen.
Autor: Ulf Teichert
Unsere Umfrage zu guten Bäckern im Wedding findet ihr hier.
Einige Vorschläge der Weddingweiser-Redaktion:
Schuhmacherei Roy Ernst – Müllerstr. 97 (U Afrikanische Str.), Maßanfertigung, Reparaturen
Neuland-Fleischerei Bünger, Müllerstr. 156 a (U Leopoldplatz)
Handgemachte Saucen und Dressings: “Blattgold“, Kameruner Str. 14, erhältlich bei Kaiser’s und EDEKA Reichelt
Handgemachte individuelle Taschen: UNIKAT, Dubliner Str. 7 (U Rehberge)
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Die Kolumne erscheint ebenfalls samstags im Berliner Abendblatt, Ausgabe Wedding.
