Ein sonniger Donnerstagabend im Afrikanischen Viertel. Im Ladengeschäft der Togostraße 4 ist die Markise ausgefahren, Blümchen säumen das Fensterbrett und bunte Stühle laden zum Verweilen ein. Nachbarn wie Passanten gleichermaßen scheinen von dieser Szenerie leicht irritiert zu sein, denn bis vor kurzem herrschte hier noch gähnender Leerstand. Diese Zeiten sind nun vorbei: Seit Juli hat das Eiscafé “Kelly’s Eis & Espresso” seine Türen geöffnet. Grund genug für uns, mal vorbeizuschauen und dem Eiscafé auf den Schmelz zu fühlen.
Betritt man das frisch eingerichtete Eiscafé, wird man als Gast gleich vorweg von einem echten Weddinger Original begrüßt. Hinter der Kühltheke wartet Kelly – das ist sein Spitzname. Seines Zeichens auch Namensgeber des kleinen Eiscafés. Sein Name ist also Programm, bei ihm wird bestellt. Aufgewachsen ist Kelly auf der nah zur Togostraße gelegenen Kameruner Straße. Eben dort hat er fast sein ganzes Leben verbracht, bevor er im Jahr 2002 schlussendlich ins nördlich gelegene Reinickendorf gezogen ist. Viele haben in jener Zeit den Wedding verlassen, weil sie nicht mehr daran glauben konnten, dass es mit ihrem Bezirk irgendwann noch einmal bergauf gehen würde. Der Zufall wollte es wohl, dass Kelly nach eineinhalbjähriger Ladensuche doch wieder im Wedding landete. Ausgerechnet ganz in der Nähe zu jener Straße, in der schon die Urgroßmutter lebte.
Am 1. Juli war es dann soweit. Heimlich, still und leise feierte man die Eröffnung. Besonders in den ersten warmen Julitagen besuchten viele Neugierige und Eislustige aus der Nachbarschaft bereits das Eiscafé. Man kam ins Gespräch, tauschte sich aus. Und wer einmal seine Nase in das Eiscafé gesteckt habe, der komme auch wieder, sagt Kelly. Besonders aber junge Eltern scheinen mittlerweile auf den Laden aufmerksam geworden zu sein. Oder sollte man besser sagen: Ihre Kinder haben das Eiscafé für sich entdeckt? Immerhin befindet sich schräg gegenüber auf der Togostraße nicht nur ein Kinderladen, sondern auch ein Kinderspielplatz. Besonders an den späten Nachmittagen scharen sich die Kleinen um die Theke und zeigen auf das grüne (Waldmeister) oder fragen nach den bunten Streuseln. “Da hat der Spielplatz ja jetzt den passenden Eisdealer”, stellt einer der Gäste im Angesicht der Kinderscharen scharfkantig fest.
Die Frage aller Fragen: “Ist das Eis selbstgemacht?”
Eine Frage jedoch scheint viele der erwachsenen Eisliebhaber umzutreiben: “Ist das Eis denn selbst gemacht?” – “Ja, klar!”, antwortet Kelly dann kurz und knackig. “Aber nicht von mir!” schiebt er mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen schnell noch hinterher. Die von ihm angebotenen Eissorten stammen allesamt von dem Berliner Eiscafé “Eis Engelchen” in Wilmersdorf. Dort wird das Eis nach hauseigenem Rezept selbst hergestellt. Die Wilmersdorfer Eisschmiede ist für ihr hochwertiges Eis sowie für ihre manchmal ausgefallenen Eissorten bekannt.
So finden sich neben den beliebtesten Geschmacksvarianten wie Schokolade, Vanille oder Stracciatella auch besondere Eiskompositionen in Kellys’ Kühltheke wieder. Amadeus zum Beispiel, benannt nach der Mozartkugel, das Rocher-Eis oder auch die Sorbetvariante Ananas-Prosecco. Alle angebotenen Sorbet-Eissorten sind laktose- und glutenfrei und bieten mit 40% Fruchtanteil eine gute Alternative zum Milchspeiseeis. Allerdings wechseln die 12 Eissorten beständig, um auch für diejenigen Gäste interessant zu bleiben, die gerne mal etwas Neues ausprobieren. Man sollte also öfter mal in der Togostraße 4 vorbeischauen, will man auf dem Laufenden bleiben. Dank der fairen Preise sollte einem dies umso leichter fallen.
Und wenn der Winter kommt?
Noch hat der Sommer gar nicht richtig begonnen, da denkt Kelly schon wieder an den Winter. Noch ist es zwar Zukunftsmusik, geht es aber nach den Wünschen seines Besitzers, so soll das kleine Eiscafé auch in der kalten Jahreszeit geöffnet bleiben. Dann aber wird kein Eis, sondern es werden kalte Tapas, Paninis sowie kleine und größere Snacks die Auslagen füllen. Ganz dem Wetter angepasst. Und Kaffee ist ohnehin das ganze Jahr lang beliebt. Und ganz nebenbei verrät Kelly noch, dass er eigentlich von Anfang an eine kleine Tapas-Bar eröffnen wollte, durch die vielen Auflagen aber erst einmal Abstand davon genommen habe. So wurde aus der Tapas-Bar eben ein kleines Eis-Café. Diese Entwicklung entstand natürlich keineswegs aus dem Blauen heraus, denn schon früher betrieb Kelly in Tegel ein gut gehendes Eis-Café.
Fazit des Besuchs: Kein Eis ist auch keine Lösung. Im “Kelly’s Eis & Espresso” bekommt man als Eis-Aficionado hochwertiges Eis aus Berliner Produktion zu fairen Preisen serviert. Auch Kaffee-Genießer kommen auf ihre Kosten.
Kelly’s Eis & Espresso
Togostraße 4
13351 Berlin
U6 Seestraße
Öffnungszeiten:
Montag bis Samstag 12:00h bis 20:00h
Sonntag 13:00h bis 20:00h
