
Was in diesem Falle nichts anderes heißt, dass erst einmal nur die Schlösser ausgewechselt und Befestigungen verstärkt werden, damit in nächster Zeit kein Unbefugter auf das Gelände kann.
Sabine Smentek (SPD) ist deswegen nicht ganz wohl, weil sich die Räumung gegen einen Träger richtet, dessen Arbeit im Wedding mehr als nur geschätzt wird. Mehr als 33 Jahre lang haben Farmchef Sigfried Kühbauer und seine inzwischen 60 Tiere dafür gesorgt, dass Großstadtkinder zum ersten Mal in ihrem Leben mit echten Vierbeinern oder lebendem Federvieh in Berührung kamen, dass sie im Umgang mit den Tieren gelernt haben, für andere Verantwortung zu übernehmen und sich an Regeln zu halten.
Und hier liegt aus Sicht der Jugendstadträtin eben auch der Hase im Pfeffer. Denn Kühbauer und seine Vereinsgenossen haben sich selbst nicht an die Regeln gehalten, denen jeder soziale Träger unterliegt: Er muss über das Geld, das ihm vom Bezirk (und damit vom Steuerzahler) zum Betrieb seiner Einrichtung anvertraut wird, Buch führen und am Ende des Jahres abrechnen. Bis 2013 habe das, so Bezirksstadträtin Smentek, auch immer ganz gut geklappt. Erst als die Kinderfarm sich weigerte, die Abrechnung für das Jahr 2013 vorzulegen, fing der Ärger an. Mehrfach wurde der Abgabetermin verlängert, mehrfach dem Verein angeboten, ihm beim Führen der Bücher unter die Arme zu greifen.

Peggy und Mini
Dennoch wurden auch für das Jahr 2014 noch einmal 170.000 Euro überwiesen. Immer in der Hoffnung, dass die Kinderfarmer irgendwann ihren buchhalterischen Verpflichtungen nachkommen würden.
Stand jetzt: Der Bezirk fordert die Zuwendungen von 2014 zurück, der Verein hat dagegen geklagt. Im März 2015 schließlich wurden alle Zuwendungen gestoppt, seitdem überlebt die Kinderfarm hauptsächlich durch Spenden. Und am 20. Juni wird geräumt. Der Nachfolger steht schließlich schon in der Startlöchern: Der Verein Kinderbunter Bauernhof. Die Jugendstadträtin hofft, dass sie sich mit dem Verein Weddinger Kinderfarm schnell über den Verbleib der 60 Tiere einigen kann, die den Farmern gehören. Die hätten vier Wochen Zeit zu entscheiden, was mit Pony, Gans & Co. passiert. Geld für neue Tiere hat der Bezirk Mitte vorsichtshalber schon mal zurückgelegt.
Autor: Ulf Teichert
Dieser Artikel erschien zuerst im Berliner Abendblatt.
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