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Diesterweg-Gelände: Zukunftsmodell mit Hindernissen

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Zeichnung
ps.wedding möchte aus einem orangefarbenden Schulgebäude ein Kulturzentrum machen. Zeichnung: Rochus Wiedemr.

Über neue 300 Wohnungen und ein Kulturzentrum könnten auf dem Gelände des ehemaligen Diesterweg-Gymnasiums im Brunnenviertel entstehen. Bauen wollen die Initiative ps.wedding und die Degewo. Die Zahl 300 wäre selbst für den regen Neubau, der im Viertel zu beobachten ist, sehr hoch. Der Stadtrat für Stadtentwicklung, Ephraim Gothe (SPD), ist von der Zusammenarbeit der beiden Partner überzeugt. Er spricht von einem Zukunftsmodell. Auch die Degewo will das Projekt, Vorstand Christoph Beck „wünscht sich eine Unterstützung seitens des Bezirks, damit wir die Pläne weiter voran treiben können“. Ps.wedding, die die ursprüngliche Idee entwarfen, warten seit langem auf den Start.

„Das ist ein echtes Zukunftsmodell, dass ein landeseigenes Wohnungsbauunternehmen und ein alternativer Träger ein gemeinsames Bauprojekt entwickeln“, sagt Ephraim Gothe bei einem Pressespaziergang im Brunnenviertel. PS.Wedding und die Degewo wollen das leerstehende, orangefarbene Schulgebäude sanieren und die umgebenden freien Flächen bebauen. Das Wörtchen „gemeinsam“ bezeichnet eine für Berliner Verhältnisse ungewöhnlichen Partnerschaft zwischen einer landeseigenenen Wohnungsbaugesellschaft und einem Non-Profit-Projekt.

Hindernis 1 gelöst: Die BIM

Pläne für ein Kulturzentrum in der Swinemünder Straße. Grafik: ps.wedding

Das Grundstück zwischen Putbusser Straße und Swinemünder Straße, das bis 2011 von einer Schule genutzt wurde, gehört der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH. Das Grundstück muss an die Degewo übertragen werden, bevor überhaupt Bauanträge gestellt werden können. Der Steuerungsausschuss der BIM soll Anfang dieses Jahres die Übertragung des Grundstücks beschlossen haben. Und auch das Berliner Abgeordnetenhaus soll im Januar in erster Lesung der Übertragung zugestimmt haben, wie aus informierten Kreisen zu erfahren war. Zumindest das Eigentumsproblem scheint gelöst zu sein.

Hindernis 2: Die Turnhalle

Der Umsetzung des Projekts steht eine genutzte Turnhalle im Wege, die anders als das dazu gehörende Schulgebäude, nicht wegen Asbests gesperrt ist. Der Bezirk plant für die Sporthalle einen Ersatzneubau. Ursprünglich sei eine eingeschossige Halle mit zwei Feldern vorgesehen gewesen, dann sei jedoch eine zweigeschossige Halle mit vier Feldern anvisiert worden. Die sei aber zu teuer. Nun werde der Bezirk wieder bescheidener und wolle in der Demminer Straße eine eingeschossige Halle mit drei Feldern bauen, so Stadtrat Ephraim Gothe. Zur Lösung dieses Hindernisses wird demnach noch einige Zeit vergehen.

Besteht Hindernis 3? Verfallen Fördergelder?

Das orangefarbene Schulgebäude mit der offiziellen Adresse Putbusser Straße 12 steht leer. Hier sollen Wohnungen gebaut werden.
Das orangefarbene Schulgebäude mit der offiziellen Adresse Putbusser Straße 12 steht leer.

Im Kiez kursieren Befürchtungen, dass der Neubau der Turnhalle aufgrund von Förderrichtlinien nicht endlos hinausgeschoben werde könne. Es drohen Gelder zu verfallen, hieß es von informierten Anwohnern. Gothe sagte dazu: „Der Bezirk hat genug Geld. Das ist kein Problem. Wir haben aber ein Managementproblem“. Der Stadtrat hofft, gegensteuern zu können, da der Bezirk Mitte aufgrund sehr vieler Baugenehmigungen eine Prämie von über 800.000 Euro vom Land Berlin erhalten habe. „Mit diesem Geld können wir, wo es geht, Expertise von außen zukaufen“ und damit Genehmigungsverfahren noch weiter beschleunigen, so der Stadtrat.

Hindernis 3: Die Musikschule

Ebenfalls einen Baustart verzögert der Umstand, dass die Musikschule Fanny Hensel auf dem Gelände Räume in Nebengebäuden vorübergehend bezogen hat. Die Musikschule musste wegen einer Sanierung aus ihrem angestammten Standort in der Ruheplatzstraße ausziehen. Nun können die von der Musikschule genutzten Nebengebäude nicht abgerissen werden. Der Abriss ist für einen Baustart nötig, um eine Zufahrt zur zukünftigen Baustelle zu erhalten.

Über das Vorhaben im ehemaligen Diesterweg-Gymnasium

Das ehemalige Diesterweg Gymnasium. Hier sollen Wohnungen gebaut werden.
Das ehemalige Diesterweg Gymnasium

PS.wedding und die Degewo wollen sich das Gelände teilen. Die Degewo will über 300 Wohnungen neu bauen, ps.wedding will das existierende Schulgebäude sanieren und zu einem sozio-kulturellen Zentrum umbauen. Ursprünglich hatte sich ps.wedding um die gesamte Anlage beworben, später trat die Degewo in das Projekt ein. Die Trennung birgt den Vorteil, dass zumindest die Sanierung des Schulgebäudes durch ps.wedding beginnen könnte, bevor die Fragen rund um die Musikschule und die Turnhalle geklärt sind.

Das Diesterweg-Gymnasium ist im Schuljahr 2011/12 in die Böttgerstraße umgezogen. Das orangefarbene UFO, wie es von einigen Kiezbewohnern genannt wird, steht seitdem leer. Die jährlichen Stillstandskosten, die der Bezirk tragen muss, sollen sehr hoch sein.

Zukunftsmodell Partnerschaften für mehr Wohnungen

Ephraim Gothe zählt weitere Partnerschaften zwischen landeseigenen Wohnungsbauunternehmen und Partnern auf, die er als Zukunftsmodell bezeichnet: ein Projekt von WBM und GSE in der Rathenower Straße, ein Projekt von Gewobag und Studentendorf Schlachtensee e.G. in der Amrumer Straße und die Sanierung mit Ergänzungsbauten von Degewo und Wiesenburg e.V. in der Wiesenstaße.

Weitere Texte zum Thema auf dem Weddingweiser
Gordischer Knoten im ehemaligen Diesterweg-Gymnasium vom 17. Dezember 2015
Diesterweg-Gelände: Neuer Wohnbauplan bis Mitte Juni vom 27. Mai 2015

Text und Fotos: Andrei Schnell; Zeichnung: Rochus Wiedemer; Grafik: ps.wedding

Der Beitrag Diesterweg-Gelände: Zukunftsmodell mit Hindernissen erschien zuerst beim Weddingweiser (Weddingweiser).


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