Wer sich am Plötzensee sattgesehen hat und bereit ist, Weddinger Gefilde kurz zu verlassen, kann mühelos andere Seen erreichen. Zum Beispiel im Nachbarbezirk Reinickendorf. Der Flughafensee ist in mancher Hinsicht ein ganz besonderes Gewässer. Mit seiner Größe von 30 Hektar allein wäre er im seenreichen Berlin sicher kein Rekordhalter. Dafür ist der 1953 – 1978 durch den Abbau von zwei Millionen Tonnen Kies entstandene Baggersee aber das tiefste Gewässer Berlins – 34 Meter geht es unter der Wasseroberfläche in den Abgrund. Ungeplant ist hier ein Naturschutzgebiet entstanden, das aber gleichzeitig unzählige Badestellen bietet – ganz in der Nähe des Wedding…
Von Anfang an gerieten hier Naturschützer und Badefreunde in Konflikt – der mit einem vorbildlichen Kompromiss gelöst wurde. Vor allem der südwestliche Uferteil ist heute ein Vogelschutzgebiet, das vom ansonsten frei zugänglichen Badesee durch Zäune mit Betretungsverbot bzw. auf dem Wasser durch Bojen getrennt ist. Schöne Ausblicke auf den Flughafensee gibt es von der Sanddüne auf der Nordseite und von einer Aussichtsplattform westlich der Badestrände aus. Kurios ist der (vor allem im Winter) direkte Blick auf den Flughafen Tegel. So lange dieser noch in Betrieb ist, kann der Besucher beim Wandern, Sonnen oder Schwimmen Flugzeuge starten und landen sehen. Vor allem aber ist der airporttypische Lärm vom nahen Flugfeld allgegenwärtig.
Ein Katzensprung vom Wedding
Vom Wedding aus ist der Flughafensee in wenigen Minuten erreichbar: mit dem Fahrrad von der Müller-/Scharnweber-/Seidelstraße kommend, muss man an der Kreuzung Seidel-/Otisstraße links auf einen gepflasterten Waldweg abbiegen. Mit dem Auto kann man den Flughafensee erreichen, wenn man den Wagen am Parkplatz an der Seidelstraße abstellt. Auch mit der U-Bahn ist der Flughafensee gut erreichbar – die U 6 fährt in wenigen Minuten vom Wedding zum Bahnhof Otisstraße. Dort hält man sich links, überquert die Seidelstraße und folgt den Waldwegen.
Nach einigen hundert Metern erreicht man den Vorsee (ein Absetzbecken für die Zuläufe des Oberflächenwassers). Ein Steg mit einem mittig angeordneten Pavillon mit Seeblick führt an den Weg, der das Nordufer mit vielen mehr oder wenigen wilden Badestellen erschließt. Im Sommer ein echtes, vielgenutztes Badeparadies in nur drei Kilometern Entfernung vom Wedding, stellt der Flughafensee auch in allen anderen mit seiner ungewöhnlichen Lage zwischen Flughafen und Justizvollzugsanstalt ein lohnenswertes Ziel dar.
Schäfersee, nur einen Steinwurf vom Wedding
Nicht zum Baden, aber dafür Herzstück eines kleinen Parks: der Schäfersee ist ein rund 4,5 Hektar großer, rund 7 Meter tiefer kreisrunder See in Reinickendorf-Ost, nur wenige Meter von der Bezirksgrenze zum Wedding entfernt. Seinen Namen trägt der See nach einer Schäferei, die sich im 18. Jahrhundert am Seeufer befand. Die Badeanstalt, die es noch um die Jahrhundertwende herum gab, ist zwar verschwunden. Dafür aber gibt es am Ostufer einen Bootsverleih, der zu Erkundungen des Schäfersees einlädt. Der in den 1920er Jahren angelegte Uferpark, der eine Komplettumrundung des Sees erlaubt, besitzt einen großen Spielplatz und eine Schau der “Bäume des Jahres”. Als 1987 die U-Bahn von der Osloer Straße bis zum Paracelsus-Bad eingeweiht wurde, verzichtete man auf eine Benennung der in Sichtweite des Schäfersees gelegenen Station nach diesem geographisch markanten Punkt und gab ihr den Namen Franz-Neumann-Platz (Am Schäfersee).
