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Leopolds Erfindung

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Als ein an der Geschichte interessierter Mensch machte ich mich heute im Märkischen Museum auf die Suche nach Anknüpfungspunkten zum Wedding. Ja, ich wurde fündig und zwar im Keller, dort wo das Beil eines Scharfrichters und allerlei historische Folterwerkzeuge wie z.B. Daumenschrauben versammelt sind. Neben mittelalterlichen „Lästersteinen“, die zänkischen Frauen mit Ketten um den Hals gehängt wurden oder den Schandmasken für Ehebrecher, findet unser „Leo“, nach dem der Leopoldplatz benannt ist, auch eine Erwähnung. Nun wissen wir, dass Leopold von Fürst von Anhalt-Dessau nicht im Mittelalter, sondern von 1676 bis 1747 lebte. Seine letzten Jahre fielen in eine Zeit, in der Friedrich der II. – auch Friedrich der Große genannt – den Preußischen Thron bestieg.

Die Heldentaten von Leopold sind bekannt und schnell erzählt, so siegte er in den Schlachten bei Turin, Malplaquet und Höchstädt – danach sind die Straßen am Leopoldpatz benannt. Er verbesserte die Effizienz der Handfeuerwaffen, darüber hinaus machte seine Reformen das Heer zum schlagkräftigsten Europas und Preußen zur bedeutenden Militärmacht.

Dessauer TrogHier im Museum lernte ich nun den kreativen Leopold kennen. Er reagierter mit einer bahnbrechenden Erfindung auf das Verbot der Folter, das Friedrich der Große bei seinem Amtsantritt im Jahre 1740 verfügte. Viele Zeitgenossen hatten damals Angst, dass es nun nicht mehr zu Verurteilung von Straftätern kommen würde. Um hier Abhilfe zu schaffen, erfand Leopold den „Dessauer Trog“, dessen Existenz für Berlin, Spandau und Bernau belegt und von dem ein Original im Museum vorhanden ist.

Dabei handelt es sich um einen ca. 2 Meter langen ausgehöhlten Baumstamm, mit einer geschmiedeten Fußfessel. Hier hinein wurde der Delinquent an Armen und Beinen gefesselt gelegt. Oben mit einem Deckel bedeckt, war er jeder Bewegung beraubt. Er habe dann so lange darin gelegen, bis er die Tat gestanden hätte. Dies habe schon einmal mehrere Tage gedauert, so die Chronisten der Zeit. Die schlimmsten Peiniger seien aber die Insekten gewesen, deren sich der Gefangene nicht hätte erwehren können.

Bei der Neugestaltung des Leopoldplatzes vor einigen Jahren blieb keine Zeit, die Leistungen von Prinz Leopold von Anhalt-Dessau zu würdigen. Damals überlagerte die Lösung sozialer Problem das Geschehen. Vielleicht kann man nun, mit einem kleinen zeitlichen Abstand, eine kleine Tafel erstellen, mit etwas Text und einem Bild dieses interessanten Exponates. Die Tafel könnte dann an einer der schönen Schinkel-Leuchten in der Nähe der Alten Nazarethkirche angebracht werden. Vor allem zur Information der auswärtigen Gäste, die ja jetzt gerne auf dem neu gestalteten Leopoldplatz verweilen…

 

Text/Foto: Eberhard Elfert 

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