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Five Roasters – eine Kaffeerösterei im Wedding

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Five Roasters ist eine kollektive Kafferösterei mitten im schönen Wedding. Sie sind ein Teil des Netzwerks “Roasters United”, in dem sich sieben Röstereien aus Europa zusammengeschlossen haben. Nadine und Olli leben und arbeiten schon lange im Osramkiez. Vor einigen Wochen ist George dazugestoßen. Er bereichert das Team ab sofort mit seiner langjährigen Erfahrung im Rösten und der Kaffeezubereitung.

Ohne Zwischenhändler und Chemiekeule

Die Drei haben einen sehr hohen sozialen Anspruch. Bei ihrer Arbeit wird sehr viel Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit gelegt. Auch Transparenz spielt eine große Rolle. Auf ihrem Blog informieren die Five Roasters ausführlich über die Herkunft des Kaffees, die Transportwege, das Röstverfahren und ihre Kaffeereisen.

Der Rohkaffee kommt ohne Zwischenhändler direkt von den Plantagen der erzeugenden Kooperativen. Die Kaffeebohnen werden dort ökologisch angebaut. Ein achtsamer Umgang mit der Umwelt und der Natur ist dem Team von Five Roasters äußerst wichtig. Die Kontrolle der sozialen Umstände, unter denen die Kaffeekirschen geerntet und verarbeitet werden, ist genauso selbstverständlich wie jeglicher Verzicht auf chemische Hilfsmittel beim Anbau.

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Besser als Industriekaffee

Durch die schonende Röstung wird Kaffee und Espresso mit viel Aroma bei wenig Säure entwickelt. „Die handwerkliche Aufbereitung im Trommelröster holt das Beste aus den Bohnen heraus. So entstehen unverfälschte Geruchs- und Geschmackserlebnisse. Eine schonende und langsame Röstung des Kaffees ist wesentlich bekömmlicher als der normale Industriekaffee“, erzählen mir Nadine und Olli.

„Kaffee sollte man am besten immer selbst mahlen. In den ersten 30 Minuten nach dem Mahlen verliert der Kaffee 30 Prozent seiner Qualität. Wenn man Kaffee selber mahlt, dann nur per Hand oder in einer der wenigen Maschinen, die das Kaffeegut beim Mahlen nicht erhitzen“, erklärt mir Olli. Allerdings ist nicht nur der Mahlvorgang ausschlaggebend für einen guten Kaffee.

Viele Faktoren sind wichtig

Ein wirklich guter Kaffee hängt von vielen Faktoren ab. Die Frische des Kaffees, die Qualität des Wassers, die Sorte des Kaffees, der ideale Mahlgrad, die richtige Dosiermenge und eine produktgerechte Extraktions-Zeit sowie die Temperatur sind nur einige wichtige Punkte.

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Ihr wollt mehr über richtig guten Kaffee wissen?

Kein Problem, Nadine, Olli und George geben Ihr Wissen gerne weiter. Informationen zu Seminaren erhaltet ihr auf Anfrage. Five Roasters vereint eine ausführliche Beratung, Qualität und Nachhaltigkeit. Die köstlichen Kaffeespezialitäten, Rohkaffee für Heimröster sowie eine kleine Auswahl an Zubehör, gibt es im Five Roasters-Onlineshop

https://www.fiveroasters.de/shop

Außerdem gibt es den Five Roasters-Kaffee auch hier direkt im Wedding. Im „Tassenkuchen“ und „Tigelleria Di Caprio“ ist ein kleines Five Roasters-Kaffee-Sortiment erhältlich. Nach vorheriger telefonischer Absprache kann der Kaffee auch bei den Five Roasters abgeholt werden.

Übrigens, das Team der Five Roasters ist auf der Suche nach neuen Räumen. Wer einen Tipp für eine tolle Location hat, jeder Hinweis ist willkommen!

Nadine, Olli und George sind derzeit noch ein Dreierkollektiv. In naher Zukunft wollen sie zu fünft sein, eben „Five Roasters“…

Text/Fotos: Claudia Adrian

Five Roasters
Heymann und Klitsch GbR

Groninger Str. 50

Mobil: 0151 2350 4928

E-Mail: mail@fiveroasters.de

www.fiveroasters.de

www.facebook.com/FiveRoasters

www.youtube.com/watch?v=q53rBsmjrls

 



Kaugummiautomaten: Groschenopfer auf dem Schulweg

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Malplaquetstr. 25

Malplaquetstr. 25

Leicht angeschmuddelt und auf Kinderaugenhöhe liegend sind sie heute fast gänzlich aus unserem Blick verschwunden. Auch in das Zeitalter des Internets wollen sie nicht so recht hinein passen.

Die Rede ist von Kaugummiautomaten.

Derzeit existieren im Wedding bzw. Gesundbrunnen noch deutlich mehr als 100 freilebende Exemplare dieser einstigen Groschenfresser. 147 festinstallierte um genau zu sein. Dunkle Stellen an Eckkneipen und Spätis aber zeigen deutlich, dass sie von ihren Besitzern nach und nach abmontiert werden, ohne jedoch durch neuere Modelle ausgetauscht zu werden.

Die größte Anhäufung dieser Automaten ist erstaunlicherweise nicht auf der Müller- oder Badstraße zu Hause, sondern ausgerechnet auf der Soldiner Straße. Ganze zehn an der Zahl. Und während immerhin noch neun auf der Sprengelstraße hängen und sieben (bald sechs) auf der Lüderitzstraße, sind es auf der langen Müllerstraße sage und schreibe: zwei. Auf der Badstraße ist’s sogar nur ein einzelner.

Seestr. 119

Seestr. 119

Zwei Automaten stechen aus dieser Aufzählung besonders heraus, denn sie werben nicht mit den üblich galaktischen Gummibällen, den Regenbogenarmbändern oder gar den „echten mini Taschenmessern“. Nein, zwei Automaten bieten der geneigten Kundschaft „Ringe[n] mit Diamant“ und zwar für sagenhafte 50 Cent. Dass es an diesen Stellen keine Security oder Einlasskontrollen gibt, um die wild gewordenen Menschenmassen abzuhalten, wird wohl auch eines dieser Rätsel bleiben.

Natürlich wäre es von brennendem Interesse zu erfahren, was es mit diesen Ringen auf sich hat und wie viele dieser Ringe mittlerweile schon erdreht wurden? Allerdings scheint es, als dass die Firma Knauf, die eben jene Automaten bestückt, es ebenso wenig in das Zeitalter des Internets geschafft hat. Sehr schade eigentlich.

Adolfstr. 17 - Besucher der Moritzbar werden dieses ungleiche Zwillingspaar kennen.

Adolfstr. 17 – Besucher der Moritzbar werden dieses ungleiche Zwillingspaar kennen.

Wer sich selbst davon überzeugen will oder rein zufällig auf der Suche nach einem Paar kostengünstiger Verlobungsringe für seine Jugendliebe ist: Kiautschoustraße 3, direkt hinter dem Döner-Imbiss an der Ecke sowie einer der beiden Automaten an der Prinz-Eugen-Straße 23. Wie würde ein blonder Volksmusikant sagen:“Aber nur, solange der Vorrat reicht!“ Ansonsten gibt es eine kleinere Anzahl von Automaten, die zwar keine Ringe mit Diamant bieten, aber zumindest doch “Ringe mit Diamantschliff” (siehe Malplaquetstraße 25 am Mini-Kaufhaus).

Bildergalerie und Straßenkarte

Die 15 interessantesten Kaugummiautomaten aus’m Wedding und Gesundbrunnen gibt es auch ohne Heiratsabsicht in einer Bildergalerie zu bewundern. Eine Straßenkarte mit allen Automaten sowie eine vollständige Bildergalerie gibt es unter:

kaugummiautomaten.weddingerberg.de

Diese Angaben sind natürlich ohne Gewähr. Es gilt also: Ihr kennt einen Kaugummiautomaten, der nicht auf der Liste ist? Ergänzt ihn entweder hier oder auf Facebook – am besten natürlich mit Foto.

Soldiner Str. 101 - Die heimliche Hauptstrasse der Kaugummis im Wedding, - eigentlich im Gesundbrunnen gelegen. Pankstr. 57 - Ein schnelles Gastgeschenk für eine Schnelle... Lüderitzstr. 74 - Einer, der zwei modernsten Automaten. Leider wird der Automat direkt an der Flopbar bald wieder verschwinden. Malplaquetstr. 25 - Ringe mit Diamantschliff gibt es am Mini-Kaufhaus. Sparrstr. 18 - Treffen hier neue und alte Welt aufeinander? Sieht eigentlich ganz kuschelig aus. Hochstr. 34 - Westberliner Stillleben: Kneipe mit Automat Prinzenallee 60 - Strassenkunst trifft Schaufensterkunst Ostenderstr. 35 Weddingstr. 5 Strassenszene in der kleinen Weddingstraße mit Kaugummiautomat Prinz-Eugen-Str. 23 - Ringe mit Diamant. Ob es aber echte Diamanten sind? Amsterdamer Str. 14 Adolfstr. 17 - Besucher der Moritzbar werden dieses ungleiche Zwillingspaar kennen. Buttmannstr. 1a Prinzenallee 36 Seestr. 119

Schoko & Luise: Echte Profis für Eis und Kuchen

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Schoko und Luise GästeIn diesem Eiscafé ist Umdenken angesagt. Die Birne heißt hier nicht Helene, sondern Luise. Und dieses Kernobst, das aus dem brandenburgischen Werder angeliefert wird, hat der Eismanufaktur „Schoko & Luise“ zu ihrem Namen verholfen.

Schoko und Luise Fehmarner StrEigentlich würde man in der ruhigen Fehmarner Straße kein Café erwarten. Doch auf halber Höhe zwischen der lauten Föhrer Straße und der Flaniermeile Nordufer springt dem Spaziergänger plötzlich eine große Eistüte ins Auge. Wer in das Eiscafé eintritt, steht unmittelbar vor dem Glastresen mit Eis in allen möglichen Farben. Julia empfängt uns freundlich und erklärt uns die vielen, zum Teil sehr originellen Sorten. „Unser Eis ist handwerklich hergestellt“, sagt die 25-Jährige. „Hier schmeckt Mango noch nach Mango.“ Wer nicht auf Sorbet aus Fruchtbasis steht, wird sich vielleicht über so extravagante Sorten wie Sizilianische Pistazie, Schwarzwälder Kirsch oder Caramel Beurre Salé freuen. „Was unsere namensgebende Birne Luise angeht, so haben wir sie für Schoko & Luise mit dunkler belgischer Schokolade mit 70 % Kakaoanteil kombiniert“, beschreibt Julia das Alleinstellungsmerkmal der Manufaktur. Den Geschmack der Mischsorte kann man als ziemlich unerwartet beschreiben. Schoko & Luise Eissorten.jpgAuch unter dem Begriff „Schoko“ versteht Robert Gbureck, der Geschäftsführer, mehr als nur ein profanes Eis. „Wir setzen konsequent auf Schokolade“, sagt er. Das heißt: weiße oder dunkle Schokolade und viele Spielarten irgendwo dazwischen. Er muss es wissen, denn er hat Speiseeisherstellung gelernt. Seine Mitarbeiterin Julia bringt ihr Fachwissen als gelernte Konditorin ein. Klar, dass es im Café auch mindestens drei Kuchen oder Torten im Angebot gibt – je nach Saison.

wpid-img_20150501_170105.jpgEin Eis auf die Hand geht am einfachsten. Doch wer etwas mehr Zeit mitbringt, kann sich an den einladende Retro-Möbeln aus den 1950er und 60er Jahren erfreuen, die das Café mitsamt seinem Hinterzimmer ziemlich verspielt aussehen lassen. „Das spricht Kinder und junge Erwachsene besonders an“, hat Julia herausgefunden. Dazu kommen einfallsreiche bunte Objekte, die an der Stuckdecke hängen. Auch das Logo, das sich auf der Stickertapete hinter dem Tresen wiederholt, spielt mit seiner schnörkeligen Art auf die gute alte Zeit an. Die Lage von “Schoko & Luise” zwischen Schiffahrtskanal und Plötzensee lädt geradezu dazu ein, das Eis auch über die Fehmarner Straße hinaus zu verbreiten. Ein Eiswagen wird daher im Sommer auch die Weddinger Parkbesucher mit acht bis zehn Eissorten versorgen. „Wir wissen, dass wir hier mit dieser Qualität so etwas wie Pioniere sind“, sagt Julia. Doch auch wenn die Kugel Eis mit 1,20 Euro zu Buche schlägt: Weddinger, die experimentierfreudig sind und Handgemachtes zu schätzen wissen, dürften die Adresse des im März eröffneten Eiscafés bald kennen. …

Schoko & Luise Eisverkäuferin.jpgSchoko & Luise

Fehmarner Str. 20, 13353 Berlin-Wedding

Täglich 12 – 19 Uhr, ggf. länger

 


Wird Wedding teuer? Über die Mieten im Brunnenviertel

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Gerüchte machen die Leute im Brunnenviertel nervös. Man erzählt sich von rückwirkend erhobenen Mietforderungen, von Hausverkäufen der landeseigenen Vermieters degewo an private Wohungsunternehmen und von Mieterhöhungen durch vorzeitigen Ausstieg aus Förderprogrammen. Das große Berliner Thema Mieten in einem kleinen Kiez.

Sozialer Wohnungsbau ist ein vor allem ein Gesetz
Das Brunnenviertel wird dominiert von Häusern, die im sogenannten Sozialen Wohnungsbau errichtet wurden. Wenn Sozialer Wohnungsbau eine Stilrichtung wäre, dann gäbe es relativ wenig Probleme. Dem einen gefallen halt große Balkons und weite Höfe, und der andere stört sich am fehlenden Stuck. Aber es handelt sich beim Sozialen Wohnungsbau nicht um eine Stilfrage, sondern um ein Gesetz: das ist das II. Wohnungsbindungsgesetz. Und dieses Gesetz wurde so gestaltet, dass die Bauherren durch die jahrzehntelange Förderung am Ende mehr Geld vom Staat erhalten als der Bau der Häuser je gekostet hat – wie der streitbare Verdrängungskritiker Andrej Holm 2010 schrieb. Auch darüber könnten großzügig denkende Menschen hinwegsehen, wenn nicht das Problem hinzutreten würde, dass die Wohnungen am Ende der Förderzeiten in den freien Wohnungsmarkt wechseln würden. Da ist es dann schon erlaubt zu seufzen: Das schöne Fördergeld. Bei den in den 80er Jahren errichteten Wohnungen des Brunnenviertels geschieht nun genau dies: Aus bislang marktverschonten Wohnungen werden Marktwohnungen.

Rückwirkende Mieterhöhungen
Sozialmieten im Brunnenviertel UniversaEine Hintergrundinformation: Was nur Mieter von Sozialwohnungen wissen, ist, dass Sozialmietverträge versteckte Staffelmietverträge sind. Jedes Jahr steigen die Mieten „gemäß Förderung“, wie die Vermieter dazu sagen. Wer das schon wusste, kann ab hier Neues erfahren: Mieter im Brunnenviertel erhalten derzeit rückwirkende Mieterhöhungen. 12 Monate und mehr rückwirkend werden zur Nachzahlung fällig. Da wird eine im doppelten Wortsinn überraschende Summe fällig. Und doch ist Forderung wohl rechtlich einwandfrei. Der bisherige Eigentümer dieser Wohnungen, das landeseigene Wohnungsunternehmen degewo, hatte trotz der jährlichen Mieterhöhungen den nach II. Wohungbindungsgesetz möglichen Erhöhungsspielraum nicht ausgenutzt. Nach dem Verkauf durch die degewo verlangen die neuen privaten Eigentümer nun die vollen Mietsteigerungen. Diese rückwirkenden Mieterhöhungen sind nach dem Gesetz möglich, auch wenn man sich das als Laie nicht vorstellen kann. Wer nicht zahlen möchte, dem bleibt nur die außerordentliche Kündigung – mit Frist von 3 Monaten.

Tricksereien bei der degewo?

Der größte Vermieter im Brunnenviertel - die degewo.

Ein Haus des größten Vermieters im Brunnenviertel, der degewo.

Es ist nicht leicht, die komplexen Zusammenhänge einfach zu erklären. Hier ein zweiter Versuch mit einer anderen Beobachtung im Brunnenviertel. Es wird von unfairen Mieterhöhungen durch vorzeitige Rückzahlung von Fördermitteln aus dem II. Wohnbindungsgesetz berichtet. Ziel sei es, das Mietenbündnis des Landes Berlin zu umgehen, obwohl die degewo diesem Bündnis beigetreten ist. Das Mietenbündnis hätte eine Begrenzung der Bestandsmieten (nicht Neuvermietung!) auf 5,70 Euro pro Quadratmeter verlangt. Indem die degewo die Fördermittel vorzeitig zurückzahlt, verlieren die betroffenen Wohnungen den Status Sozialwohnung. Damit handelt es sich um Wohnungen des freien Wohnungsmarktes. Sie gehören nicht mehr zum Mietenbündnis. Bemerkenswert dabei ist, dass die auf diese Weise ab dem 1. April 2015 „freien“ Wohnungen für die Bestandsmieter teurer werden als der Mietspiegel sie bewertet.

Alternativen?
Die degewo veröffentlichte eine Pressemitteilung, in der die schlüssellose Tür gefeiert wird. Ob das die Leute derzeit interessiert? Andere reden dagegen durchaus über Mieten. Zum Beispiel „Dialog extrem“ am 15. April. Der Ansatz von „Dialog Extrem“ ist gut, wird doch so das Thema Mieten thematisiert, auch wenn man Sprüche des Experten Dr. Andre Schlüter aushalten muss: „Miete ist Enteignung – Berlin braucht mehr Eigentum“.  Langfristig gesehen, wird reden allein wahrscheinlich nicht reichen. Deshalb hat sich das Mieten-Volksentscheid gegründet. Ziel ist die Gründung eines Wohnraumförderfonds und die Umwandlung der landeseigenen Wohnungsunternehmen in Anstalten öffentlichen Rechts. Ob damit Probleme gelöst werden, ist ungewiss. Aber es kommt Bewegung in das Thema.

PS: Dieser Artikel beschäftigt sich mit der degewo. Der Grund ist einfach: sie ist im Brunnenviertel der mit Abstand größte Vermieter. Um einen einseitige Sicht zu vermeiden, hat der Autor vor Veröffentlichung die Presseabteilung der degewo um ihre Sicht gebeten – und keine Antwort erhalten.

Text und Fotos: Andrei Schnell  


Das Schicksal des Nord-Süd-Tunnels der S-Bahn

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Wie heißt es so schön: man lernt Dinge erst zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat. So dürfte es vielen – zu Recht – genervten und gestressten S-Bahn-Fahrgästen gegangen sein, als im Januar die S-Bahnstrecke zwischen Gesundbrunnen und Yorckstraße gesperrt wurde oder wenn wieder mal gestreikt wird. Nun wird die Strecke planmäßig am Montag, den 4. Mai wiedereröffnet, und die abweichende Linienführung vieler Linien wird rückgängig gemacht. Der exakt sechs Kilometer lange Tunnel unter den Straßen von Berlin-Mitte hat bald 80 Jahre auf dem Buckel und steht exemplarisch für die wechselreiche Geschichte Berlins im 20. Jahrhundert. Es wird Zeit, sich dieses Bauwerk einmal näher anzuschauen.

Vor 80 Jahren eröffnet: Bahnhof Humboldthain

S Bahnhof Humboldthain GebäudeAm 1. Januar 1935 wurde, noch an der Oberfläche, der neue Bahnhof Humboldthain eröffnet. Von dort gelangten die Züge anfangs nur bis zum Stettiner Bahnhof (auf Höhe des heutigen Nordbahnhofs). Der Bahnsteig liegt in einem tiefen Einschnitt zwischen dichter Bebauung und dem Hang des nahen Volksparks Humboldthain. Er wird durch ein achteckiges Zugangsgebäude an der Ecke Wiesenstraße/Hochstraße erschlossen, das im Stil der Neuen Sachlichkeit von Architekt Richard Brademann entworfen wurde. Im Juli 1936, also zu den Olympischen Spielen, wurde dann der erste Bauabschnitt des S-Bahn-Tunnels bis Unter den Linden (heute: Brandenburger Tor) eröffnet. Die Tunneleinfahrt befindet sich einige hundert Meter hinter dem Bahnhof Humboldthain, nahe der verrosteten Liesenbrücken. Doch erst seit 1939, als der südliche Tunnelabschnitt Unter den Linden – Yorckstraße fertiggestellt war, sind die nördlichen S-Bahnlinien aus Oranienburg, Hennigsdorf und Bernau mit den südlichen Linien verbunden.

Vor 70 Jahren geflutet: der S-Bahn-Tunnel

S Bahn RegionalexpressDoch das Jahrhundertbauwerk war schon wenige Jahre später wieder zerstört. Denn nur Stunden vor dem Ende der Kampfhandlungen in Berlin wurde der Tunnel am 2. Mai 1945 geflutet. Unbekannte Täter hatten die Tunneldecke direkt am Landwehrkanal gesprengt, so dass sehr schnell Wasser in die verschiedenen Tunnelsysteme eindringen konnte. Auch die U-Bahn war davon über einen Verbindungsgang an der Friedrichstraße betroffen. Erst 1947 war der Tunnel wieder für S-Bahnen befahrbar. Doch durch die Teilung Berlins hielten die West-Berliner S-Bahnen ab 1961 nicht mehr an den vier unterirdischen S-Bahnhöfen, die unterhalb des Ostsektors lagen – während die S-Bahn bis 1984 weiterhin von der (DDR-)Reichsbahn betrieben wurde. Nur an der Friedrichstraße wurde gehalten, wo die Übergangsmöglichkeit zur BVG-U-Bahn-Linie 6 bestehen blieb.

Vor 25 Jahren wieder eröffnet: die stillgelegten Stationen

S Bahnhof Humboldthain1990 wurden dann die meisten wegen der Teilung außer Betrieb genommenen Tunnelstationen, aber auch der im Grenzbereich nördlich der Ringbahn liegende Bahnhof Bornholmer Straße wieder eröffnet. Allgemein hält sich die Auffassung, in der NS-Zeit habe es nur eine historisierende, monumentale Architektur gegeben. Ganz im Gegenteil, bei Funktionsbauten wie Flughäfen, Bahnhöfen sowie bei Fabrikgebäuden wie den Osramhöfen setzte man auf die Moderne. Historisierend oder monumental wurde es erst bei repräsentativen Gebäuden. Charakteristisch für die meisten Stationen, die 1935 – 1939 gebaut wurden, ist die Frakturschrift “Tannenberg” für die Bahnhofsnamen, die entweder originalgetreu erhalten ist oder bei der Sanierung imitiert wurde. In der Verteilerhalle des Nordbahnhofs sind ebenfalls einige Hinweisschilder in dieser Schrift erhalten geblieben.

Und heute?

Bf Gesundbrunnen PlakatNach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Tunnel erst in den Jahren 1991/92 grundsaniert. Für Regional- und Fernbahnen steht seit 2006 ein eigener viergleisiger Tunnel unter dem neuen Hauptbahnhof zur Verfügung. Er verläuft einige hundert Meter westlich vom Nord-Süd-Tunnel und umgeht damit den Bahnhof Friedrichstraße. Im Jahr 2015 war dann die nächste Sanierung des S-Bahn-Tunnels erforderlich: für 6,4 Millionen Euro waren vier Kilometer Gleis zu erneuern, 19 Weichen auszutauschen, 5,6 Kilometer Starkstromkabel zu verlegen, 2 500 Leuchtstoffröhren zu montieren und eine neue Zugsicherungstechnik zu installieren. Außerdem gibt es jetzt Schienenschmierstellen in besonders engen Kurven – in der Hoffnung, dass das Gequietsche der Züge dadurch leiser wird. In der heutigen Zeit wichtig: für den besseren Handyempfang und die Nutzung durch Smartphones ist jetzt ein leistungsfähigeres LTE-Netz im Tunnel installiert. Nach der Wiedereröffnung dürften wieder 100.000 Menschen am Tag mit den rot-gelben Zügen unter Berlin-Mitte fahren. Der Nord-Süd-Tunnel ist und bleibt ein wichtiger Baustein des S-Bahnsystems Berlins und stellt vor allem für die Bewohner von Berlin-Gesundbrunnen eine schnelle und bequeme Anbindung an die Innenstadt dar.

 

 


Archäologisches Fenster zur alten Himmelfahrtkirche

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Fundamente der alten Himmelfahrtskirche im archäologischen Fenster.

Fundamente der alten Himmelfahrtkirche im archäologischen Fenster.

Am 2. Mai um 16 Uhr eröffnete Bezirksbürgermeister Christian Hanke das neue archäologische Fenster im Humboldthain. Das Fenster ist ein Geschenk des Vereins Berliner Unterwelten. Besucher können nun die Fundamente der alten Himmelfahrtkirche sehen und dabei etwas über das Kriegsende im Gesundbrunnen erfahren.

Am 2. Mai 1945, ein Mittwoch, befiehlt General der Artillerie Helmuth Weidling die Einstellung der Kämpfe in Berlin: „Jede Stunde, die ihr weiterkämpft, verlängert die entsetzlichen Leiden der Zivilbevölkerung Berlins und unserer Verwundeten.“ Doch an der in dieser wirren Zeit als Front bezeichneten Brunnenstraße wird noch 3 Stunden länger gekämpft als im restlichen Berlin. Auf die Stunde genau 70 Jahre später – es ein strahlender Sonnabend – übergibt der Verein Berliner Unterwelten einen Ausschnitt der Fundamente der alten Himmelfahrtkirche an die Öffentlichkeit.

Unter einem vor Regen schützenden Dach liegt nun der Eingang der Kirche frei. Es ist nur ein kleiner Ausschnitt der Grabung, der aber etwas besonderes zeigt: Sprengbohrungen. Denn die unversehrt gebliebene Kirche an der Brunnenstraße in direkter Nachbarschaft zum Hochbunker war dem Kommandanten des Bunkers im Weg. Er wollte freies Schussfeld und ließ die Kirche deshalb noch in den letzten Kriegstagen sprengen.

Was ist eigentlich ein archäologisches Fenster?
Ein archäologisches Fenster ist eine Ausgrabung, die geöffnet bleibt und damit zu einem Museum am historischen Ort wird. Ein Dach schützt die Ausgrabung vor Regen. In Berlin gibt es archäologische Fenster zum Beispiel am Berliner Stadtschloss oder in der Bernauer Straße als Teil der Gedenkstätte Berliner Mauer. Für Berlins obersten Archäologen, Prof. Dr. Matthias Wemhoff, kann man mit einem archäologischen Fenster „durch die Schichten der Geschichte hindurchsehen auf die wesentlichen Ereignisse“.

Die Berliner Unterwelten

Dietmar Arnold, Vorstand des rührigen Vereins Berliner Unterwelten

Dietmar Arnold, Vorstand des rührigen Vereins Berliner Unterwelten

„Wir haben im letzten Jahr überlegt, dass wir zum Thema 70 Jahre Kriegsende etwas machen müssen“, erklärt der Vorsitzende der Unterwelten, Dietmar Arnold, leichthin. So als ob es sich um eine Kleinigkeit handeln würde, als ob es eine Selbstverständlichkeit wäre, aufgrund dieses Jubiläums 35.000 Euro zu investieren, mit viel Geschick behördliche Genehmigungen im Rekordtempo einzuholen, innerhalb von wenigen Wochen wissenschaftlich zu graben.

Pünktlich zum 2. Mai ist das Fenster fertig geworden und konnte mit einem Gottesdienst feierlich eingeweiht werden. 80 Gäste waren bei der Eröffnung dabei. Für die Ausgrabung der Fundamente der Himmelfahrtskirche hat der Verein Unterwelten die Archäologin Claudia Melisch gewinnen können. Claudia Melisch ist dem einen oder anderen aufmerksamen Berliner bekannt durch die Ausgrabung an der Petrikirche an der Getraudenstraße, wo sie Berlins älteste Bauwerke freilegt.
Zur feierlichen Einweihung haben die Berliner Unterwelten auch eine Nachfahrin des Architekten der Himmelfahrtskirche ausfindig gemacht. Die Enkelin eines Großneffen von August Orth würdigte den Architekten vieler Kirchen der Kaiserzeit.

Claudia Melisch, Archäologin in Berlin, erklärt.

Claudia Melisch, Archäologin in Berlin, erklärt.

Der aktive Geschichtsverein um Dietmar Arnold hat nicht nur das archäologische Fenster dem Bezirk Mitte geschenkt, sondern auch zugesagt, die Pflege des offenen Denkmals zu übernehmen.

Ein 60-Sekunden-Film von der feierlichen Eröffnung findet sich auf YouTube.

Autor und Fotos: Andrei Schnell


“Taj Grill”: Das pakistanisch-indische Imbissrestaurant

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Taj Grill außen

Taj Grill ist ein Imbissrestaurant an der oberen Müllerstraße

Schnell mal eben indisch-pakistanisch essen, ohne das Brimborium eines richtigen Restaurants? So etwas ist im Wedding noch ungewöhnlich. In Pakistan hingegen, wo die Betreiber des „Taj“, Arif und Qayyum, herkommen, ist es ganz alltäglich, an Straßenküchen oder kleinen Grills zu essen. Es muss im Wedding auch nicht immer Döner, Falafel oder Currywurst sein: das kleine Imbissrestaurant bietet auch „Mizza“ an, in Deutschland ganz und gar unbekannt. Bis jetzt….

Taj Grill Eigentümer

Arif kann auf über 20 Jahre Gastronomieerfahrung zurückblicken

„Viele Muslime wissen, dass Pakistan ein islamisches Land ist“, sagt Arif Salimi. Die Speisen, die sein Koch Qayyum zubereitet, sind daher garantiert helal. Die Gewürze werden auf die Art und Weise gemischt, wie die beiden es aus ihrer Heimat Punjab kennen: Zimt, Nelken, Kardamom und Curry spielen dabei eine große Rolle. „Typisch für diese pakistanisch-indische Grenzregion sind viele Kichererbsen und Linsen“, erklärt der 58-jährige Arif. Die Zubereitung von Tandoori-Essen erfolgt frisch im Gasgrill. Einziges Zugeständnis an europäische Geschmacksgewohnheiten ist bei manchen Gerichten die Verwendung von Sahne statt Joghurt.

Farbenfrohes Inneres

Auch wenn die Zubereitung in der offenen Grillküche schnell geht, können sich bis zu 25 Gäste in dem in dunkelrot gehaltenen Gastraum hinsetzen. Dazu kommen noch zehn Plätze auf der kleinen Terrasse, die abends viel Sonne abbekommt. Originell ist die farbenfrohe Wandgestaltung einer Malerin: „Die Farben und Motive der einen Wand stehen für Indien“, sagt Arif. „Die andere Wand zeigt Menschen in pakistanischer Kleidung und ortstypische Häuser.“

Pizza auf pakistanisch

Taj Grill MizzaMit vier Sorten „Mizza“ hebt sich der Taj-Grill von der Konkurrenz endgültig ab. „Es basiert auf einem Gericht, das wir in Pakistan ständig essen: Misiroti“, verrät Arif, der wie sein Kollege im Wedding wohnt. Misiroti ist eine pakistanische Pizza, die statt mit Tomatensoße mit Kichererbsenmus bestrichen wird. Somit kann auch auf Käse als Bindemittel verzichtet werden. „Man schmeckt dafür unsere Gewürzmischung heraus, vor allem Petersilienkörner“, sagt Arif. In der Tat, die Mizza (vegetarisch oder mit Fleisch) sieht aus wie die italienische Pizza, der würzige Nachgeschmack ist jedoch fernöstlich geprägt.

Noch etwas: das Wort „Taj“ kommt in indischen und pakistanischen Sprachen, aber auch im Türkischen vor – es leitet sich vom Taj Mahal ab und bedeutet schlicht „Krone“. Nicht ganz unbescheiden für so ein kleines Imbissrestaurant an der Müllerstraße. Entscheidend ist aber: das Geschmackserlebnis kann man durchaus als königlich bezeichnen…

Taj Grill indisches EssenTaj Grill

Müllerstr. 52 (Bus 120, Türkenstraße)

Mittagstisch Mo-Fr ab 12.00 Uhr ab 4,50 Euro

 


Diesterweg-Gymnasium: Wie geht es weiter im orangenen Raumschiff?

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Diesterweg_leerstandUm die Zukunft des seit vier Jahren leer stehenden Schulgebäudes in der Putbusser Straße geht es bei einer Veranstaltung des Stadtteilvereins Brunnenviertel am Freitag, den 8. Mai. Der Verein lädt ab 14.30 Uhr zu einer Informations- und Diskussionsveranstaltung in den Supermarkt, Brunnenstraße 64 ein.

In dem orangefarbenen Gebäude, wegen seiner ungewöhnlichen Architektur auch Raumschiff genannt, war bis vor vier Jahren das Diesterweg-Gymnasium untergebracht. Nach dem Wegzug der Schule steht es leer. „Während Zahn der Zeit und Vandalismus am Gebäude nagen, fehlen im Brunnenviertel zentrale Orte der Begegnung für Soziales, Kulturelles, Sport und die Bildung“, heißt es vom Stadtteilverein. Inzwischen hat auch die angeschlossene Stadtteilbibliothek auf dem Gelände das Viertel verlassen, die ehemalige Schulsporthalle ist seit Monaten nicht mehr nutzbar.

Der Stadtteilverein Brunnenviertel e.V. möchte mit Politikern, Experten und Nachbarn der Frage nachgehen, wie und vor allem wann das Gebäude wieder nutzbar gemacht werden kann. Ab 14.30 Uhr geht es zunächst um eine Analyse der Situation im Brunnenviertel. Bezirksbürgermeister Dr. Christian Hanke beschäftigt sich mit der Frage „Wohin entwickelt sich das Brunnenviertel“. Anschließend wird Bezirksstadträtin Sabine Smentek über Bedarf und Entwicklung von Sport und Bildung im Viertel sprechen. „Wohnungsneubau in einer wachsenden Stadt – was bedeutet dies für die Quartiere“ ist das Thema von Dirk Böttcher von der Wohnungsbauleitstelle bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.

Ab 16 Uhr stellt das Projektteam pswedding sein Nutzungskonzept vor, das ein soziokulturelles Zentrum mit Wohnungsneubau vorsieht. Ab 17.30 Uhr kann mit Vertretern der Fraktionen aus der Bezirksverordnetenversammlung diskutiert werden. Angekündigt haben sich Wolfgang Lehmann (GRÜNE), Sascha Schug (SPD), Thorsten Reschke (CDU); Sven Diedrich (DIE LINKE) wurde von den Veranstaltern ebenfalls eingeladen.



150 Jahre Straßenbahnen in Berlin

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Seestraße“Als Kind fuhr ich am liebsten mit der Linie 3″, erzählte mir vor ein paar Jahren ein älterer Kollege, der in der Nähe der Osloer Straße aufgewachsen ist. Damals war gerade die Tramtrasse in der Mitte der Osloer- und der Seestraße als “Linie 23″ wiedereröffnet worden. Die historische Ringlinie 3 besaß durch die Teilung der BVG schon seit 1951 einen West- und einen Ostast. Beide Äste begannen bzw. endeten an der Osloer Straße / Grüntaler Straße. Ab dem Mauerbau 1961 war für die Ost-Linie 3 schon vor der Bösebrücke Schluss, wo 1962 an der Björnsonstraße eine Wendeschleife eingerichtet wurde. Letztendlich “überlebte” die Linie 3 aber nur im Ostteil der Stadt: im Westen wurde die Strecke auf der Osloer- und der Seestraße nämlich am 1. August 1964 stillgelegt, das Linienende am Fehrbelliner Platz war nur noch mit Bus und U-Bahn erreichbar. Das ist nun über fünfzig Jahre her – doch die Geschichte dieser Strecke nahm noch einen interessanten Verlauf.

Noch heute ist Berlin in Sachen Tram quasi zweigeteilt: im Westteil wurde ab 1954 beginnend mit den Ku’dammlinien die Straßenbahn eingestellt und bis 1967 überall durch U-Bahnen und Busse ersetzt. Wie in anderen europäische Metropolen, in denen die Straßenbahnen ebenfalls abgeschafft wurde, wollte man in Westberlin “modern” sein. Die Straßenbahn wurde als veraltetes Verkehrsmittel angesehen. Der stark wachsende Autoverkehr sei durch die Straßenbahnen behindert, argumentierte man. Die unabhängigen Gleistrassen in der Straßenmitte wurden in weitere Fahrspuren umgewandelt.

U-Bahn und Bus statt Tram

Straßenbahn auf der SeestraßeAm 3. Mai 1956 wurde ausgerechnet im Wedding die erste U-Bahn-Neubaustrecke nach 26 Jahren von Seestraße bis Kurt-Schumacher-Platz eröffnet. Als dann auch noch die Erweiterung vom Kurt-Schumacher-Platz bis Tegel  1. Juni 1958 in Betrieb ging, wurde der Straßenbahnbetriebshof Müllerstraße geschlossen. Neue Autobuslinien übernahmen teilweise die Aufgaben der Straßenbahnlinien 28, 29, 41 und 68, während die Linie 25 eine neue Linienführung zur Bernauer Straße erhielt. Aus dem alten Straßenbahndepot Müllerstraße wurde am 1. Juni 1960 ein Betriebshof für Busse. Am 1. August 1964 war dann auch auf der See- und auf der Osloer Straße Schluss mit dem Tramverkehr – die traditionsreiche Linie 3 war in Westberlin Geschichte.

Rückkehr der “Elektrischen”

Straßenbahn Tram WeddingDas 150 Jahre alte Verkehrsmittel Straßenbahn (1865 fuhr die erste Pferdebahn in Berlin) ist längst wieder in den Wedding zurückgekehrt – in den ersten Bezirk des alten Westberlin, wo es 28 Jahre keine Straßenbahnlinie gegeben hatte. 1995 wurde die Neubaustrecke zwischen Bornholmer Straße/Björnsonstraße (wo die Ost-Linie 3 endete) und Louise-Schroeder-Platz in Betrieb genommen. Die Verlängerung zum Virchow-Klinikum folgte dann zwei Jahre später. 2006 wurde die Linie M10 von ihrer vorherigen Endhaltestelle Eberswalder Straße durch die Bernauer Straße in Gesundbrunnen weiter zum Nordbahnhof in Mitte verlängert. Auch diese Erweiterung der Straßenbahn in den Westteil Berlins liegt auf dem Gebiet des ehemaligen Bezirks Wedding. Im Dezember 2014 ist mit der Streckenerweiterung bis zum Hauptbahnhof und mit der Wendeschleife über Alt-Moabit und Lüneburger Straße ein kleines Stück im Westteil hinzugekommen.

Heute ist die Straßenbahn aus dem Wedding und aus Gesundbrunnen nicht mehr wegzudenken. Zwar passieren auf der modernen und mit hoher Geschwindigkeit befahrenen Strecke an der Osloer und der Seestraße relativ viele, manchmal sogar tödliche Unfälle, meist mit unaufmerksamen Fußgängern. Die enorme Beförderungsleistung dieses – lange Zeit ungeliebten – Verkehrsmittels ist jedoch unbestritten. Im Berufsverkehr fahren die gelb-weißen Züge der Linien M 13 und 50 auch an den endlosen Staus der Autobahnzubringerstrecken vorbei – dem eigenen Gleiskörper in der Straßenmitte sei Dank. Und wie bis 1951 kann man mit der Straßenbahn von West nach Ost fahren – und zurück…


Ein buntes Tipi im bunten Wedding

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C) B. Lüdecke

C) B. Lüdecke

Seit letzten September haben mehr als 80 Bürger 1.200 Quadrate gestrickt und gehäkelt. Der Beitrag Einzelner liegt dabei zwischen einem Quadrat und 100 Quadraten, das Material zeigt deutlich persönliche „Handschriften“ sehr unterschiedlicher Mitwirkender. Nun wurde aus den Einzelquadraten ein buntes Tipi mit einer Innenhöhe von fünf Metern, das den Sommer über frei zugänglich im öffentlichen Raum stehen wird. Ab Freitag, den 22. Mai von 16 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit findet die Einweihung des Tipi für Berlin-Mitte zur Nutzung durch die Öffentlichkeit statt – am vorderen Leopoldplatz, auf der Grünfläche neben der Alten Nazarethkirche an der Schulstraße.

Zwei Kirchen hintereinander am LeopoldplatzEntstanden ist das Tipi nach einer Idee der Künstlerin Ute Lennartz-Lembeck aus Remscheid. Sie leitet das Projekt technisch und künstlerisch. Diese Art Indianerzelt steht bisher in Remscheid, Köln, Bonn, Stuttgart, Mülheim an der Ruhr, Basel und (seit Januar 2015) in New York.

Die Projektleiterin Brigitte Lüdecke hat  unterschiedlichste soziale und bürgerschaftliche Einrichtungen und zahlreiche Einzelpersonen zur Mitwirkung an dem Projekt eingeworben und die vielen Detailarbeiten organisiert und koordiniert.

Programm:

16:00 Uhr      Eröffnung der Veranstaltung:
Bezirksbürgermeister Dr. Christian Hanke, Vorstellung des Objektes: Ute Lennartz-Lembeck, Kunstpädagogin, Kulturpädagogin, Künstlerin

17:00 Uhr      Führung Leopoldplatz: Neue Stadtmöbel, Installationen und Angebote für ein sozialverträgliches Miteinander ganz verschiedener Nutzergruppen

18:00 Uhr      “Märchen aus aller Welt” ein VorLese-Angebot im Tipi von BibliothekMobil / Stadtbibliothek Berlin-Mitte

19:00 Uhr      Führung Alte Nazarethkirche: Ein Schinkelbau im Wandel der Zeiten


Spenden für das Iftar-Fastenbrechen

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Bereits zum vierten Mal findet auf dem Leopoldplatz vor der Alten Nazarethkirche ein gemeinsames Fastenbrechen am Ende des islamischen Fastenmonats Ramadan statt. Für das stimmungsvolle Event am 8. Juli sucht der Organisator noch Menschen, die bereit sind, das Fest finanziell zu unterstützen.

Der umgestaltete Leopoldplatz

Der umgestaltete Leopoldplatz

Die Gäste erwartet wieder eine festliche Atmosphäre mit gutem Essen und kulturellen Darbietungen. Eingeladen sind alle, die den Ramadan selbst begehen, die mehr über die Bedeutung des Fastens im Islam erfahren möchten oder einfach mit ihren Nachbarn ins Gespräch kommen wollen. Schirmherr ist der Bezirksbürgermeister von Berlin-Mitte, Dr. Christian Hanke.

„Das Unbekannte ist des Menschen Feind, sagt ein arabisches Sprichwort. Für eine gute Nachbarschaft und ein friedliches Miteinander wünschen wir uns, dass auch viele nicht-muslimische Nachbarn Gäste des Iftar sind“, betont Hüseyin Ünlü, Initiator des Festes und Mitbegründer vom Runden Tisch Leopoldplatz. Zwar ist die Teilnahme am Iftar-Essen kostenlos. Aus organisatorischen Gründen wird aber eine Anmeldung nötig sein.

Nach dem Brauch des Iftar teilen reichere Menschen ihr Essen mit den ärmeren. Wenn Sie das Iftar-Essen fördern möchten, freuen sich die Organisatoren über Ihre Spende:

Empfänger: Kulturen im Kiez e.V.

IBAN: DE23 1007 0024 0253 6357 04 BIC: DEUTDEDBBER
Verwendungszweck: Spende Iftar

Ihre Spende dient einem gemeinnützigen Zweck. Für eine Spendenbescheinigung geben Sie auf der Überweisung bei Verwendungszweck bitte auch Namen und Adresse an.

Kontakt: iftar-am-leo@t-online.de

 


“Lost Place”: Treffpunkt für Geo-Cacher

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Foto: Lost Place

Foto: Lost Place

Ausgerüstet mit GPS-Geräten gehen Geocacher auf der ganzen Welt täglich auf Schatzsuche. Tausende von ihnen leben in Berlin und Umgebung. Jetzt gibt es mit “Lost Place” endlich einen Ort, an dem sie sich mit Zubehör eindecken, austauschen oder bei Musik und frisch gebackenem Kuchen entspannen können. Und natürlich sind auch “Muggel” eingeladen…

52°32.450 E 013° 20.895 – damit kannst du nichts anfangen? Du Muggel! Wer in dieser Kombination aus Buchstaben und Zahlen sofort GPS-Koordinaten erkennt, hat sich vielleicht schonmal im geocachen versucht. Das ist eine Art Schatzsuche, die weltweit Menschen mittels GPS-Koordinaten zu mehr oder weniger verborgenen Orten führt. Dort sind an den unmöglichsten Stellen sogenannte “Cachs” versteckt: kleine Dosen oder sonstige Behältnisse, für deren Fund man mit Log-Büchern, manchmal auch mit Gaben wie Bonbons oder eigens geprägten Münzen belohnt wird. Solche Besonderheiten packt der Finder wiederum in andere Cachs und schickt sie so auf eine Reise um die Welt. Wer an den mehr als 16.000 Verstecken in Berlin und Brandenburg tagtäglich vorbeigeht und keinen Sinn für die Welt des Geocaching hat, gilt als “Muggel”. Vor ihnen muss die Cach-Community ihr Treiben in den Wäldern, an verlassenen Gebäuden oder mitten auf dem Alexanderplatz auf jeden Fall geheimhalten.

Geheime Orte, Enten mit kuriosem Inhalt und Kuchen voller Liebe

Neuerdings sind Mitglieder der Cach-Community im Wedding besonders gut aufgehoben. Im November hat Janine Draht dort ihren Laden Lost Place eröffnet. Sie selbst ist schon lange begeisterte Geocacherin. Noch vor zwei Jahren hat sie in einer Unternehmensberatung gearbeitet und sich in ihrer Freizeit auf Schatzsuche begeben. Bei einem Treffen für Gleichgesinnte kam ihr dann die Idee zum eigenen Shop: “Ich fand es toll, all das anzufassen und in der Hand zu haben, das man zum Cachen braucht und das man sonst nur im Internet bestellen kann”, erinnert sich Janine. Dazu zählen nicht nur das unvermeidliche GPS-Gerät, eine Teleskopleiter oder Sammelmünzen, die Cach-Experten und -Neulinge im Wedding übrigens auch leihen können. Besonders stolz ist Janine auf die vielen Cachverstecke, die sie im Laden anbietet. Viele von ihnen hat sie mit Freunden selbst entwickelt und gebaut. Das können Wasserhähne mit Schraubverschluss sein, Baumscheiben zum Öffnen oder Dekovögel, in denen ein Cach versteckt ist und die es in Janines Shop exklusiv zu kaufen gibt. Etwas Besonderes ist außerdem die Atmosphäre im Laden.

Denn hier versorgt Janine Draht ihre Mitstreiter auch mit leckeren Getränken und Snacks, organisiert Konzerte oder Rätselabende und hat damit ein ganz eigenes Konzept erschaffen. Denn die Vernetzung spielt in der Szene eine große Rolle – viele Cacher kennen sich untereinander und Janine findet es schön, sie in ihrem neuen Laden zusammenzubringen. Die Burger, Sandwiches oder Kuchen, die sie anbietet, sind alle von Hand und mit viel Liebe gemacht. Darum lockt “Lost Place” auch viele sogenannte Muggel an: “Es kommen auch viele aus der Nachbarschaft”, erzählt uns die Chefin, “schon wenn sie riechen, dass es gerade wieder einen frischen Kuchen gibt.” Bei so einem netten Insider-Treff wird es sicher bald noch mehr Berliner geben, die in ihrer Freizeit verlorene Orte erkunden.

Autor: Julia Wernicke, Foto: Lost Place

Der Beitrag ist zuerst bei unserem Kooperationspartner QIEZ.de erschienen.

Lost Place Geocaching Shop und Café

Fehmarner Straße 2
13353 Berlin

 

 


Ideen für den Max-Josef-Metzger-Platz

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Im Rahmen des Aktiven Zentren Programms soll der Max-Josef-Metzger-Platz umgestaltet werden. Mit einer Platzbegehung wollen die Planer mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen und Ideen mitnehmen, wie die Grünanlage zukünftig aussehen könnte. Der Max-Josef-Metzger-Platz hat einen wichtigen Naherholungswert für die Bewohnerinnen und Bewohner und dient als Wegeverbindung zwischen der Gericht- und der Müllerstraße.

Auf dem Max-Josef-Metzger-Platz

Derzeit hat der Platz eine geringe Aufenthaltsqualität.  Insbesondere der Spielplatz, aber auch die Wegeverbindung bedürfen einer Erneuerung. Die angrenzenden Schulen, wie die Leo-Lionni-Grundschule und die Wedding-Grundschule sollen den Platz zukünftig als ergänzende Spiel- und Sportfläche nutzen können.

Das Stadtplanungsamt des Bezirks Mitte und das Büro Jahn, Mack & Partner laden zu einer öffentlichen Begehung des Max-Josef-Metzger-Platzes am Samstag, den 30. Mai ein. Gemeinsam sollen die Potentiale und Mängel des Platzes gesammelt werden. Außerdem können die Teilnehmer Ihre Ideen, Anregungen und Wünsche für die Umgestaltung der Grünfläche äußern. Treffpunkt ist um 11:00 Uhr direkt auf der großen Wiese auf dem Platz.

Alternativ haben Sie die Möglichkeit hier einige Fragen zu beantworten, damit möglichst viele Meinungen in die Neugestaltung einfließen können.

Anregungen und Wünsche für den Max-Josef-Metzger-Platz können per Mail an muellerstrasse@jahn-mack.de übersandt werden. Weitere Informationen zum Verfahren stehen auf www.muellerstrasse-aktiv.de.

Und so geht es danach weiter

Trümmersäule auf dem Max-Josef-Metzger-PlatzNeben der Begehung und der Umfrage wird eine Kinderbeteiligung mit Schülerinnen und Schülern der Leo-Lionni-Grundschule und der Wedding-Grundschule stattfinden. Die Beteiligung wird voraussichtlich vor den Sommerferien abgeschlossen. Über den Sommer soll dann eine Aufgabenstellung erarbeitet werden. Anschließend werden drei Landschaftsarchitekturbüros aufgefordert, ein Angebot und Referenzen abzugeben. Die Auswahl eines Büros erfolgt in einer Auswahlrunde, die im Herbst stattfinden soll, an der auch die Stadtteilvertretung, als Vertretung der Bewohner des Gebiets, beteiligt ist. Die Planungsphase des dann beauftragten Landschaftsarchitekturbüros wird laut derzeitiger Planung das erste Halbjahr 2016 einnehmen. Während dieser Zeit ist eine weitere Kinderbeteiligung zu der Gestaltung des Spielplatzes und eine Informationsveranstaltung für interessierte Bürger geplant. Der Baubeginn ist im 2. Halbjahr angedacht.


Jüdisches Filmfestival Berlin im CITY KINO WEDDING

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Jüdisches Filmfestival Berlin 2015

Jüdisches Filmfestival Berlin 2015

Das CITY KINO WEDDING ist stolzer Teil des JÜDISCHEN FILMFESTIVALS BERLIN!!
Am Do, 14. Mai um 19:30 Uhr wird in diesem Rahmen der israelische Film AM ENDE EIN FEST in der Vorpremiere gezeigt. Zu Gast ist der Schauspieler RAFFI TAVOR. Wir freuen uns riesig auf diese Veranstaltung!

Der Regisseur und Schauspieler Orson Welles wäre in diesem Monat 100 Jahre alt geworden – das CITY KINO WEDDING spielt ihm zu Ehren den Film DER PROZESS (1962) nach Kafka im englischen Original mit Untertiteln.

Dazu gibt es diese Woche das verworrene, erotische Krimidrama DAS BLAUE ZIMMER, den Selbsterfahrungsdokumentarfilm MY STUFF – WAS BRAUCHST DU WIRKLICH? sowie die Edward Snowden – Doku CITIZENFOUR.


Do 14.5. / 19:30 Uhr

JÜDISCHES FILMFESTIVAL: Am Ende ein Fest – Vorpremiere – Zu Gast: Schauspieler RAFFI TAVOR!

Am Ende ein Fest

Am Ende ein Fest

In einer Jerusalemer Seniorenresidenz nimmt eine Truppe rüstiger Rentner ihr Schicksal in die Hand. Hobbybastler Yehezkel und seine Freunde entwickeln eine Maschine, die ihren bettlägerigen Altersgenossen ein würdevolles und selbstbestimmtes Ableben ermöglicht. Der Buschfunk im Altersheim funktioniert gut – bald melden sich immer mehr „Kunden“, die von Yehezkles Maschine profitieren wollen. Da lassen die moralischen Konflikte nicht lange auf sich warten.
Das junge Autoren- und Regieduo Tal Granit und Sharon Maymon hat mit AM ENDE EIN FEST einen humorvollen und zugleich nachdenklichen Film zum Thema Sterbehilfe und Würde im Alter
gedreht, der bereits auf verschiedenen internationalen Festivals ausgezeichnet wurde (Publikumspreis und Brian Award des Venice Film Festivals, Best Pitch Award – Berlinale, u.a). ©JFFB
Israel/ Deutschland 2014, R: Sharon Maymon, Tal Granit D: Levana Finkelshtein, Aliza Rozen u.a., L: 93 min.
Jüdisches Filmfestival: http://www.jffb.de/

Fr. 15.5. / 20:30 Uhr + Sa. 30.5. / 22.15 Uhr (engl. OmU)
Der Prozess / The Trial (1962) – Zum 100. Geburtstag von Orson Welles!
Der ProzessOrson Welles’ persönliche Interpretation von Franz Kafkas weltbekanntem Roman mit Anthony Perkins, Jeanne Moreau und Romy Schneider.
Orson Welles selbst war sich sicher: „The best film I ever made”!
Frankreich/Deutschland/ Italien 1962, R: Orson Wells, D: Jeanne Moreau, Anthony Perkins, Romy Schneider u.a., L: 114 min., FSK: ab 16
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=R_7weUR0oMY

Do 14.5./22 Uhr (franz. OmU)
Fr. 15.5. / 19 Uhr + Sa. 16.5. / 18:45 Uhr + So. 17.5. / 14 Uhr
Das blaue Zimmer
3 blaues zimmer„Ernsthaft, Julien, wenn ich auf einmal frei wäre, könntest du dich dann auch frei machen?“ – „Was sagst Du…?“
Ein Mann und eine Frau lieben sich heimlich in einem Zimmer, sie begehren einander, sie wollen einander. Danach tauschen sie für einen kurzen Moment Nichtigkeiten aus. Auf jeden Fall will das der Mann glauben. Doch dann wird er verhaftet, von der Polizei verhört und findet keine Worte mehr. Was ist passiert? Wessen wird er eigentlich beschuldigt?
„La Chambre bleue ist ein einschneidender Film, in dem sich schwindelerregende
Abgründe auftun.“ (arte-tv)
Frankreich 2014, R: Mathieu Amalric D: Mathieu Amalric, Lea Drucker u.a., L: 76 min., FSK: ab 12
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=K27aTg4d6rA

Sa. 16.5. / 17 Uhr & 20:15 Uhr, So 17.5. / 15:30 Uhr
My Stuff – Was brauchst du wirklich?
my-stuff2So völlig ohne irgend etwas leben? In unserer heutigen Konsumgesellschaft ist das eigentlich kaum mehr vorstellbar, oder? Unmerklich und über Jahre hinweg quillt irgendwann jede Wohnung vor lauter Krempel, Zeug und Firlefanz über. Und legt man sich eine größere Wohnung zu, so ist auch diese bald übersät vom Sammelsurium des Lebens. Petri Luukkainen ist es leid, sich von seinen Sachen definieren zu lassen und startet in dem Dokumentarfilm MY STUFF ein mutiges Experiment: Er befreit sich ein Jahr lang von seinem gesamten Besitz…
Finnland 2013, Dokumentarfilm R: Peter Luukkainen, L: 83 min., FSK: ab 0
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=mjBxlgcumcM

Fr. 15.5. / 22.45 Uhr + Sa 16.5. 21:45 Uhr
Citizenfour
2_CITIZENFOURSpätestens als herauskam, dass auch Angela Merkels Mobiltelefon abgehört wurde, wusste auch in Deutschland jeder über die NSA-Affäre Bescheid. Aber wer ist eigentlich Edward Snowden, jener junge Mann, der die Machenschaften an die Öffentlichkeit brachte? Die atemberaubend spannende Geschichte über den waghalsigen Schritt eines jungen Whistleblowers, eindringlich, unbequem und von großer politischer Sprengkraft.
CITIZENFOUR hat dieses Jahr den Oscar als bester Dokumentarfilm gewonnen!
Deutschland/USA 2014, Dokumentarfilm R: Laura Poitras, L: 114 min., FSK: ab 0
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=_0pAuXkFMfw

Do 14. Mai  – So 17. Mai
Do. 14. Mai, 19:30 Uhr: JÜDISCHES FILMFESTIVAL: Am Ende ein Fest (Vorpremiere!) – zu Gast: Schauspieler RAFFI TAVOR.
Do. 14. Mai, 22 Uhr: Das blaue Zimmer – La cambre bleue (franz. OmU)
Fr. 15. Mai, 19 Uhr: Das blaue Zimmer
Fr. 15. Mai, 20:45 Uhr: Orson Welles: Der Prozess / The Trial (engl. OmU)
Fr. 15. Mai, 22.45 Uhr: Citizenfour
Sa. 16. Mai, 17 Uhr: My Stuff – Was brauchst du wirklich?
Sa. 16. Mai, 18.45 Uhr: Das blaue Zimmer
Sa. 16. Mai, 20.15 Uhr My Stuff – Was brauchst du wirklich?
Sa. 16. Mai, 21.45 Uhr: Citizenfour
So. 17. Mai, 14 Uhr: Das blaue Zimmer
So. 17. Mai, 15:30 Uhr: My Stuff – Was brauchst du wirklich?

AUSBLICK

Helge-Schneider-Doppel: Dokumentarfilm und 00-Schneider Klassiker!
Do. 21.5. / 19 Uhr + Fr. 22.5. / 21 Uhr + Sa. 23.5. / 21 Uhr
Mülheim, Texas – Helge Schneider hier und dort
„Den grauen Alltag mache ich mir selber bunt“, schreibt Helge Schneider über sich. Musik, Filme, Konzerte, Bücher sind das in seiner Vielfalt kaum zu fassende kreative Ergebnis dieser selbst gestellten Aufgabe. In seiner Welt ist die Grenze zwischen Wirklichkeit und Fiktion nur schwer auszumachen. Doch wie reagiert der Künstler Helge Schneider auf eine Filmemacherin, die sich ihm persönlich nähert?
„Dieser Film ist ein gelungenes cineastisches Porträt, das uns beglückt durch seine Leichtigkeit, seine Situationskomik und manchmal seine Melancholie. (…).“ (Jurybegründung zum Förderpreis der DEFA-Stiftung, Max Ophüls Festival)
Deutschland 2015, R: Andrea Roggon, Dokumentarfilm, L: 89 min., FSK: ab 0
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=EWibOSOcM0g

Fr 22.5. / 22:45 Uhr, Sa 23.5. 22:45 Uhr
Helge Schneider: 00 Schneider – Jagd auf Nihil Baxter
Der lustige Clown Bratislav Metulskie tot aufgefunden. Kommissar 00 Schneider, der schon pensioniert ist, wird vom Polizeipräsidenten gebeten, diesen brisanten Fall zu übernehmen.
Ein dadaistisches Gesamtkunstwerk nach dem Buch von Helge Schneider, unter der Regie von Helge Schneider, mit der Musik von Helge Schneider, Helge Schneider in der Hauptrolle sowie Christoph Schlingensief an der Kamera. Richtig, richtig, popichtig.
Deutschland 1994, R: Helge Schneider. D: Helge Schneider, Helmut Körschgen, L: 90 min., FSK: ab 0.
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=mhFemKgTnL4

Do 28.5. / 21 Uhr
Im Wedding gedreht: Die Liebe und Viktor – Zu Gast: Regisseur Patrick Banush.
Das Besondere: der Film wurde in weiten Teilen im Humboldthain gedreht!
Der depressive Viktor hat der Liebe den Krieg erklärt. Also zieht er – wie einst Don Quichotte – los, um auf großer Ausfahrt für die edle Sache zu kämpfen. Sein denkfauler Kumpel Otto muss den Sancho Panza spielen. Prenzlauer Berg und Wedding ersetzen La Mancha. Und statt eines Gauls reitet Viktor ein altes klappriges Fahrrad.
Der legendäre Berliner Schauspieler ROLF ZACHER spielt einen alten Don Quichote in Pyjama und Bademantel. Theaterstar SAMUEL FINZI gibt einen verschroben-dämlichen Psychiater, der sich aus Liebeskummer in einem Teich im Humboldthain ertränken will und daran scheitert, weil der Teich nur 30 cm tief ist.
Läuft seit 5 Jahren, aber jetzt gibts das CITY KINO WEDDING deshalb feiert der Film ERST JETZT BEI UNS WEDDING-WELTPREMIERE!
„Rührend. Lakonisch. Unglaublich witzig“ und „ein großer Berlin-Film.“ (Der Tagesspiegel)
Deutschland 2009, R: Patrick Banush, D: Hendrik von Bültzingslöwen, Isaak Dentler, Stepahnie Stremmler, Rolf Zacher u.a., L: 93 min., FSK: ab 18
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=Ptnq8UwUrTw

*Kinoeintritt immer kinogängerfreundliche 6 Euro*


Der Westhafen: wo Berlin versorgt wird

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Westhafen 5Wo Schienenstränge und eine Autobahn die Stadt zerschneiden und Industrie- oder Kraftwerksgebäude den freien Blick über das Gelände behindern, überragt ein rotbrauner 52 Meter hoher Turm die gewerblich geprägte Stadtlandschaft. Hier, zwischen dem Wedding und der “Insel” Moabit, krönt er das backsteinverkleidete Verwaltungsgebäude des Westhafens – ein für die Entwicklung und die Versorgung der Stadt bedeutender Warenumschlagplatz…

Westhafen 7Eine Stadt, zwei Häfen

Westhafen 4“Berlin wurde aus dem Kahn gebaut” – so heißt es. Zahlreiche Ziegeleien, wie die im Museumspark Mildenberg bei Zehdenick, verfügten über einen Werkshafen oder wenigstens eine Spundwand an Kanälen und Flüssen. Jahrhundertelang wurde fast die gesamte Ziegelproduktion per Schiff versandt und an vielen kleinen Umschlagplätzen (wie dem Urbanhafen oder dem Nordhafen) in Berlin entladen.  1895 schlug der Stadtbaurat James Hobrecht vor, sowohl im Osten als auch im Westen der schnell wachsenden Stadt je einen großen Hafen anzulegen. 1913 wurde als Erstes der Osthafen an der Stralauer Allee fertiggestellt (inzwischen nicht mehr als Hafen genutzt).

Westhafen 1Nachdem die Stadt Berlin das Gelände auf dem Gebiet des Gutsbezirks Plötzensee (bis 1915 außerhalb der Stadtgrenzen) gekauft hatte, konnte 1914 mit dem Bau des Westhafens begonnen werden. Durch den Krieg dauerte es mit der Fertigstellung bis 1923. Im gleichen Jahr wurde auch die Betreibergesellschaft BEHALA gegründet, die heute vollständig im Besitz des Landes Berlin ist. Auch nach 1923 wurde der Hafen immer weiter vergrößert, so dass er mit 430 000 m²  zum zeitweise zweitgrößten Binnenhafen Deutschlands avancierte. Die Anbindung an das überregionale Wasserstraßennetz ist dank des Berlin-Spandauer Schiffahrtskanals/Hohenzollernkanals (in Richtung Havel/Oder/Elbe und Oberspree) sowie des Westhafenkanals (in Richtung Unterspree) hervorragend.

Versorgung aus der Reserve

Westhafen 3Beeindruckend sind die neben den auf Schienen befestigten Kränen auch die einheitlich mit dunklen Ziegeln gestalteten Lager- und Speichergebäude (Architekten: Richard Wolffenstein und Wilhelm Cremer). Vor allem das imposante Verwaltungsgebäude, der Zollspeicher und der Getreidespeicher, der ebenfalls einen Turm besitzt, dominieren das Umfeld der beiden Hafenbecken. In letzterem Gebäude befand sich bis zur Wiedervereinigung eine der vielen Lagerstätten für die sogenannte “Senatsreserve“. Diese gesetzlich geregelte Vorratshaltung sollte im Falle einer erneuten Berlin-Blockade die Versorgung der Zwei-Millionen-Stadt West-Berlin für ein halbes Jahr gewährleisten.  Heute wird der Speicher vor allem als Zeitungsarchiv, Geheimes Staatsarchiv und als Kinder- und Jugendbuchabteilung der Staatsbibliothek genutzt.

Fords T-Modell vom Westhafen

Westhafen 6Kaum bekannt ist heute noch, dass der amerikanische Autopionier Ford von 1926 bis 1931 sein berühmtes T-Modell „Tin Lizzy“im Westhafen¹ montieren ließ. Die Teile dafür wurden eigens aus Amerika angeliefert. Übrigens ist der Westhafen von Anfang an dank der Ringbahn gut ans Eisenbahnnetz angebunden gewesen. Ab 1961 kam noch die U-Bahn (Linie 9) hinzu, allerdings zunächst unter dem Namen Putlitzstraße. Nach dem wesentlich bedeutenderen Westhafen, zu dem ein U-Bahn-Ausgang unmittelbar führt, wurde die Station erst 1992 benannt.

2001 wurde ein Containerterminal eröffnet, das sowohl dem Schiffs- als auch dem Bahnverkehr dient. Dadurch ist der Westhafen bezogen auf die hier miteinander vernetzten Verkehrswege Wasser, Schiene und Straße das wichtigste Logistikzentrum Berlins. Was die Weiterverteilung der im Westhafen angelieferten Waren angeht, spielt aber auch der Berliner Großmarkt in unmittelbarer Nähe an der Beusselstraße eine große Rolle. Allerdings findet an Berlins Kohlekraftwerken ein noch höherer Güterumschlag statt².

Trotz der beeindruckenden Fläche des Westhafens fällt es schwer, hier echte Hafenatmosphäre zu schnuppern. Mit dem Binnenhafen Duisburg oder einem Seehafen wie Hamburg lässt sich Berlins wichtigster Anlegeplatz für Frachtschiffe eben doch nicht vergleichen…

¹ http://www.spiegel.de/einestages/kalenderblatt-2-10-1930-a-948102.html

² http://www.schiffshebewerkndf.de/presse/pdf/Berlin_am_Wasser.pdf

 



Humboldthain Club: Clubkultur im Wedding

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Humboldthain Club Bar

(C) Humboldthain Club

Abgesehen von PANKE, Brunnen 70 und Stattbad war es früher es für den tanzvergnügten Berliner eng im Wedding und in Gesundbrunnen. Seit zwei Jahren aber bietet der Humboldthain Club dem verwöhnten Publikum eine Anlaufstelle direkt im gleichnamigen S-Bahnhof.

(C) Humboldthain Club

(C) Humboldthain Club

Die S-Bahn hält quasi im Humboldthain Club: Im Zug kann man schon die Beats fühlen – die Anreise gestaltet sich also denkbar einfach. Keine lange Schlange, keine Gesichtskontrolle – hier ist das Feiervergnügen noch entspannt. Nach Entrichtung des üblichen Obolus (3-10 €) darf man die geheiligten Hallen des Humboldthain Club betreten.

Der erste Hingucker ist ganz klar der Außenbereich: viel Sand, fantasievolle Wandgemälde, selbstgezimmerte Stühle, Lagerfeuer, eine Hängematte, ein Sportgerät. Da schrecken selbst winterliche Temperaturen nicht ab und laden zu einem kurzen Plausch im Freien ein.

Auch der Club selbst wartet mit kreativer Dekoration auf: Marienstatuen hinter der bunt beleuchteten Bar und ein selbstgebasteltes Aquarium sorgen für kleine Aha-Momente. In einem Seitenraum lädt ein Kicker zum Pausieren ein.

Das Publikum ist bunt gemischt und kann mit Hipstern und Touristen ebenso aufwarten wie mit älteren Semestern und echten Weddinger Pflanzen. Musikalisch bietet der Club eine Berlin-typische Electro/Techno/House-Mischung mit hochkarätigen DJs. Aufgelegt wird auf zwei Stockwerken und im Sommer draußen zum After-Work. Die Getränkepreise sind nicht günstig, aber normal für die Berliner Clubszene.

(C) Humboldthain Club

(C) Humboldthain Club

Übrigens: Die Betreiber, die hinter dem Humboldthain Club stehen, haben auch einen kulturellen Anspruch und möchten über Lesungen, Konzerte, Open Decks, Tischtennis und die Kiez Bar 65)die Anwohner einbeziehen. Man darf also gespannt sein, was der Humboldthain noch so in petto hat!

Autorin: Daniela Hombach

Geburtstagsfeier am 15. und 16. Mai 2015: “Zwei Jahre im Wedding geben uns Anlass zum Feiern! Eine Reihe inspirierender Künstler und ein wunderbarer Freundeskreis haben den Ort zu etwas Besonderem gemacht. Wir haben gewerkelt, gebookt, getanzt und WEDDING FETZT NOCH IMMER! In beiden Geburtstagsnächten könnt Ihr mit unseren Residents in den Freudentaumel der Feierei eintauchen. Samstagnachmittag laden wir alle zum BBQ und Houselauschen in den Garten und überraschen Euch mit der ein oder anderen visuellen und kulinarischen Kreation. Wir freuen uns über alle, die Lust haben, mit uns zu reden, zu essen, zu tanzen, Kunst zu gucken + zu hören”, schreibt uns das Team vom Humboldthain Club.

Humboldthain Club
Hochstr. 46
13357 Berlin (Gesundbrunnen)
Telefon: 030 / 46905365


Sieger des 1. Foto-WEDD-bewerbs

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S-Bahnhof Wedding (C) Andi Weiland
S-Bahnhof Wedding, Foto (c) Andi Weiland

Pokal Weddingweiser

Wir haben unser Siegerbild gekürt:

Herzlichen Glückwunsch Andi Weiland!

 

 

 

 

Uns gefällt an dem Foto, dass Andi es geschafft hat, die Stadt mit der Natur, der Sonne zu verbinden.
Oft wirkt moderne Architektur kalt und glatt. Doch mit den goldenen Sonnenstrahlen und der Abwesenheit von Fahrgästen strahlt der Bahnhof Wedding eine seltene Ruhe und Friedlichkeit aus.
Durch die Aufnahme im Gegenlicht hat der silhouettenhafte Bahnhofseingang etwas sehr Abstraktes und man muss zwei-, dreimal hinschauen, bevor man diesen vertrauten Ort wiedererkennt.
Auch dieser Aspekt trägt zum Reiz des Bildes bei.

Andi selbst schreibt dazu:
“…In dem Bild zeigen sich für mich auch die schönen Seiten vom Wedding, weil es auf der einen Seite eine “rustikale” vom Arbeiterbezirk geprägte Architektur hat, aber auf der anderen Seite auch viel Natur, die auch zum entspannen einlädt.”


Genter Straße: Drei Mal umbenannt…

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Straßennamen sind nicht in Stein gemeißelt, vor allem sorgen sie immer wieder für Diskussionen. Das erleben wir aktuell im Afrikanischen Viertel oder am Vorplatz des Rathauses Wedding. Bei allen Kontoversen lässt sich so manch gut gemeinte Umbenennung wie z.B. der Willdenowstraße in Max-Josef-Metzger-Straße aus sehr unterschiedlichen Gründen nicht realisieren. Andere Benennungen aus der Zeit des Nationalsozialismus wie die der Tromsöer Straße geraten auch schon mal vollends in Vergessenheit.

Zur Aktualität des Gedenkens im Roten Wedding

Trift Str. Genter Str.

Triftstraße Ecke Genter Straße im Sprengelkiez

Was heute kaum jemand noch weiß, ist, dass die Genter Straße gleich drei Mal ihren Namen wechselte, von daher lohnt ein Blick in die Geschichte. So erhielt der Straßenzug unmittelbar nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten einen neuen Namen, nämlich Fritz-Schulz-Straße. Schulz, der Mitglied in der NSDAP und Anwärter der SS war, galt den neuen Machthabern als eine Art Symbolfigur. Denn er wurde im August 1932 bei einer Auseinandersetzung zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten an der Ecke Trift- und Genter Straße angeschossen und erlag später seiner Verletzung. Nicht nur die Straße erinnerte an ihn, sondern auch eine Gedenktafel mit der Inschrift: “Hier fiel am 3. August 1932 durch rote Mordhand der SS-Mann Fritz Schulz (…) Er gab sein Leben für Deutschland.”

Wenig verwunderlich ist, dass der Straßenname und die Gedenktafel umgehend nach dem Einmarsch der sowjetischen Truppen im Wedding im Jahre 1945 verschwanden. Man erinnerte sich  an den von den Nationalsozialisten ermordeten ehemaligen Weddinger Bezirksverordneten Adolf Pogede und benannt nun die einstige Genter Straße nach ihm. Pogede war seit 1914 Mitglied in der SPD später der USPD und ab 1925 in der KPD, für die er von 1928 bis 1933 der Bezirksverordnetenversammlung angehörte. Sein Leben ist in dem Buch „Das letzte Tabu / NS-Militärjustiz und Kriegsverrat“ von Wolfram Wette aus dem Jahre 2007 dokumentiert. Pogede, der im Krieg Obergefreiter und als Kraftfahrer tätig war, hatte sich 1944 gegenüber sowjetischen Kriegsgefangenen als Mitglied der KPD zu erkennen geben und geäußert, dass die sowjetischen Truppen bald in Berlin einmarschieren würden. Dafür wurde er von einem Reichskriegsgericht wegen „Kriegsverrats” zum Tode verurteilt und im Zuchthaus Halle mit einem Fallbeil hingerichtet.

Erinnerungskultur

Gedenkstein Müllerstraße

Der Gedenkstein vor dem Rathaus Wedding bleib unkonkret. Die Inschrift spricht von den Opfern des „Terrors und Tyrannei und knüpft damit an die unzulässige Gleichsetzung der NS- und der „Stalinismus“-Opfer an

Seinen Namen trug die Straße allerdings nur zwei Jahre. Denn 1947 verschwand auch Adolf Pogede wieder, der Straßenzug verwies nach seiner nun dritten Umbenennung politisch unauffällig wieder auf die Stadt Gent. Was die Bezirksverordneten damals veranlasst hat, ihrem von den Nationalsozialisten ermordeten Vorgänger eine Ehrung im Bezirk abzuerkennen, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Ob dies in einem Zusammenhang mit den aktuellen Ereignissen steht, wie z.B. dem „Vereinigungsparteitag“ von SPD und KPD zur SED im Ostteil der Stadt im Jahre 1946, weiß man nicht. Eines ist aber deutlich: im damaligen West-Berlin und damit auch im Wedding war kein Platz mehr für die einstigen SPD-Genossen, die Anhänger der KPD geworden waren.

Dieses Beispiel zeigt, dass sich eine Beschäftigung mit der Gedenk- und Erinnerungskultur im “Roten Wedding” lohnt. Vielleicht stoßen wir dann auf Menschen, an die aus heutiger Sicht wieder erinnert sollte…

Autor/Fotos: Eberhard Elfert

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Freiluftkino Rehberge: Gute Filme im Zauberwald

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Programmflyer vor dem Eingang des Freiluftkinos Rehberge

Freiluftkino Rehberge

Windlichter weisen den Weg und führen die Besucher den bewaldeten Hang hinauf. Ich kann es kaum glauben, dass ich mich hier noch in Berlin-Mitte befinde. “Willkommen im verwunschensten Freiluftkino Berlins”, begrüßt der Vertreter des Kinobetreibers die Besucher zum diesjährigen Saisonauftakt in den Weddinger Rehbergen. Eine Waschbärfamilie wohnt auf dem Gelände, erzählt er, und ein Greifvogel habe sich auch schon einmal auf den Sitzbänken niedergelassen. Wer sich auf die Freilichtbühne Rehberge einlässt, glaubt, im Zauberwald angekommen zu sein.

Aus dem Dornröschenschlaf erwacht

Schon seit 1935 schmiegt sich die Bühne sanft in die Sanddünen im nördlichen Teil des Volksparks. Damit kann sie es an Charme fast mit der Waldbühne aufnehmen. Doch an diesem Standort einen Veranstaltungsort zu betreiben hat sich in der Vergangenheit als schwierig erwiesen.

(C) Freiluftkino Rehberge1946 wurde den Berlinern noch “Was ihr wollt” von William Shakespeare geboten. Und 1980 führte eine Theatergruppe einen Monat lang “Die lustigen Weiber von Windsor” auf. Nina Hagen trat in den achtziger Jahren ebenfalls auf dieser Bühne auf. Der bauliche Zustand der Bühne ließ indes immer weiter zu wünschen übrig. Dem Bezirk Wedding fehlte einfach das Geld für notwendige Reparaturen. Die Bühne wurde daher nur noch selten für Veranstaltungen genutzt. Erneute Versuche des Bezirkes, die Bühne zu nutzen, scheiterten kläglich.

„Angezündete Müllcontainer, herausgerissene Kabel, Glasscherben und verrottete Requisiten. Zwischen den Sitzbänken sind schon kleine Birken- und Kiefernbäume gewachsen. Unkraut schießt in die Höhe. Zwei große Graffitibilder sind auf die Bühnenwände gesprüht. Die Tür des kleinen Holzhäuschens am oberen Bühnenrand ist aufgebrochen. Kerzenstümpfe, leere Flaschen, ein Paar Schuhe und eine Decke liegen auf dem Boden – für Privatpartys mit Lagerfeuer und als Notunterkunft für Obdachlose taugt die Freilichtbühne allemal.“ So schrieb die Berliner Zeitung am 9.3.2001 über den verlassenen Ort. Das Bezirksamt verkaufte die Bühne schließlich 2007 entnervt für einen Euro.

Der neue Besitzer ist Theaterproduzent Bernd Motschmann. Er ließ die Bühne 2008 für 150 000 Euro denkmalgerecht sanieren. Und so konnte im Jahr 2009 der „Räuber Hotzenplotz“ in den Rehbergen aufgeführt werden– das Stück, mit dem Bernd Motschmann schon einmal eine heruntergewirtschaftete Freilichtbühne in Lübeck zum Laufen gebracht hatte.

Digitales Kinovergnügen

Freiluftkino TechnikIm gleichen Jahr begann auch der Betrieb des Kinos unter der Leitung von Piffl Medien, die auch schon Freiluftkinos in Kreuzberg und Friedrichshain bespielen. Der Filmverleih bewirbt “das schönste Kino im Berliner Norden” wie folgt: „1.500 Plätze unterm Sternenhimmel laden zum entspannten Filmvergnügen ein. In lauen Sommernächten bieten wir eine abwechslungsreiche Mischung aus Hollywood und Independent Kino.“ Meist handelt es sich um aktuelle Arthouse-Filme, die in den großen Multiplexen schon nicht mehr laufen. Nicht ohne Stolz zeigt mir Louis Schneider von Piffl Medien den neuen Vorführraum, der mit neuer digitaler Vorführtechnik vollgestopft ist – heller ist jetzt die Projektion und zudem gestochen scharf. Piffl Medien glaubt an diesen verwunschenen, noch viel zu wenig bekannten Standort, denn in jeder Saison kommen ein paar Besucher mehr als im Vorjahr. 2013 war das Kino richtig gut ausgelastet. Und für die Saison 2014 hatten sich die Betreiber eine technische Neuerung einfallen lassen: Nutzer von Hörgeräten können dank einer Induktionsschleife den Filmton direkt auf Ihrem Hörgerät empfangen.

Im Sommer 2015 wird sogar an jedem Abend ein Film gezeigt – wenn das kein Gütesiegel für das treue Weddinger Publikum ist!

Freiluftkino Leinwand„Zerstört“ und zugemüllt wird die Freilichtbühne allenfalls noch bei der Aufführung der „Rocky Horror Picture Show“ im Spätsommer. Und gleich gegenüber gibt es mit der „SchAtulle“ auch wieder Gastronomie am Standort des früheren Parkrestaurants „Gulliver“. Die Rehberge sind endgültig wieder ein Anlaufpunkt für Veranstaltungen geworden– ob mit oder ohne Theateraufführungen, auf jeden Fall aber durch das Kino. Nur eine Frage stelle ich mir, als ich nach dem Film durch den Zauberwald nach Hause gehe: wo ist eigentlich Bambi?

Programm des Freiluftkinos im Jahr 2015

Saison 15. Mai – 5. September 2015

Eintritt: 7 Euro 

Zugang über die Petersallee (Parkeingang)

Über die Geschichte des Volksparks Rehberge


Fahrradtour zur Nachkriegsmoderne im Wedding

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ScheringWer den Wedding verstehen möchte, der muss sich nicht nur mit der Zeit um 1900 und den 1920er-Jahren befassen, sondern auch mit den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Glaube an die Moderne, die Wiederaufbaueuphorie, das Wirtschaftswunder sowie der Wettlauf der politischen Systeme führten zu einer radikalen Umgestaltung des einzigen Arbeiterbezirkes, allerdings auch zu bedeutenden städtebaulichen und architektonischen Lösungen. Auf einer Radtour für Weddingweiser-Leser am Samstag, den 13. Juni können einige dieser Bauwerke erkundet werden.

Änderungen im Stadtgefüge

KircheZu den wesentlichen Veränderungen gehört, dass das vom Stadtbaurat James Hobrecht (1825-1902) weitsichtig angelegte Straßenraster mit seinen Sichtachsen und Plätzen in den Nachkriegsjahren radikal überformt wurde.Vor allem aber verschwand die historisch gewachsene Ausrichtung auf die Mitte Berlins. Durch die Aufhebung, Sperrung, Verbreiterung und dem Neuanlegen von Straßen erhielt der Wedding eine neue Anbindung, nämlich an das nun wichtige West-Berliner Zentrum, den Kurfürstendamm und den Bahnhof Zoologischer Garten.

Parallel dazu verwandelten sich in den Nachkriegsjahren verdichtete innerstädtische Flächen an der Sektorengrenze durch das Anlegen von Siedlungen oder Siedlungsfragmenten zu Räumen mit der Atmosphäre von Stadtrandgebieten.

Bei aller Kritik, die Architekten der Zeit schufen allerdings auch bedeutende Bauwerke, die heute ihrerseits von der sogenannten energetischen Sanierung, von Fehlnutzung oder gar vom Abriss bedroht sind.

Atze MusiktheaterAuch wenn uns die Architektur der Nachkriegsmoderne (1945-1960) auf den ersten Blick als eine Einheit erscheinen mag, sie ist es nicht. Denn die Formensprache reicht von der Übernahme von Elementen aus der NS-Zeit (Haus der Jugend am Nauener Platz) über den in Innenarchitekturen erkennbaren „Nierentisch-Stil “ (Treppenhaus im Haus der Gesundheit, Reinickendorfer Str.) bis zu Formen der Bauhausmoderne (Neues Rathaus Wedding).

Start: Triftstraße Ecke Tegeler Str.
Dauer: ca. 3. Stunden
Veranstaltungstag: 13. Juni um 13:00 Uhr
Mit der Besichtigung einiger typischer Bauwerke der Zeit

Um die Tour planen zu könen, bitten wir um Anmeldung unter redaktion@weddingweiser.de

Autor/Fotos: Eberhard Elfert


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