Am 23. Juni wird in der Gartenstadt Atlantic ein Mieterfest gefeiert. Der Grund ist aber nicht nur für Mieter interessant. Gefeiert wird ein runder Geburtstag: Die tortenstückförmige Siedlung ist 100 Jahre alt.
Mit ihren etwa 500 Wohnungen und etlichen Gewerbeeinheiten liegt die Gartenstadt Atlantic im Ortsteil Gesundbrunnen und umfasst die Heidebrinker und Zingster Straße sowie einen Teil der Bellermann- und Behmstraße. 1925 plante der junge Architekt Rudolf Fränkel die Wohnanlage, darin eingeschlossen als zentrales Element das Kino Lichtburg. Das Kino war seinerzeit mit 2 000 Plätzen das größte in Berlin, fungierte von 1947 bis 1963 als Corso-Theater und wurde dann bis zu seinem Abriss 1970 als Weizen- und Konservendepot genutzt. 1939 enteigneten die Nationalsozialisten den jüdischen Eigentümer der Gartenstadt Atlantic, Karl Wolffsohn. Später, nach einem langen Prozess, erhielten seine Erben die Wohnanlage zurück.
Auch wenn die farbenfrohe Siedlung nicht im Sinne des sozialen Wohnungsbaus angelegt wurde, ermöglichte sie doch für ihre Zeit, in der feuchte, enge und dunkle Mietskasernen in den Großstädten Normalität waren, einen humanen Wohnalltag. Die Bewohner der 1,5- bis 4-Zimmer-Wohnungen mit Größen von jeweils 60 bis 120 Quadratmetern können die großzügigen und begrünten Innenhöfe zur Erholung nutzen.
Die Gartenstadt Atlantic wurde wegen ihrer architektonischen Besonderheit 1995 unter Denkmalschutz gestellt, was ihren langsamen Zerfall aber nicht aufhielt. So entschlossen sich die Erben Michael und Rita Wolffsohn, in die Sanierung zu investieren. Fünf Jahre lang wurden Bäder modernisiert, Küchen vergrößert, Balkone zur Hofseite angelegt und Maisonette-Wohnungen ausgebaut. Hinzu kamen ein Café und das Lichtburgforum, das als Veranstaltungssaal für Konzerte, Lesungen und Ähnliches genutzt wird und jetzt zudem das Klingende Museum Berlin beherbergt.
Das Mieterfest wird am 23. Juni, 14–18 Uhr, gefeiert. Es gibt ein Bühnenprogramm, eine Tombola, Essen und Trinken. Die Medienwerkstatt junge lichtburg und andere Lernwerkstätten halten Angebote für Kinder bereit (mehr dazu im Internet unter www.spiel-fair.de). Außerdem wird ein Denkmal für Karl Wolffsohn enthüllt.
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Der Text ist im Kiezmagazin brunnen erschienen. Autorin und Fotografin ist Sulamith Sallmann. Der Weddingweiser kooperiert mit der Bürgerredaktion im Brunnenviertel und veröffentlichen den Text deshalb auch auf dem Blog.
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