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Kommentar: Beschämend – wer benennt Straßen und Plätze?

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Simit Evi vor dem Rathaus WeddingSoso. Die BIM (Berliner Immobilienmanagement GmbH) hat also offenbar keine anderen Probleme als zu verhindern, dass der Platz neben dem Rathaus Wedding einen würdigen Namen erhält, nämlich „Elise und Otto Hampel-Platz“. Elise und Otto Hampel waren ein Weddinger Arbeiter-Ehepaar, die nach dem Tod ihres einzigen Sohnes im Zweiten Weltkrieg mutigen Widerstand gegen die Nazis leisteten, mit schlichtesten Mitteln. Sie verteilten heimlich handgeschriebene Postkarten gegen den Krieg, bis die Gestapo sie nach langer Suche verhaftete. Beide wurden von den Nazis hingerichtet. Hans Fallada widmete ihnen seinen weltberühmten Roman „Jeder stirbt für sich allein“.

Rathaus saniertNun nimmt der (bislang namenlose) Weddinger Rathausvorplatz neue Gestalt an, in das sanierte Hochhaus zieht das Jobcenter ein, die Bibliothek erhält einen Neubau. Und die BIM (eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des Landes Berlin) als Eigentümerin des Hochhauses sowie eines Stückchens des Platzes will jetzt nicht, dass der bislang namenlose Platz nach Elise und Otto Hampel benannt wird – obwohl Anwohner, Stadtteilvertretung und auch die BVV klar für diese Neubenennung votierten.

Zwei Jobcenter an der gleichen Straße

Doch dies, so das BIM-Argument, würde auch „eine Adressänderung für das Jobcenter“ bedeuten, für dessen Kunden die Orientierung nicht erschwert werden solle – denn die würden die Müllerstraße 147 leichter finden.

Agentur für Arbeit Müllerstr.

Agentur für Arbeit Müllerstr.

Das ist in vielfacher Hinsicht ein unsinniges Argument. Erstens muss das Jobcenter sowieso seine Geschäftsadresse und sämtliche Drucksachen ändern, weil es an diesem Ort ja völlig neu ist. Zweitens müssen die Kunden des Jobcenters sowieso eine für sie neue Adresse aufsuchen. Hält man sie für so dumm, dass sie einen neubenannten Platz nicht finden? Drittens würde die Namensgebung für den Platz im Gegenteil für mehr Orientierung sorgen – schließlich gibt es mit der Müllerstraße 16 noch ein weiteres Jobcenter für einen anderen Einzugsbereich. Das sorgt viel eher für Verwirrung. Manche nennen die Müllerstraße deshalb auch scherzhaft „Jobcenter-Boulevard“. Als „Jobcenter Berlin Mitte Müllerstraße“ firmiert jedenfalls bereits die Müllerstraße 16 sowohl bei der Arbeitsagentur als auch in den Tiefen des Internets: Termin verpasst, lieber Kunde, weil im falschen Jobcenter vorgesprochen? Pech gehabt, die Leistung wird gekürzt!
Viertens durfte das Argument der angeblich unzumutbaren Adressänderung jedenfalls im Ostteil der Stadt niemals gelten, als nach der Wiedervereinigung zahllose Straßen rückbenannt wurden: Auch die städtischen Wohnungsbaugesellschaften wurden nicht gefragt, ob es großen Aufwand bedeute, wenn beispielsweise die Wilhelm-Pieck-Straße in Torstraße rückbenannt wird und ihre Häuser und Vorgärtchen davon betroffen waren.

Sollten nicht die Volksvertreter entscheiden?

Rathausvorplatz mit SchillerbibliothekUnd warum schwingt sich die BIM – eine landeseigene Gesellschaft, deren Aufgabe lediglich in Immobilienverwaltung besteht – überhaupt zum „Sprecher“ des Jobcenters auf ? Soll wirklich die BIM mehr Stimme haben als die Bürger, die Stadtteilvertretung und ihre demokratisch gewählten Vertreter in der BVV, die mit großer Mehrheit für die Benennung des namenlosen Rathausvorplatzes in Elise und Otto Hampel-Platz stimmten? Welche geschichtsvergessene, bürokratische Haltung offenbart sich hier – ausgerechnet 70 Jahre nach dem Ende der Naziherrschaft, wo es endlich an der Zeit wäre, auch die stillen Helden des Widerstands zu würdigen?

Verheerendes Signal gegen Zivilcourage

Was ist das für ein Signal an jene Bürger, die immerfort zu Zivilcourage aufgefordert werden? Für Zivilcourage wäre das Ehepaar Hampel ja wohl das beste Vorbild – als einfache Weddinger und späte, aber tapfere Gegner des Naziregimes, die im traurigsten Wortsinn für ihren Mut den Kopf hinhielten und kurz vor Kriegsende unter dem Fallbeil starben.
Auch deshalb sollte sich der Bezirk gegen das BIM-Begehren wehren – aus Respekt.

Autorin: Ulrike Steglich

Dieser Artikel erschien in der Sanierungszeitung “Ecke Müllerstraße” Nr. 1/2015. Nachdruck mit freundlicher Genehmigung der Autorin.



Die Frauen sind hier! mit Filmemachern und Gästen aus dem Senegal im CITY KINO WEDDING

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DIe Frauen sind hier!

DIe Frauen sind hier!

Wie gehen Frauen mit der seit 30 Jahren andauernden Konfliktsituation in der Casamance im Süden Sénégals um? Wie meistern sie ihren Alltag, mit welchen Problemen sind sie konfrontiert und welche Strategien haben sie entwickelt, um sich und ihre Familien durchzubringen?

Am Mittwoch, 18. Februar wird der  Film DIE FRAUEN SIND HIER! im CITY KINO WEDDING gezeigt. Filmemacher und Frauen aus der Casamance sind zum Gespräch vor Ort. Das Ganze ist präsentiert vom CENTRE FRANCAIS DE BERLIN.

Mittwoch, 18.Februar. 20 Uhr (franz. OmU)

CFB PRÄSENTIERT: Die Frauen sind hier! / Mais, les femmes sont là (franz. OmU) – mit Gästen

Wie gehen Frauen mit der seit 30 Jahren andauernden Konfliktsituation in der Casamance im Süden Sénégals um? Wie meistern sie ihren Alltag, mit welchen Problemen sind sie konfrontiert und welche Strategien haben sie entwickelt, um sich und ihre Familien durchzubringen?

Die Dokumentation folgt unterschiedlichen Frauen und ihrem Engagement für den Frieden. Besucht werden Frauen in mehreren Dörfen. Sie zeigen wie sie ihre Nahrung produzieren und kollektiv arbeiten. Begleitet werden sie bei der Reisernte, bei der Verarbeitung von Erdnüssen, bei der Arbeit in den ausgedehnten Mangroven, wo Austern gezüchtet, Honig geerntet und kleine Mangrovenpfanzen gesetzt werden, um die Versalzung des Bodens zu verhindern. Bei der Reisernte arbeiten die Frauen gemeinsam auf den Felder und singen dabei.

DIe Frauen sind hier!

DIe Frauen sind hier!

Obwohl die Casamance als die Kornkammer Sénégals gilt, sind die Menschen dort arm geworden und müssen hungern. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Neben klimatischen Veränderungen, der Unfruchtbarkeit der Böden durch Versalzung und Trockenheit ist die Kriegssituation ein weiterer Hauptgrund. Aufgrund der Minengefahr sind viele Felder unzugänglich und nur ein gewisser Teil des Landes kann landwirtschaftlich genutzt werden. Hinzu kommen Überfälle von Rebellen, die im Busch der Casamance leben. Die Kriegssituation blockiert die Entwicklung der Region und führt zu Flucht und Armut. Die Frauen und ihre Kinder sind am stärksten davon betroffen.

Madame Thiam, Friedensaktivistin und Koordinatorin der Platform der Frauen für den Frieden in der Casamance erklärt es so: „es sind unsere Kinder, unsere Neffen und Söhne, unsere Kinder der Casamance, die im Busch leben und kämpfen. Es muss etwas getan werden, damit sich die Situation ändert, denn es gibt mittlerweile viele Konfliktherde in Westafrika und wenn nichts getan wird kann sich die Krisensituation ausweiten. Dann sind auch die umliegenden Regionen in Gefahr.

Die Regisseurin sowie zwei Protagonisten aus der Casamance werden anwesend sein und Fragen zur aktuellen Situation beantworten.

Sénégal 2014, R: Andrea Behrendt, Dokumentarfilm, L: 60 min.

Eintritt kinogängerfreundliche 6 Euro

 


Ein Treffpunkt für Kids aus dem Badstraßen-Kiez

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Das ehemalige Haus der Volksbildung in der Badstraße. Der Jugendclub ist jetzt im Erdgeschoss.

Das ehemalige Haus der Volksbildung in der Badstraße. Der Jugendclub ist jetzt im Erdgeschoss.

Der Jugendclub in der Badstraße 10 hat nach umfangreicher Renovierung in neuen Räumen im Erdgeschoss wiedereröffnet. Bereits vor Weihnachten ist der alte, neue Klub am neuen Standort, damals noch komplett ohne Möblierung. Nun zieht auch das Mobiliar um und der Jugendklub kann wieder zu einem Anlaufpunkt für die Kids aus dem Kiez werden.

Sinnvolle Freizeitbeschäftigung im Brennpunktkiez

Kickern, Tischtennis und Breakdance sind sinnvolle Freizeitbeschäftigungen für Jugendliche. Insbesondere, wenn man im schwierigen Umfeld rund um die Badstraße und die Prinzenallee in Gesundbrunnen an die Alternativen denkt. Der Jugendklub Badstraße bietet dies an, ist ein Treffpunkt, Sozialarbeiter geben Unterstützung und Orientierung – auch für Jugendliche, die sonst auf der Straße unterwegs sind und dort Probleme machen. „Dies ist ein schwieriges Umfeld, ein Brennpunkt, Drogen und Kriminalität spielen eine Rolle. Im Klub wird seit langem Jugendarbeit am Puls der Zeit gemacht. Der Standort ist wichtig“ sagt Helge Krause-Lindner vom Jugendamt. Daher freut er sich, dass der Klub durch den Umzug erhalten bleiben konnte.

Tahsin San arbeitet als Sozialarbeiter im Club.

Tahsin San arbeitet als Sozialarbeiter im Club.

Der Jugendklub Badstraße wurde 1980 eröffnet. Er war im Haus mehrfach umgezogen. Bis vor vier Jahren nutzen die Jugendlichen das erste Obergeschoss des Vorderhauses. Doch der Bezirk wollte Kosten sparen und das Gebäude, in dem früher das Gesundheitsamt und eine Musikschule untergebracht waren, an den Liegenschaftsfonds abgeben. Der Jugendklub wich in Räume in der benachbarten Willy-Brandt-Oberschule im Hinterhaus aus. Das Vorderhaus stand dann leer, lediglich eine Dachgeschosswohnung blieb belegt. Weil die Schule die Räume für ihren Hort und den Ganztagsbetrieb nun aber zunehmend selbst benötigt, stand für den Jugendklub ein weiterer Umzug oder die Schließung an. Doch die Medien der Schule und des Vorderhauses sind verbunden, das Vorderhaus konnte deshalb nicht vom Bezirk abgegeben werden. Für den Jugendklub war das die Rettung.

Die Berliner Unterwelten richteten die neuen Räume her

Ein Nachmittag im Jugendclub mit Dart.

Ein Nachmittag im Jugendclub mit Dart.

Für die Herrichtung des neuen Standortes hatte der Bezirk kein Geld. Doch auch hier gab es eine Lösung: Der Verein Berliner Unterwelten aus dem Kiez hat die 185 Quadratmeter großen Räumlichkeiten in ehrenamtlicher Arbeit renoviert. „Ich finde es ganz wichtig, dass man etwas für seinen Kiez tut“, sagte Unterwelten-Chef Dietmar Arnold. Als Dankeschön bekam er bei der Eröffnung einen Grafitti-Gutschein von den Jugendlichen. Sie wollen eine Wand seiner Wahl gestalten. Auch Jugendstadträtin Sabine Smentek (SPD) zeigte sich sehr erfreut und richtete einige Worte an Dietmar Arnold: „Wenn es euch nicht gegeben hätte, dann hätten wir das nicht geschafft bei unserer finanziellen Situation“.

Der Jugendklub ist Montag bis Freitag von 13 bis 19 Uhr geöffnet. „Die Öffnungszeiten sollen aber später ausgeweitet werden“, versprach Helge Krause-Lindner. Zwei fest angestellte Sozialpädagogen kümmern sich um die Jugendlichen. Dazu kommen Honorarkräfte, die Kurse anbieten. Bisher haben sich etwa 60 Jugendliche im Klub getroffen. Auch am neuen Standort können sie Billard, Tischtennis oder Kicker spielen sowie an verschiedenen Kursen teilnehmen. Mit der Lichtburg-Stiftung soll es eine Kooperation geben, so dass zum Beispiel Medienprojekte stattfinden können.

Jugendclub Badstraße Badstraße 10, Mo-Fr 13-19 Uhr

Text und Fotos: Dominique Hensel


Die Kolumne: Ist Handarbeit noch zeitgemäß?

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Logo_ManufakturenSchon verrückt: Auf der einen Seite ist Wedding ganz offensichtlich ein idealer Nährplatz für Kreative, die mit Köpfchen und eigener Hände Arbeit so ziemlich alles herstellen, was das Konsumentenherz erfreut – vom aufgehübschten Möbel bis hin zu angesagter Mode. Nun aber müssen wir mit Erschrecken feststellen, dass gutes altes Handwerk offensichtlich nicht mehr gefragt ist. Wie anders lässt sich erklären, dass der geneigte Genießer schon sehr, sehr genau suchen muss, um in Wedding und Gesundbrunnen noch eine Bäckerei zu finden, die ihren Namen zu Recht trägt. Die also selbst den Teig für Brötchen, Brot und Kuchen knetet und dann erst den Ofen anwirft. Und was ist eigentlich mit anderen Berufsgruppen? Oder weiß jemand noch von einem Uhrmacher im Wortsinne? Oder einem Schuhmacher, der nicht Mister Minit heißt? Oder einem Fleischer, der die Tiere kennt, die er schlachtet? Vielleicht sind derartige Berufsgruppen einfach nicht mehr hip genug für Wedding? Falls aber doch, wäre hier genau die richtige Stelle, diese Menschen vorzustellen.

Autor: Ulf Teichert

Unsere Umfrage zu guten Bäckern im Wedding findet ihr hier.

Einige Vorschläge der Weddingweiser-Redaktion:

Schuhmacherei Roy Ernst – Müllerstr. 97 (U Afrikanische Str.), Maßanfertigung, Reparaturen

Neuland-Fleischerei Bünger, Müllerstr. 156 a (U Leopoldplatz)

Handgemachte Saucen und Dressings: “Blattgold“, Kameruner Str. 14, erhältlich bei Kaiser’s und EDEKA Reichelt

Handgemachte individuelle Taschen: UNIKAT, Dubliner Str. 7 (U Rehberge)

 

Die Kolumne erscheint ebenfalls samstags im Berliner Abendblatt, Ausgabe Wedding.


Coworking im Wedding: Suche Schreibtisch ohne Büro

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supermarktStudios2Neulich beim Kaffeetrinken, wir saßen bei Apfelkuchen und Filterkaffee am Familientisch, stand ich plötzlich im Mittelpunkt des Interesses: Und was macht die Arbeit? Fragte meine Oma. „Ich habe gestern im Supermarkt gearbeitet“, sagte ich. Meine Oma ist über 80 Jahre alt, weiß aber genau, dass ich keine Verkäuferin bin sondern Journalistin. Ich stach mit der Gabel ein weiteres Stück des Kuchens ab und versuchte eine Erklärung: „Die Supermarkt Studios sind ein Coworking Space. Alle reden doch vom Coworking und da wollte ich es einfach mal ausprobieren.“ Ihr Gesichtsausdruck ließ mich innehalten. Coworking was? Neugierig und ein wenig ratlos schaute sie mich an während sie mir Kaffee nachschenkte und auf eine Erklärung wartete.

Gern hätte ich Ela in diesem Moment an meiner Seite gehabt. Ela Kagel und meine Oma würden sich gut verstehen, auch wenn sie in sehr verschiedenen Welten zuhause sind. Oma in ihrem Haus mit dem großen Garten vor den Toren der Stadt, dem ruhigen Leben ohne Internet. Ela dagegen wechselt innerhalb von Sekunden von Deutsch zu Englisch, von Twitter zu Facebook mit Handy am Ohr, organisiert, spricht mit Künstlern und Menschen aus der Kreativwirtschaft: bei ihr laufen die Drähte heiß.

Ela Kagel und meine Oma lieben den Austausch, beide sind offene, aufmerksame und sehr nette Gastgeber, ich fühle mich bei beiden wohl. Sie würden sich gut verstehen. Doch Ela hat keine Zeit. Gerade jetzt wuselt sie in der Brunnenstraße herum, sitzt sicher im Supermarkt-Studio 2 oder 3 an einem der Schreibtische und organisiert das, was ich nun meiner Oma erklären will: Coworking – moderne Bürogemeinschaften an gemieteten Schreibtischen.

Trend aus den USA ist längst im Wedding angekommen

Coworking ist insbesondere in den USA verbreitet. In Deutschland gibt es ungefähr 230 Coworking-Bürogemeinschaften, in Berlin sind es etwa 50. Der Trend ist in den letzten Jahren auch im Wedding angekommen. Insbesondere Freiberufler, Kreative, kleine Unternehmen und so genannte digitale Nomaden nutzen die Arbeitsplätze und die dazugehörige Infrastruktur in den Supermarkt Studios im Brunnenviertel, im Stattbad Wedding in der Gerichtstraße, in der Alten Kantine in der Uferstraße, im Raumteiler in der Türkenstraße und in vielen weiteren Gemeinschaftsbüros.

In den Supermarkt-Studios bedeutet Coworking: ein schlichter Schreibtisch, eine silberne Schreibtischlampe, ein Drehstuhl, ein Papierablagefach in Silber, eine Steckdose, Scanner, Kopierer, drahtloses Internet. Dazu Wasser, ein Sofa, hübsche Bilder an den Wänden, ein Besprechungsraum nebenan, ein freier Blick durch raumhohe Fenster auf die Brunnenstraße. Ela nennt das Galerie-Arbeitsplatz. An den vermieteten Schreibtischen sitzen Architekten, Kulturwissenschaftler, Anwälte, mit verschiedensten Projekten beschäftigte Büromenschen. Sie können ihr Mini-Büro an allen Tagen in der Woche zu jeder Tages- und Nachtzeit nutzen. Mittendrin hat Ela Kagel ihren Platz. Die freie Kuratorin und Produzentin organisiert von dort auch die Aktivitäten im Veranstaltungssaal Supermarkt in der Brunnenstraße 64 ein paar Häuser weiter.

Meine Oma schaut mich weiter fragend an. Sie hat noch nie etwas von Coworking gehört, ihr Arbeitsleben liegt 20 Jahre zurück. „Coworking bedeutet, dass man einen Büroarbeitsplatz mieten kann. Dort hat man alles, was man braucht und muss nicht ein ganzes Büro zahlen“, sage ich endlich. Über Omas Gesicht huscht ein Lächeln. „Na dann kommst du endlich mal unter Leute, Mädel!“

Text und Foto: Dominique Hensel


Wir sind das Volk?! und Oscar-Nacht im CITY KINO WEDDING

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Wir sind jung. Wir sind stark.

Wir sind jung. Wir sind stark.

Aus aktuellem Anlass spielt das CITY KINO WEDDING unter dem Motto WIR SIND DAS VOLK? drei Filme zum Thema Fremdenhass und Neonazis. AMERICAN HISTORY X und ADAMS ÄPFEL werden im Programm sein, wie auch der Film WIR SIND JUNG. WIR SIND STARK über die Pogrome von 1992 in Rostock-Lichtenhagen. Zu diesem Film wird am Freitag, 20. Februar um 21 Uhr der Regisseur Burhan Qurbani zu Gast sein.

Und am 22. Februar werden die Oscars übertragen – im CITY KINO WEDDING kann man die Verleihung die ganze Nacht live im Kino verfolgen.

Do. 19.2. 18.30 Uhr, Fr. 20.2. 21 Uhr, Sa. 21.2. 16:30 Uhr, So. 22.2. 14 Uhr
WIR SIND JUNG. WIR SIND STARK.
Rostock 1992 – ein Hochhaus, in dem vor allem Vietnamesen leben, brennt. Wie kam es zu diesem Anschlag? In stilisierten schwarz-weiß Bildern erzählt der Film WIR SIND JUNG. WIR SIND STARK. aus den Blickwinkeln verschiedener Schicksale die Ereignisse um die Pogrome von Rostock-Lichtenhagen. Der Film beschreibt die Chronologie des Tages, die zu einem der größten ausländerfeinlichen Pogrome der deutschen Geschichte gehört. Im Zentrum steht der gelangweilt-perspektivlose Stefan und seine jugendlichen Freunde. Weitere Perspektiven sind die eines Lokalpolitikers, der sich aus Allem lieber raushalten will sowie von einer jungen Vietnamesin, die eigentlich nur eine gute Deutsche sein will. Durch die aktuellen fremdenfeindlichen Bewegungen wie PEGIDA und HOGESA, bekommt der Film eine traurig-erschreckende Aktualität. Am Freitag, 20. Februar um 21 Uhr wird Burhan Qurbani im CITY KINO WEDDING zu Gast sein. Im Anschluss an den Film wird er mit dem Publikum über seinen Film sprechen. Karten können ab sofort unter citykinowedding@lakeberg.net reserviert werden.

» Ästhetisch gewagt, thematisch mutig und wichtig – ein starker Film.« (KulturSpiegel)
» Einer der mutigsten und wuchtigsten deutschen Filme seit langem (..) « (Berliner Morgenpost)

Do. 19.2. 21 Uhr (engl. OV), Sa. 21.2. 21 Uhr (deutsche Fassung)
AMERICAN HISTORY X

American HIstory X

American HIstory X

Danny´s großes Vorbild ist sein Bruder Derek, Anführer einer rechten Skinhead-Gang, der wegen Mordes an zwei Farbigen zu drei Jahren Gefängnis verurteilt wird. Während sein Bruder im Gefängnis sitzt und schließlich mit seiner Ideologie bricht, wird Danny immer radikaler in seinen Ansichten. Als er in der Schule einen Aufsatz über Hitlers ‘Mein Kampf’ abliefert, in dem er die Inhalte des Buches unkritisch übernimmt, gibt ihm der Schuldirektor eine letzte Chance, um nicht verwiesen zu werden: er muß einen persönlichen Kurs mit dem Titel “American History X” belegen. Seine erste Aufgabe: einen Aufsatz über seinen Bruder Derek zu schreiben. “AMERICAN HISTORY X wirft einen verstörenden Blick auf die filmisch wenig beachtete amerikanische Neo-Nazi-Szene.” (moviepilot.de)
USA 1998, R: Tony Kaye D: Edwad Norton, Edward Furlong u.a., L: 119 min., FSK: ab 16

Fr. 20.2. 19 Uhr, Sa. 21.2. 19 Uhr, So. 22.2. 16.15 Uhr
ADAMS ÄPFEL

Adams Äpfel

Adams Äpfel

Ivan ist ein Pfarrer, seine Aufgabe: Straftäter resozialisieren. Zu einem kleptomanischen Sexualstraftäter und einem arabischen Tankstellenräuber gesellt sich der aggressive Neonazi-Anführer Adam. Ihm wird die Pflege des kircheneigenen Apfelbaumes übertragen. Ein zum Kult gewordener dänischer Film über Vorurteile, eine „mit biblischen Verweisen spielende Fabel voller absurder Überraschungen, realistisch und märchenhaft, heiter und düster zugleich. Ein Film, der eindimensionale Weltbilder hinterfragt und für Vielfalt und Menschlichkeit gegen alle Widerstände und Vorurteile plädiert.“ (Lexikon des Internationalen Films). Ganz großes Kino: Mads Mikkelsen als naviv-optimistischer Pfarrer Ivan!
Dänemark 2005, R: Anders Thomas Jensen. D: Mads Mikkelsen, Ulrich Thomsen, Nicolas Bro, Ali Kazim, 94 min, FSK: 16 Jahre

OSCARS-SPECIAL

Titanic

Titanic

Endlich ist es soweit: Am 22. Februar werden die Oscars werden in LA verliehen! Um die Vorfreude auf die Verleihung zu schüren zeigt das CITY KINO WEDDING um 19:30 Uhr den Oscar-ABräumer TITANIC und um 23 Uhr den Oscar-Nominierten BONNIE & CLYDE. Im Anschluss werden die Oscars 2015 live im Kino übertragen – und das die ganze Nacht! Der Eintritt zur live-Übertragung ist frei!

Festliche Kleidung und gespannte Stimmung ist erwünscht.

Eintritt kinogängerfreundliche 6 Euro

 


Michele – Feinkost und Fremdsprachen: Darf es ein wenig Toskana sein?

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Michael Schaller im Michele.

Michael Schaller im Michele.

Michael Schaller träumt von Italien. Schon als Jugendlicher begeisterte er sich für die Mittelmeerregion. Er lernte die Sprache, er verliebte sich in eine Italienerin und heiratete. Beinahe wäre er, den jeder Michele nennt, vor Jahren sogar ganz nach Italien gegangen. Doch er blieb. Heute teilt er seine Leidenschaft mit den Weddingern, die für die italienische Küche ebenso schwärmen wie er. In der Lotzingstraße 17 im Brunnenviertel betreibt er seit eineinhalb Jahren das „Michele – Feinkost und Fremdsprachen“. Es ist sein kleines Italien im Wedding.

„Rosmarinkäse aus Spanien eingetroffen“ und „Weine aus dem Chianti“ hat Michele an sein Feinkostgeschäft geschrieben. Mitten im Brunnenviertel, zwischen Mauerpark und Brunnenstraße will er die Feinschmecker aus der Nachbarschaft anziehen. Mit gutem Wein, mit Käse, Panini, Tappas, Pizza und Tagesgerichten wie toskanischem Schweinebraten mit Rosmarinkartoffeln. Auch der Kaffee in Micheles Laden ist ein aromatischer Gruß aus Italien. Sonntags lädt Michael Schaller zum mediterranen Brunch ein.

Lortzingstraße 17.

Lortzingstraße 17.

Jeden Tag eine andere Sprache – auch für Kinder gibt es Kurse

Das Essen, serviert wochentags ab derzeit 13 Uhr und am Wochenende ab 9 Uhr, ist jedoch nicht das einzige Angebot, das Michele den Menschen hinter den Wohnfassaden macht. „Ich möchte, dass die verschiedenen Kulturen in entspannter Atmosphäre Miteinander ins Gespräch kommen“, sagt der gelernte Betriebswirt aus Baden-Württemberg, der 2008 nach Berlin kam. Eigentlich war er damals sozusagen auf der Durchreise nach Italien, aber dann blieb er doch im Wedding. Miteinander ins Gespräch kommen – das meint Michele wörtlich. Deshalb bietet er in seinem Laden Sprachkurse mit Muttersprachlern an. Jeden Tag ist eine andere Sprache an der Reihe: von Italienisch, Spanisch, Türkisch bis zu Persisch und Business-Englisch. Auch Kinder lädt er zum Sprachelernen ein.

michele_ww1Michele wirkt ganz eins mit seinem Laden. Inmitten der Tische mit den rot-weiß karierten Tischtüchern, den Cappuccinos, den samtrot schimmernden Weinflaschen und dem guten Essen nach mediterraner Art fühlt er sich zuhause. Nur der Zugang zur Nachbarschaft ist schwerer als gedacht. „Der Laden, das Umfeld – es entwickelt sich, aber sehr langsam“, sagt er. Er hat sein Geschäft genau einen Tag nach der Öffnung der Verbindung durch den Mauerpark zum Prenzlauer Berg gestartet. „Ich habe mir mehr davon erhofft“, sagt Michele. Es gäbe immer mal Gäste, die auf diesem Weg an seinem Geschäft vorbei gingen und dann den Feinkostladen entdeckten, insbesondere vor großen Sportereignissen in der Max-Schmeling-Halle, aber es müssten noch mehr sein, damit sich das Feinkost-Restaurant rentiert.

Kultur und Kulinarik in der Lortzingstraße

Sehr beliebt ist das „Michele – Feinkost und Sprachen“ als Ort von privaten Feierlichkeiten, als Cateringanbieter – etwa für die Verleihung des Teddy Award im Rahmen der Berlinale 2013. Auch die eigenen Kulturveranstaltungen werden gut besucht. Kürzlich war der Entertainer Ivo Lotion bei Michele. „Ein bis zwei Mal im Monat gibt es hier Kleinkunst“, sagt der Gastgeber. Mitten in seinem Weddinger Italien waren bereits ein Feuerschlucker, ein Zauberer, ein Kaspertheater oder Musiker zu Gast. Auch Weinproben gab es und kulinarische Themenwochen, das liegt ja nahe.

Wer möchte, kann im Michele nicht nur essen. Auch Fremdsprach-Kurse stehen auf dem Programm.

Wer möchte, kann im Michele nicht nur essen. Auch Fremdsprach-Kurse stehen auf dem Programm.

Das Geschäft im Brunnenviertel ist bereits Micheles zweiter Versuch, ein Feinkost-Restaurant zu etablieren. Zuvor war er eineinhalb Jahr in der Prinzenallee im Soldiner Kiez. Dort hatte er jedoch mit kriminellen Übergriffen zu kämpfen, weshalb er nun sein Italien-Glück in der etwas verschlafenen Lortzingstraße versucht.

 „Michele – Feinkost und Fremdsprachen“, Lortzingstraße 17, geöffnet Montag bis Freitag 13-22 Uhr, Samstag und Sonntag 9 Uhr-open end, Sonntag Brunch
auf Facebook: https://www.facebook.com/michelemediterranea

Text und Fotos: Dominique Hensel


ExRotaprint-Kantine: von wegen liebloses Essen!

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Kantine ExRotaprint ZubereitungKantine – das Wort steht für schnelle Verköstigung in der Mittagspause mit einförmigem Essen. „Der Name ist bei uns eher ironisch gemeint“, erklärt André Reutter. Und tatsächlich: die Gaststätte auf dem ExRotaprint-Gelände an der Gottschedstraße 4 unterscheidet sich deutlich von den Speisesälen mit Großküche, die man aus anderen Kantinen kennt. „Das Essen wird bei uns immer frisch vor den Augen der Besucher zubereitet“, sagt der 48-Jährige. Es gibt auch nicht jeden Tag Fleisch – vegetarische Gerichte sind kein Nischenangebot, sondern stellen die Mehrheit der Gerichte dar. „Unser Motto ist: für wenig Geld gut gemachtes Essen anbieten“, erklärt André Reutter. Das Restaurant mit seinen 70 Plätzen steht nicht nur den wenigen hundert Mitarbeitern und Kursteilnehmern des ExRotaprint-Geländes zur Verfügung, sondern wird auch gern von Essensgästen aus anderen Teilen des Weddings besucht.

Kantine ExRotaprint Empfang

Warmherziger Empfang

„Selbst die Leute vom Amtsgericht Wedding kommen hierher, obwohl die eine eigene Kantine haben“, berichtet Susi, die hier schon ein paar Jahre in der Küche arbeitet. Das liegt sicher nicht nur am Essen, das kurz nach der Bestellung noch einmal in die Pfanne kommt und nicht stundenlang vorgehalten wird. „Die Atmosphäre hier ist auch sehr warmherzig“, sagt Semra Senoll. Sie ist quasi „die gute Seele“ am Empfangstresen, die die Bestellungen entgegennimmt und kassiert. Ihre Spezialität: sie merkt sich die Namen der Stammgäste und auch der neuen Besucher. Die persönliche Ansprache komme auch bei den Gästen gut an, erklärt Semra: „Ich mag es, dass hier alle – egal ob Architekt oder Psychologe – nicht so großspurig auftreten.“

Hinter der großen Glasscheibe, auf der die Tagesgerichte in bunter Schreibschrift stehen, kann man die Wartezeit damit verbringen, bei der Essenszubereitung zuzusehen. Hier holen sich die Gäste auch ihr Essen ab, wenn ihr Name ausgerufen wird. Heute gibt es beispielsweise einen Pie mit Mangold und Gorgonzola, dazu Salat – für fünf Euro. Essenswünsche nehmen die Kantinenmitarbeiter jederzeit an und versuchen sie, in die Wochenkarte einzuarbeiten.

Treffpunkt für alle ExRotaprintler

Kantine ExRotaprint Essen„Ich bin froh, dass es diese Kantine gibt“, sagt Alexandra. Sie arbeitet auf dem Gelände und kennt die Kantine schon seit Jahren. Unabhängig vom Essen schätzt sie es sehr, dass sich hier die unterschiedlichen Nutzer des ExRotaprint-Geländes treffen können. Zu je einem Drittel wird die Fläche der ehemaligen Druckmaschinenfabrik von Unternehmen der Kreativwirtschaft, der Sozialwirtschaft und Kleingewerbe bespielt. „Es ist ein gutes Miteinander“, bestätigt auch Kantinenbetreiber André Reuter. Das sei nicht selbstverständlich, zumal auch die Lage in einem Drogenkiez nicht einfach ist.

Auch das dezente Intérieur hebt sich wohltuend von gewohnten Kantinen ab, ohne aufdringlich modern zu sein. Von der schachbrettartigen Decke hängen originelle siebeneckige Leuchten, die unterschiedlich langen Tische bieten bis zu zehn Personen Platz. Der helle, verglaste Gastraum aus den 1950er Jahren hat die nüchterne Ästhetik der früheren Zeitschicht bewahrt – so stammt der Linoleumboden noch eindeutig aus der Zeit der Rotaprintfabrik.

Aber eine Kantine ist es dann doch

Kantine ExRotaprint EssensausgabeDoch bei allen Unterschieden – eines hat die Kantine dann doch mit anderen Betriebsgaststätten gemeinsam: am Ende räumen die Besucher die Teller noch selbst ab und stapeln sie am Ausgang….

Website mit Wochenkarte

Gottschedstr. 4, 13357 Berlin

Mo-Fr 8 – 16 Uhr

Frühstück von 8.30 – 11.30 Uhr

Mittagessen von 12.00 – 15.30 Uhr



Ein Sommer mit dem Weddingmarkt

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Über ein Jahr hat er pausiert, doch im Sommer kehrt er einmal im Monat in den Wedding zurück: der Kunst- und Designtreffpunkt “Weddingmarkt”. Dieses Abbild des kulturellen Lebens in diesem Teil Berlins kommt am besten da zur Geltung, wo viele Menschen an einem Sonntag bummeln gehen: am Nordufer zwischen Torfstraße und Samoastraße. Nun beginnt die Anmeldephase.Weddingmarkt Nordufer“Der Weddingmarkt kommt wieder”, freut sich Sabrina Pützer. Bereits bei den sechs früheren Veranstaltungen war sie mit dabei, die Neuauflage organisiert die Künstlerin in diesem Jahr allein. “Es soll neben den circa 70 Künstlern auch einige gastronomische Stände geben, alles aus dem Wedding, zudem eben auch nicht kommerzielle Infostände”, hofft Sabrina Pützer. Leider kann der Weddingmarkt nicht mehr auf den Leopoldplatz stattfinden, weil der Eigentümer der Marktfläche, die Nazarethkirchengemeinde, die Sonntagsruhe in Gefahr sah. Der neue Standort auf dem verkehrsberuhigten Teil des Nordufers am Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal könnte sich aber ohnehin als die bessere Wahl erweisen.

Für einen Stand beim kommenden 7. Weddingmarkt kann man sich zwischen 20.2. – 6.3. unter http://weddingmarkt.wordpress.com bewerben. Gesucht werden Weddinger Kreative aus den Bereichen Kunst, Schmuck, Mode, Design usw. Die Standpreise werden sich wie bisher um die 35 Euro bewegen, mit überdachtem Marktstand um 50 Euro insgesamt. Die genauen Preise werden ab dem 20.2. bekannt gegeben.

Ab dem 20.2. beginnt auch die Bewerbungsphase auf der Website. Dann hat man zwei Wochen Zeit, sich entspannt zu bewerben. Ab dem 3. März bekommen die Bewerber eine Rückmeldung, ob sie dabei sind.

Geplante Termine im Jahr 2015, immer sonntags, immer am Nordufer:

3. Mai
7. Juni
5. Juli
6. September


Wedding am Wasser: Napoleonkai, ein riesiger Freiraum am Kanalufer

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20150222_125327-1Ein mit Betonsegmenten – vielleicht Reste der Berliner Mauer – umgebenes, langgezogenes Gelände am Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal: An und für sich nichts Besonderes in dieser mit ungenutzten Brachen vermeintlich so reich gesegneten Stadt….Napoleonkai Graffiti 5

Die Betonteile sind mit mehr oder weniger einfallsreichen Graffiti besprüht. Doch außer Sprayern und Hundehaltern interessiert sich niemand für diese idyllisch gelegene Leerstelle gegenüber des Saatwinkler Damms, wo auf der anderen Kanalseite der Auto- und Busverkehr unbeeindruckt Richtung Flughafen Tegel donnert. Am Gelände selbst führt der Radfernweg Berlin-Kopenhagen direkt an den plump aufgereihten Betonelementen entlang – wie oft habe ich mich geärgert, dass er extra wegen dieser Brache einen gehörigen Umweg bis hinter das Stade Napoléon nehmen muss. Dieses Relikt der französischen Alliierten gab der 260 Meter langen Verladestelle für Bauschutt und Bodenaushub denn auch ihren Namen: Napoleonkai. Der Schwarze Graben, der sich von Reinickendorf kommend, an den Rehbergen entlangzieht, wird am Rand des Geländes in den Kanal entwässert. An der metallischen Spundwand und der Aufweitung des Kanals erkennt man, dass dieses Uferstück einmal eine andere Funktion hatte – als Anlegestelle und Umschlagplatz. Doch heute ist es nur eine Sandwüste, in die sich ein paar Anzeichen wilder Vegetation gekrallt haben, überhaupt nicht gegen Zutritt gesichert. Man wähnt sich, obwohl mitten im Westteil Berlins, an einer der Brachen, die es nach dem Fall der Berliner Mauer massenhaft im Niemandsland gab.

Wird langsam selten

Napoleonkai Graffiti 3Die East Side Gallery, nein, die ist mit diesem idyllisch gelegenen Gelände wohl nicht vergleichbar. Die Umgebung ist grün und vorstädtisch. Aber wenn ich so durch diesen vergessenen Ort spaziere und die Spray-Kunstwerke betrachte, fällt mir auf, wie selten solche urbanen Freiräume inzwischen geworden sind…

Wem die Fläche mit bester Wasserlage wohl gehört? Und was soll mit ihr eigentlich passieren? Vielleicht sollte man sich einfach nur freuen, dass es ein solches städtebauliches Vakuum noch gibt.

Und so kommt man hin

Zu finden: Am Ende der Allée du Stade, hinter dem Stade Napoléon und östlich des Zentralen Festplatzes am Hohenzollernkanal

 

Napoleonkai Graffiti 2Napoleonkai Graffiti 4



DRAGAN WENDE – Regisseurin Lena Müller zu Gast im CITY KINO WEDDING

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Dragan Wende

Dragan Wende

Am 28. Februar um 19:30 Uhr zeigt das CITY KINO WEDDING, einen etwas anderen Wende-Film: “Vor der Wende war alles besser!” Laut darf man das ja gar nicht sagen, doch DRAGAN WENDE, der Protagonist des gleichnamigen Dokumentarfilms, hat mit “political correctness” wenig am Hut und scheut sich nicht davor, mit voller Inbrunst zu deklarieren, dass er die Mauer nicht nur gerne wiederaufbauen, sondern noch gut 10 Meter höher errichten möchte. Regisseurin Lena Müller ist im Kino zu Gast und spricht über ihren Film.

Von Do 26. – Sa 28. Februar gibt es im Kino mal kein Kino, sondern MONSIEUR K’s KABARETT. Und MONSIEUR CLAUDE & SEINE TÖCHTER sowie BONNIE & CLYDE sind auch noch einmal im Programm.

 


Dragan Wende –  Regisseurin Lena Müller ist zum Publikumsgespräch zu Gast!
Sa 28.2. 19:30 Uhr

Dragan

Dragan

Damals war er König – heute ist er unsichtbar.
In den 70er und 80er Jahren hatte Dragan Wende, Sohn eines Gastarbeiters, Geld, Frauen, Champagner –und einen jugoslawischen Pass, angeblich den „besten der Welt“. Er kostete seine Blockfreiheit voll aus: Während er das vibrierende West-Berliner Nachtleben orchestrierte und in den angesagtesten Clubs arbeitete, verdiente er sich mit zwielichtigen Geschäften durch die Berliner Mauer eine goldene Nase. 25 Jahre nach ihrem Fall ist diese Mauer in Dragans Kopf höher denn je: 1989 verlor er seine Privilegien, machte ausschließlich die Wende für seinen persönlichen Nieder gangverantwortlich und hat seitdem keinen Fuß mehr nach Ost-Berlin gesetzt. Er ist nunmehr eine Dragan Wendekauzige Randfigur, die von Sozialleistungen und der Erinnerung an glorreiche Zeiten lebt und täglich virtuos ums Überleben kämpft.
“Ein Stück irrwitzige Weltgeschichte, erzählt aus der Küche eines abgehalfterten Bordell-Türstehers. Ein Stück berührende Familiengeschichte, erzählt in der historischen Dimension des kalten Krieges. Ein Stück derbe Männergeschichte, erzählt mit Pfiff und Ironie dank sicherer Montage – halbseiden, blockfrei und humorvoll.”  (Jurybewertung bei der Wahl zum Besten Dokumentarfilm, Max Ophüls Preis)
Deutschland 2014, Dokumentarfilm, R: Dragan von Petrovic & Lena Müller, L: 87 min. FSK: ab 12
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=XnonnDkm7HA

Reservierungen gerne unter: citykinowedding@lakeberg.net

 

Do 26.2. 20 Uhr, Fr 27.2. 20 Uhr, Sa 28.2. 15 Uhr
CFB präsentiert: Monsieur K’s Kabarett

Monsieur K's Kabarett

Monsieur K’s Kabarett

Eine Straßenecke, ein Hinterzimmer einer Kneipe oder der Keller eines Theaters… vom Rauch und vom Lärm der Stadt überflutet… und inmitten dieses Getöses ein Mann aus der Welt des Variététheaters… Von seinem Pianisten, Herrn Anna Petrovna, und seinem Akkordeonisten, Herrn Frédéric Chopine, begleitet, lädt Herr K. Sie zu einem unkonventionellen Variétéabend ein und enthüllt Ihnen die humoristischen und satirischen Juwelen des Berliner Chansons der 20er Jahre.
Regie: Jérôme Marin, Mit: Jérôme Marin (Gesang), Antoine Bernollin (Klavier) & Fred Ferrand (Akkordeon), Musikalische Leitung: Antoine Bernollin und Fred Ferrand
Eintritt: 8 Euro. Reservierungen unter: reservation@centre-francais.de

 

 

 

So 1.3. 14 Uhr
Monsieur Claude & seine Töchter
monsieur-claude-und-seine-tochter-posterMONSIEUR CLAUDE hat vier wunderschöne Töchter. Nach und nach heiraten sie – einen Moslem, einen Juden und einen Chinesen. Als die vierte Tochter ihren Verlobten der Familie vorstellt, sind die Eltern beruhigt: er ist Katholik, aber huch – er ist schwarz. Das Feuerwerk an Klischees, Gags und gegenseitigen Vorurteilen war mit über 3,6 Millionen Besuchern, der meistbesuchte Film des Jahres 2014.
Mit radikalem Witz und schonungslosen Provokationen ist »Monsieur Claude und seine Töchter« heiteres und buntes Komödienkino aus Frankreich. Der grandiose Christian Clavier (»Asterix und Obelix«) als Monsieur Claude beweist erneut riesiges Komödientalent auf seiner Odyssee durch vier Hochzeiten zwischen Kulturschock und Völkerfreundschaft.
Frankreich 2014, R: Phillipe de Chauveron, D: Christian Clavier, Chantal Lauby u.a., L: 97 min., FSK: 0
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=MXb08CpoREE

 

So. 1.3. 16 Uhr
The Oscar© should have gone to: Bonnie & Clyde

Bonnie & Clyde

Bonnie & Clyde

1968 war ein starkes Oscar© Jahr – mit im Rennen um die Auszeichnung als bester Film war z.B. DIE REIFEPRÜFUNG -, gewonnen hat allerdings das Rassismus-Drama IN DER HITZE DER NACHT. BONNIE & CLYDE gewann zwei Oscars – für die Nebenrolle Estelle Parsons und die besteKamera. Ein fehlender Oscar© als bester Film schmälert die Kraft dieses Gangsterfilmes aber kein Stück!
USA 1967, R: Arthur Penn, D: Warren Beatty, Faye Dunaway u.a., L: 111 min., FSK: ab 16
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=3ACCpXaA-MU

 

 

Ausblick:

Paradies-Liebe_PlakatA4Fr 13.3., 20 Uhr
Weddingweiser präsentiert: MÜLLER ECKE AFRIKA
Vier dokumentarische Kurzfilme aus dem Wedding. Regisseur und Protagonisten sind zu Gast.

Sa 14.3., 19 Uhr
Warum schämen wir uns so? Psychologie & Kino  – PARADIES: LIEBE unter dem psychoanalytischen Blick von Dr. Bernd Heimerl
Unsere erste Veranstaltung zu dem Thema Psychologie & Kino beschäftigt sich mit Ulrich Seidls Film PARADIES: LIEBE. Unser Referent Dr. Heimerl legt seinen Fokus in der Analyse dabei auf das Begehren, die Liebe und die Scham. Letztere packt nicht nur die Protagonistin im Film, sondern auch den Zuschauer, während er ihn schaut. Aber warum ist das so? Und welche Gefühle spielen im Film und in uns als Zuschauer eigentlich eine zentrale Rolle?

Eintritt: Kinogängerfreundliche 6 Euro

Auf der Weddingweiser Pinnwand Karten zu gewinnen, also: Augen auf!

 

City Kino Wedding, Müllerstr 74, U Rehberge

Aktuelle Infos und Kontakt: http://www.facebook.com/citykinowedding

citykinowedding@lakeberg.net

Text: City Kino Wedding


Die Gleim-Oase kommt ins Rathaus – mit einer Ausstellung

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f22e7c9473Die Gleim-Oase steht im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung in der Berolina Galerie im Rathaus Mitte. „Die Gleim-Oase- Kunstwerk und Stadtnatur – Einzigartige Insel im Schatten der ehemaligen Mauer“ heißt die Schau, die am 4. März um 14 Uhr eröffnet wird. Bis zum 24. April ist sie in der Karl-Marx-Allee 31 zu sehen. Und auch auf der Oase selbst wird in den kommenden Wochen etwas Besonderes zu sehen sein …

Dunja Berndt und Holger Eckert schicken die Gleim-Oase in der Gleimstraße mit einer besonderen Aktion in den Frühling. Bereits im vergangenen Jahr haben die beiden Paten der Verkehrsinsel im Hochbeet unzählige Frühblüher gepflanzt, die in den kommenden Wochen eine blühende „30“ malen werden. Damit wollen die beiden engagierten Paten daran erinnern, dass die Verkehrsinsel bereits 1985, also vor 30 Jahren angelegt wurde.

Die Gleimstraße war während der Teilung Berlins in Höhe des gleichnamigen Tunnels geteilt. Auf Westberliner Seite wurde 1985 eine liebevoll gestaltete Mittelinsel angelegt. Bepflanzungen, geschwungene Sitzgelegenheiten, Schachtische sowie mehrere Skulpturengruppen aus Gitterrosten luden zum Verweilen ein.

Nach der Grenzöffnung 1989 wurde die Straße zu einer wichtigen Ost-West-Verbindung. Der Park geriet in Vergessenheit. Er wucherte zu und war kaum mehr zu erkennen. 2010 begannen die Kiezläufer Dunja Berndt und Holger Eckert mit der Säuberung und dem Freischneiden der Skulpturen. Dank bürgerschaftlichem Engagement ist die Gleim-Oase inzwischen wieder zu einer grünen Insel mitten in der Stadt und einem Ort der Begegnung geworden.

Bis 24. April, Montag bis Freitag 9-18 Uhr, Berolina Galerie im Rathaus Mitte, Karl-Marx-Allee 31 (U-Bahnhof Schillingstraße)

Text und Foto: Dominique Hensel


Ein Tipi-Zelt für Berlin

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OLYMPUS DIGITAL CAMERAWas es alles gibt – rosa Pullover für Pinguine, ein Tipi-Zelt in Berlin und ganz viele Geschichten, wie dieses Tipi und seine Tausend Quadrate entstanden sind. Dies ist eine der Geschichten…

Wenn Handarbeit wieder Spaß macht

Stricken und Häkeln überall um mich herum – bei fast jeder Kiezveranstaltung ist mindestens ein solch kreativer Mensch dabei, zu 99% weiblich, mit Strick- oder Häkelzeug, Vorlagen; Büchern und bunten Wollknäueln. Sobald ein zweiter Kreativer dazukommt, geht es auch schon voll in die Fachgespräche, wo es die günstigste Wolle gibt, wie interessant die Vorlage ist,…

Bisher habe ich mich in solchen Fällen ganz gut mit Origami gerettet, ist auch eine Art von „Handarbeit“, ich bin dabei, aber muss mich nicht outen mit meinen defizitären Handarbeitskenntnissen, denn das letzte Mal, dass ich Strick- und Häkelnadeln angerührt habe, ist schreckliche 35 Jahre her und war in Bayern zwangsweise im Handarbeitsunterricht der 5. Klasse, nur für Mädchen. Die Jungs hatten „Werken“, das hätte ich viel lieber gemacht. Für meine mühsam gehäkelte, schöne bunte Tasche, die mir dann sogar etwas Spaß gemacht hat, habe ich eine Fünf bekommen, das war das Ende meiner Handarbeitskarriere…

1000 Teile für ein Tipi-Zelt

BerlinerBär für das TipiUnd nun kommt Brigitte Lüdecke mit diesem irren Projekt: Ein Tipi-Zelt für Berlin! Aus 1000 Quadraten zusammengesetzt – wer macht mit? Zusagen hier und Zusagen da, bei welcher Kiezveranstaltung auch immer, mehr und mehr Leute stricken oder häkeln Quadrate, 15 cm x 15 cm. Lässt mich alles kalt, sollen sie nur machen! 300 Quadrate sind zugesagt, dann 400, dann 500 und irgendwann schlägt das Ganze um: Wer noch mit dabei sein will, muss sich jetzt ranhalten, denn mehr als 1000 Quadrate werden nicht gebraucht.

Und das Projekt schlägt weite Wellen: Die künstlerische Leiterin reist nach New York, um die Initiatoren des New Yorker Tipi zu treffen, es gibt Anfragen und Interesse aus ganz Deutschland und international. Und dann schickt jemand aus Stuttgart ein Quadrat mit dem Logo von Stuttgart. Und klar: Das Berliner Tipi mit Stuttgarter Logo, aber ohne Berliner Bär, das geht nicht!

Mein Ehrgeiz ist geweckt! Das muss doch zu machen sein. Wenn andere 60 solche Quadrate häkeln, krieg ich ja vielleicht eines hin.  Ich spreche Brigitte Lüdecke an, ob sie mir vielleicht etwas Wolle in beige und braun hat und eine Häkelnadel dazu. Die Grundlage in Luftmaschen kriege ich noch hin, alles Weitere finde ich auf Youtube und über die leicht spöttischen Blicke der ganzen Profis setze ich mich hinweg, ich will ja nicht den Schönheitswettbewerb bei Burdas Strickmoden gewinnen.

Den Bären als Muster in mein Häkelwerk einzubauen, scheitert trotz der schönen Vorlage, die ich mir zusammengerechnet habe. Da hätte ich doch stricken müssen, da sind die Maschen schön übereinander. Beim Häkeln wird das eh schon grobe Muster zu sehr verzerrt. Also das halb vollendete Werk wieder aufgetrennt und Neustart.

Vier Zentimeter sind geschafft und dann ruht das Werk aus Zeitmangel. Keine Zeit für Kiezpalaver und sonstige Treffen, aber es kommt die „Internet Usergroup“ – nicht so ganz der klassische Häkeltreff! Ganz egal, die zwei Stunden intensiver Austausch rund um Suchmaschinenorientierung, Landing Pages und Responsive Webdesign reichen aus, um die Grundlage in beige zu legen, irgendwie sind es jetzt 13,5 x 16 cm geworden, aber „das zieht sich schon“.

Ein Berliner Bär im Quadrat

Kaufland hat auch Nähzubehör, eine Nadel mit ganz großer Öse lässt sich finden, das Muster des Berliner Bären gibt es im Internet – ausdrucken, ausschneiden, aufheften und es kann losgehen mit der Stickerei. Die Wolle ist doch etwas zu dick für so etwas Filigranes wie den Berliner Bären, er kriegt halt hier und da etwas dickere Muskeln und dann wird auch noch der Kopf zu groß.

Schließlich findet sich sogar noch knallrotes Stickgarn – echte Seide – für die Krallen und die Zunge und am Ende gefällt mir mein kleiner Bär so gut, dass ich ihn eigentlich gar nicht mehr hergeben will.

Und es hat mich gepackt – der Spaß an Stricken und Häkeln – oder Sträkeln – wie ich das bis vor kurzem immer noch abfällig genannt habe.

Immerhin kann ich damit in den nächsten 60 Jahren noch groß Karriere machen, denn, so kam kürzlich im Radio, in Australien lebt ein Mann, 109 Jahre alt, der quietsch-rosa Pullover für Pinguin-Babys strickt, damit sie nicht erfrieren, wenn ihr Gefieder durch Ölanteile im Meerwasser in seiner Isolierfähigkeit beeinträchtigt wird.

Autorin/Foto: Kerstin Kaie

Tipi-Projekte in anderen Städten

Das Projekt „Tipi für Berlin Mitte“ ist gefördert von der Conrad-Stiftung Bürger für Mitte.

Der Aufbau und die Einweihung der textilen, begehbaren Skulptur für den öffentlichen Raum ist am 22. Mai 2015 auf dem Leopoldplatz – auf der Grünfläche rechts der Alten Nazarethkirche.

Detaillierte Informationen zu dieser Art gemeinschaftlichem Kunstobjekt von Ute Lennartz-Lembeck und die Kontaktdaten der Projektleitung (Brigitte Lüdecke) finden sich auf der Website des Tipi-Projekts Berlin-Mitte

Nächste Termine: Am Samstag, den 14. März 2015 wird das spätere Tipi aus über 1.000 Quadraten in der Alten Nazarethirche zusammengelegt, anschließend erfolgt das Zusammenhäkeln in Reihen in Heimarbeit; Ende April werden zu einem entsprechenden Termin die Reihen zusammengenäht und am 22. Mai ist erstmaliger Aufbau und Einweihung auf dem Leopoldplatz – auch in Verbindung einer Auftaktveranstaltung der Stiftung. Das Tipi wird später auch an anderen Orten in Berlin-Mitte im öffentlichen Raum stehen.


Monsieur K’s BERLIN KABARETT

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Monsieur K KabarettVariété, das die Besucher ins Berlin der Zwanzigerjahre entführt…

Eine Straßenecke, ein Hinterzimmer einer Kneipe oder der Keller eines Theaters… vom Rauch und vom Lärm der Stadt überflutet… und inmitten dieses Getöses ein Mann aus der Welt des Variététheaters, aus der Erinnerung an die Vergangenheit und an diese verrückten Jahre! Und plötzlich beginnt dieser Mann, vom Leben zerrissen, mit zerbrechlicher Fröhlichkeit seinen Vortrag von alten Berliner Chansons, und führt uns, ohne dass wir es merken, ins Herz unserer modernen Epoche… wo die Geister der Vergangenheit noch lange nicht verschwunden sind.

 

“Das Bild, das am besten zum Berlin der 20er Jahre passt, ist der Ameisenhaufen, Berlin ist laut, fieberhaft, chaotisch, der Verwirrung, der Kakophonie und dem Rausch der Sinne ausgeliefert…” [nach: Berlin: Die 20er Jahre / Rainer Metzger / Brandstätter Verlag 2006]

 

Von seinem Pianisten, Herrn Anna Petrovna, und seinem Akkordeonisten, Herrn Frédéric Chopine, begleitet, lädt Herr K. Sie zu einem unkonventionellen Variétéabend ein und enthüllt Ihnen die humoristischen und satirischen Juwelen des Berliner Chansons der 20er Jahre.

Eiffelturm vor dem Centre FrancaisMit: Jérôme Marin (Gesang), Antoine Bernollin (Klavier) & Fred Ferrand (Akkordeon)
Regie: Jérôme Marin
Musikalische Leitung: Antoine Bernollin et Fred Ferrand
Licht: Benjamin Poisson
Verwaltung, Produktion: Aurélie Joubert
Bühnenbild: Stanilas Gros
Fotografie: Géraldine Aresteanu

Koproduktion: Culture O Centre

Reservierung unter reservation@centre-francais.de oder per Telefon: 030 459 793 53

Centre francais, Veranstaltungssaal (City Kino)

Müllerstr. 74, 13349 Berlin, U Rehberge

26./27. Februar, 20.00 Uhr, 8 Euro Eintritt

28. Februar, 20.00 Uhr, 11 Euro Eintritt inklusive Kaffee und Kuchen

 

 


Pianosalon Christophori: Klavierkonzerte in der Werkstatt

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Christoph Schreiber Piano (C) Julia WernickeIm Piano Salon Christophori sammelt und restauriert ein Neurologe und Freund der Kammermusik historische Konzertflügel. Internationale Musiker geben außerdem regelmäßig in der Werkstatt in den Uferhallen Wedding Konzerte. Jetzt versammeln sich dort erstmals Weltklasse-Pianisten zu dem Festival “Klavier total”.

Eine Sammlung von Konzertflügeln

Mindestens 15 Jahre lang sammelt und restauriert Christoph Schreiber bereits historische Konzertflügel. Oft wurden auf diesen “Wiederbelebten” in seiner Werkstatt auch schon Konzerte gespielt. Das Konzept ist nicht neu – schon vor 200 Jahren haben Werkstätten ihre Hallen für begabte Künstler und ihr Publikum geöffnet. Heute bleibt Schreiber kaum noch Zeit für die eigentliche Restaurierungsarbeit (für einen Flügel erfordert sie übrigens bis zu eintausend Arbeitsstunden) – stattdessen organisiert er Konzerte, plaziert Gäste, reinigt Toiletten und besorgt Wein. Ist ein so aufwändiges Hobby noch pures Vergnügen? “Es gibt Tage, an denen ich mich unglaublich beschenkt fühle”, erzählt Schreiber, “aber auch solche, an denen mir das Gedrehe an den Rädern gehörig auf den Geist geht”.

Angefangen hat alles mit einem ersteigerten Konzertflügel. Nach getaner Arbeit verkaufte Schreiber ihn, um einen Neuen zu “heilen”. Neben seinem weniger haptischen Hauptberuf gefiel dem Neurologen das “Matschen mit Kleber, das Gefühl des Holzes” und “dass etwas stetig besser wird, je länger man daran arbeitet.” Es folgten gekaufte, geschenkte oder vor dem Sperrmüll gerettete Instrumente. So kam Schreiber zu einer Sammlung historischer und zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebauter Flügel, die eine ganze Lagerhalle füllen. Die besondere Faszination dieser Klaviere liege in der “Idee der geschichtlichen Ausgereiztheit”. All die Instrumente, die in Schreibers Weddinger Lagerhalle stehen – ob mit abgeschraubten Füßen hochkant aneinandergereiht oder in all ihrer Pracht auf der Bühne – seien schließlich dafür gemacht worden, große Konzertsäle zu füllen, alltägliche Klaviere in den Schatten zu stellen und “alles andere auf der Welt aus dem Weg zu räumen”.

Foto: D_Kori

Zaun der Uferhallen; Foto: D_Kori

In Christoph Schreibers Salon erhalten die Flügel nach ihrer Behandlung erneut die Möglichkeit, zur Weltklasse zu gehören – nicht weniger ist Schreibers Anspruch. Nach einigen Umzügen und einem stetig gesteigerten Konzertniveau hat sich der Piano Salon als Veranstaltungsort positioniert. “Die normalen Konzertgänger, die sich nicht mit der Weltklasse auskennen, verlassen sich darauf, dass das, was hier angeboten wird, auch Spitzenklasse ist”, weiß Schreiber zu berichten. Und so kommt es auch, dass er am Tag bis zu zehn Künstlern eine Absage erteilen muss, die in seiner Werkstatt spielen wollen. Stattdessen gab es Liederabende mit der Sängerin Stella Doufexis, Klavierkonzerte von Ulugbek Palvanov oder Kammermusikvorstellungen des Armida Quartetts.

Gespielt wird auf historischen Flügeln

Piano Salon Christophori (C) Julia WernickeWird in Schreibers Halle Klavier gespielt, dann natürlich nur auf den Flügeln der Sammlung. Welches Stück zum Einsatz kommt, das entscheidet der Hobby-Restaurator zusammen mit den Musikern. Persönliche Präferenzen spielen dabei kaum eine Rolle. “Das ist wie mit Kindern: Wenn man mehrere hat, dann mag man sie alle”, so Schreiber. Gewählt wird oft, welches Instrument am besten zur Entstehungszeit des Musikstücks passt.

Vom 13. Februar bis zum 1. März hat Schreiber gleich neun junge Weltklasse-Pianisten zu sich eingeladen. Diese dürfen spielen, was sie wollen, solange sie zwei Regeln beachten: Das Konzert muss zum Teil auf einem über 100 Jahre alten Konzertflügel und teils auf einem neuen Flügel inszeniert werden. Die Karten für die ersten beiden Abende sind schon ausgebucht, obwohl ein fester Eintrittspreis erhoben wird – anders als bei vielen Konzerten im Salon Christophori. Manchmal würden die Karten aber doch nicht abgeholt, erzählt Schreiber, sodass man am Konzertabend auch auf gut Glück versuchen könne, einen Platz zu bekommen.

Es könnte das letzte Festival sein, das in der ehemaligen BVG-Halle stattfindet. Ein neuer Investor für die Uferhallen hat angekündigt, in Zukunft ohne den Piano Salon Christphori zu planen. Es sieht aus, als müsste Schreiber sich bald wieder auf die Suche nach einer Wekstatt machen. Dass er die Zweitbeschäftigung der besonderen Art deswegen aufgeben wird, ist unserer Meinung nach zum Glück nicht zu erwarten.

Alle Infos zum Klavierfestival im Piano Salon Christophori stehen hier.

Uferhallen, Uferstr. 8 – 11, Berlin-Gesundbrunnen

Autorin/Fotos: Julia Wernicke, QIEZ.de

Ein Beitrag unseres Kooperationspartners QIEZ.de



GUTES WEDDING SCHLECHTES WEDDING: Sitcom ohne Ende

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Theatersitcom GUTES WEDDING SCHLECHTES WEDDINGEs ist der Dauerbrenner im Kiez. Seit elf Jahren. Das Prime Time Theater, malerisch gelegen in der Müller- / Ecke Burgsdorfstraße (von schräg gegenüber grüßt das JobCenter), bespielt den Wedding als Liebes- und Lebensort seiner skurrilen Helden.Und zieht damit Gäste aus ganz Berlin (Prenzlauer Berg, Steglitz, sogar Spandau); manchmal kommen auch Touristen vorbei…

Gespielt wird modernes Volkstheater, so nennen es die Macher, ein Mix aus Comedy, Schwank, Pop und Persiflage. Mit der eigens entwickelten Theater-Sitcom “GUTES WEDDING SCHLECHTES WEDDING” erzählen Constanze Behrends und Oliver Tautorat und das Ensemble unterhaltsame, zuweilen groteske Geschichten von Leuten, die es nicht leicht haben, und doch das Beste draus machen. Ob Ahmed mit seiner Dönerbude, Frau Schinkel aus der DDR, Sexualkundelehrer Üwele oder Fitness-Ikone Jutta von Da –  die stark überzeichneten Figuren sind gut beobachtete Berliner Alltagstypen. Sie erleben Dramen und Abenteuer, machen Kinder und Geschäfte, suchen Romantik und Glück, und manchmal finden sie es auch.

Aktuell läuft die Folge 96 der 12. Staffel, “Mädelsabend”. Darin planen die “Prenlzwichserinnen” Theresa und Lore eine Freundinnenparty, bei der sie es mal so richtig krachen lassen. Sie laden die Kita-Chefin Frauke dazu ein, doch die hat es nicht so mit Menschen, und sucht Rat in Üweles Selbsthilfegruppe. Dort trifft sie andere Leute mit großem Knall, und die Sache eskaliert…

“Mädelsabend” ist eine herrlich groteske, flott nach vorn gespielte Show mit straffen Dialogen, gutem Timing für Pointen und bestens aufgelegten Schauspielern. Per Video-Clip erfährt der Zuschauer, “was bisher geschah”, und sieht die News auf “Wedding TV”, kurz und knallhart. Beachtenswert: Die Rikscha, das Lippenpiercing und die Tanzeinlage.

GWSW “Mädelsabend”, Mo-Do, 20.15 Uhr, bis 23. März, im Prime Time Theater

Foto: Janina Heppner / Grafik: Yvonne Schulze

Auch interessant: 10 Jahre Prime Time Theater


Die Panke entlang (Teil 2)

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- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -

Gedenkstein WiesenstrIm ersten Teil sind wir schon von der Mündung der Panke am Nordhafen bis zur Pankstraße entlanggewandert – durch eine Art Niemandsland, zwischen Wohnhauszeilen und alten Fabrikgebäuden. Jetzt geht es weiter durch Gesundbrunnen bis fast zum Bürgerpark Pankow.

Wir starten an der Pankstraße 83. Idyllisch fließt hier die kanalisierte Panke zwischen den Brücken der Pankstraße und der Wiesenstraße, entlang begrünter Hinterhöfe und Wohnhäuser der 1950er Jahre. Der erste nachweisbare Siedlungskern des Wedding, ein landwirtschaftliches Gut im Besitz der Stadt Berlin und später des Kurfürsten, erstreckte sich genau hier ab dem 13. Jahrhundert. Die letzten Gebäude des Weddinghofes verschwanden erst während des Mietskasernenbaus der Gründerzeit. Genauso schwer ist heute vorstellbar, dass am 1. Mai 1929 in der Kösliner Straße, die sich hinter den Neubauten befindet, Straßenschlachten tobten, die mindestens 19 zivile Todesopfer forderten. Dieses Gebiet war eine kommunistische Hochburg, die den Beinamen des Bezirks “Roter Wedding” prägte. Nur ein Findlings-Gedenkstein an der Wiesenstraßenbrücke erinnert heute noch daran – die einst so stadtbildprägenden Mietskasernen sind hier jedenfalls verschwunden.

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -Auf dem nun folgenden Abschnitt kann man auf beiden Seiten der Panke weiterlaufen. Auf der großen Brachfläche an der Uferstraße erstreckte sich bis vor wenigen Jahren die 1989 geschlossene Rotaprint-Fabrik, von der nur noch wenige Gebäude stehen geblieben sind. An der Panke-Seite findet man noch das Verwaltungsgebäude (Wiesenstr.29) von 1957-58. Das Projekt ExRotaprint bemüht sich erfolgreich um eine künstlerisch-gewerbliche Nutzung des ausgedehnten Areals. An der nächsten Brücke (Schönstedtstraße) kann man sich in den beiden Eck-Cafés Uferlos und Dujardin auf der anderen Pankeseite entspannen – eine der wenigen Einkehrmöglichkeiten direkt an der Panke!

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -Von Justitia und der Straßenbahn

An der Schönstedtstraße lohnt sich auch ein kurzer Abstecher nach rechts auf den Brunnenplatz, da das 1906 fertiggestellte Amtsgericht der Panke nur seine Rückseite zuwendet. Der Gerichtsbau wurde von den Architekten Thoemer und  Mönnich entworfen und ist als Justizgebäude besonders repräsentativ gestaltet worden. Als stilistisches Vorbild diente die Albrechtsburg in Meißen. Die Justitia-Statue über dem Eingang wurde in den 1980er Jahren gestohlen und erst 2006 wieder ersetzt. Auch der Brunnenplatz vor dem Amtsgericht, der nach seiner Wiederherstellung wieder ein Schmuckplatz mit symmetrischen Formen und einem Wasserbecken mit Fontäne ist, gilt als sehenswertes Gartendenkmal.

 

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -Zurück zur Panke: gegenüber dem Amtsgericht erstrecken sich verschiedene Gebäude der BVG. Hier befand sich zunächst ein Betriebshof der Pferdebahn und später der Straßenbahn. 1929 wurde der langgestreckte, markante Ziegelbau von BVG-Hausarchitekt Jean Krämer ans Pankeufer gebaut. Die links der Uferstraße liegenden Werkstatthallen sind unter dem Namen Uferhallen seit 2008 Atelier- und Ausstellungsräume von Künstlern. Im ehemaligen Pförtnerhäuschen befindet sich das einzige Café auf dem ausgedehnten Areal.

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -An der Spitze des Werksgeländes mit dem markanten Fabrikschornstein begann einst ein künstlich angelegter Nebenarm der Panke, der der pankeaufwärts gelegenen Getreidemühle als Mühlengraben diente. Der Seitenarm wurde 1891 für die Anlage der Tresorfabrik Arnheim zugeschüttet. Die neben dem verschütteten Graben verlaufende Uferstraße heißt aber immer noch so – auch ohne Ufer.

 

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -Wo ist an der Badstraße bitteschön ein Bad?

Am Ende der neu angelegten Promenade parallel zur Gropiusstraße überquert die Badstraße die Panke. Der Name Badstraße verweist, ebenso wie der Name des ganzen Ortsteils Gesundbrunnen, auf die Tradition des Kurbetriebs, den es an dieser Stelle einst gab. Da hier ein Geländer in der Straßenmitte den Weg behindert, sollte die Badstraße am besten auf der anderen Pankeseite an der Ampel Ufer-/Ecke Exerzier-/Schweden-/Koloniestr. überquert werden.

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -

An der Ecke zur Travemünder Straße erkennt man drei denkmalgeschützte Gebäude: auf der anderen Pankeseite befindet sich das rot verklinkerte Wohnhaus für Arbeiter der Tresorfabrik Arnheim (1892/93), die pankeaufwärts lag. Das Haus nimmt die gesamte Breite der früheren Insel ein. Eine verblichene Inschrift mit einer Tresorwerbung ziert noch immer die fensterlose Brandmauer des Hauses. Rechts daneben lässt sich die traditionsreiche Pankemühle ausmachen, auf die die Umrisse des Mühlrads aufgemalt wurden. Dabei handelt es sich um ein Gebäude aus dem Jahr 1843/44, da die Vorgängerbauten allesamt abgebrannt waren. Der Mühlenbetrieb endete 1890. Ein Vorgängerbau war eine Papiermühle, in der das Papier für König Friedrich II. hergestellt wurde.

 

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -Das Eckhaus Badstr.39/Travemünder Str. (Luisenhaus) selbst ist ein überdekoriertes Haus mit einem großen Formenreichtum (1892/93). In der obersten Etage ist ein Relief angebracht, in dem das Trinkbrunnenhaus dargestellt ist. Dieses Haus wurde im 18. Jahrhundert aufgestellt, nachdem festgestellt wurde, dass eine eisenhaltige Quelle, die dort entsprang, als Heilquelle vermarktet werden kann. Mit königlicher Förderung entstand ein Kurbetrieb mit bis zu 1000 Wannenbädern am Tag. Lange hat der „Friedrichs-Gesundbrunnen“ nicht bestanden, und auch der Wiederbelebung als “Luisenbad” ab dem 19. Jahrhundert war kein lang anhaltender Erfolg beschieden. Der Name Gesundbrunnen hat sich allerdings auf lange Sicht durchgesetzt… Die Umfassung des 1869 bereits ausgetrockneten Brunnens befindet sich noch heute im Keller des Hauses Badstraße 39. Die Anlage der Kanalisation und der Bau der dichten Mietshausbebauung waren der Hauptgrund für das Versiegen der Quelle.

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -Moderne Bibliothek in alten Gemäuern

Was als Nebenverdienst des Pankemüllers begann – der Bierausschank -, führte zu einer rasanten Entwicklung des Stadtteils zu einem Ausflugs- und Vergnügungsviertel. Zwischen Bad- und Osloer Straße erstreckte sich zu Spitzenzeiten ein Biergarten mit 30.000 Sitzplätzen! Der rege Besucherverkehr beeinträchtigte den Kurbetrieb erheblich, aber auch die zunehmende Verschmutzung der Panke durch flussaufwärts gelegene Gerbereien hat zum Niedergang des Heilbads beigetragen. Aber erst der Mauerbau hat ab 1961 zu einem fast völligen Absterben der Kinos und Lokale an der Badstraße geführt, von dem sich die Gegend nur langsam wieder erholt. Heute gibt es wieder einige Geschäfte an der oberen Badstraße, rund um den Bahnhof Gesundbrunnen, und die kulturelle Nutzung der Uferhallen bringt wieder neues Leben in den traditionsreichen Stadtteil.

 

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -Die Vergnügungsstätte Marienbad ist nur noch zum Teil erhalten; nachdem in den 1980ern ein Totalabriss verhindert werden konnte, baute der Bezirk bis 1995 durch einen geschickt eingefügten Neubau eine Bibliothek. Den Eingang bildet eine Halle mit neobarocker Fassade, während am verklinkerten Nebengebäude noch die Aufschrift „Kafé Küche“ auf die frühere Nutzung als Vergnügungsort verweist. Der unterirdisch liegende moderne Lesesaal liegt in einem kreisförmigen Neubau. Wer sich den sehenswerten Hof rechts von der Bibliothek anschaut, entdeckt vielleicht auch den Kellereingang, der zu der oben erwähnten Gesundbrunnenquelle führt. Leider kann diese nur zu besonderen Gelegenheiten besichtigt werden.

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -Auf der anderen Pankeseite erstrecken sich die Hallen der Tresorfabrik Arnheim aus dem Jahr 1890, deren Arbeiterwohnhaus wir schon an der Badstraße gesehen haben. Hier befand sich der einst bedeutendste Hersteller von Geldschränken in Deutschland. Wo sich heute das Regenrückhaltebecken befindet, befand sich die eigentliche Maschinenhalle. Heute werden die übrigen Fabrikräume als Werkstätten für Bildhauer genutzt. Die Sheddach-Hallen bieten optimale Platz- und Lichtverhältnisse für diese Künstler.

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -Bis zur Osloer Straße fließt die Panke in einem natürlich wirkenden Flussbett. Man kann heute noch erkennen, wo die Mühleninsel begonnen hat. Hier befand sich zu den Zeiten des Vergnügungsviertels Gesundbrunnen der oben erwähnte Biergarten. Später lag rechts der Panke die Malzbrauerei Groterjan. An der Prinzenallee 75 – 79/80 kann man noch einige Teile dieser Fabrik im Stil der Neuen Sachlichkeit besichtigen.

Die verkehrsreiche und sehr breite Osloer Straße ist Teil des Straßenrings rund um die Innenstadt. Sie kann hier an zwei Fußgängerampeln überquert werden. Wer kurz auf dem Mittelstreifen nach links einbiegt, sieht gegenüber der Hausnummer 102 eine Skulptur von Rolf Scholz (Granit, Räder) namens “Wir nennen es Fortschritt” aus dem Jahr 1986.

 

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -Stockholmer und Gotenburger Straße

Auf der linken Pankeseite führt ein geteerter Weg durch eine kleine Grünanlage bis zur Soldiner Straße. Bleibt man auf der rechten Seite, folgt man der hier einsetzenden Beschilderung des Pankewegs, der bis Bernau führt. Die Stockholmer Straße bietet einige sehenswerte Gebäude. In der Hausnummer 4 befindet sich eine alte Feuerwache (Architekt Ludwig Hoffmann, 1912/13). Stilistisch lehnt sich dieses Gebäude an den Barock an. Die Feuerwache ist eingerahmt von einheitlichen rötlichen Wohngebäuden im Stil der Moderne.

Die in der abknickenden Gotenburger Straße liegende langgezogene Grundschule wurde 1895/96 von Hermann Blankenstein errichtet. Die leuchtend roten Backsteine wurden in gotisierenden Formen verwendet. Bis zur Soldiner Straße geht es durch eine neu angelegte Grünanlage an der Panke entlang. Wir überqueren die Soldiner Straße. Rechts erkennt man den 80 m hohen Turm der Stephanuskirche (1904). Die Stockholmer Straße geht jetzt auf der anderen Pankeseite weiter. Wir bleiben jedoch auf dem Weg rechts der Panke.

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -Der Kiez von Harald Juhnke

In einem der gegenüber liegenden Häuser ist der Schauspieler Harald Juhnke aufgewachsen. Bei den dortigen hell verputzten Häusern mit Flachdach handelt es sich um die Siedlung Brunnenhof aus den späten 1920er Jahren. Der Kombination von Putzfassaden, Klinkerbändern und Klinkergebäuden lässt ein sehr abwechslungsreiches Gesamtbild entstehen. Mit dieser Siedlung endet die durchgehende Bebauung des alten Berlin. Hier befand sich bis 1920 auch die Stadtgrenze.

Es geht nun beidseitig am so genannten Franzosenbecken (der namensgebende Französische Kirchhof liegt gleich nebenan) vorbei, das dem Hochwasserschutz der Panke dient. Auf dem linken Pankeufer befindet sich eine große Kleingartenkolonie.

Der nun folgende Abschnitt gehörte bis 1935 zum Bezirk Pankow. Es handelt sich um das Nordbahnviertel, ein geschlossenes gründerzeitliches Erweiterungsgebiet der expandierenden Gemeinde Pankow rund um den Bahnhof Wollankstraße. Wer mag, kann sich hier das Bahnhofsgebäude und die sehr schönen Wohngebäude Nordbahnstr. 9, Kattegatstr. 5 und Wollankstr. 96 ansehen.

Wir halten uns aber auf dem Pankeweg links und gehen über die Fußgängerbrücke. Hier geht es an der Panke entlang bis zur Hugo-Heimann-Brücke, wo der Pankeweg einige Meter die Nordbahnstraße entlang führt. Hier kann man erkennen, wie die Panke, von ihrer Quelle bei Bernau und aus Pankow kommend, unter der Nordbahnbrücke hindurch auf Weddinger Gebiet fließt.

Mehr über die Panke


PopArt bei Big Mama

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Der US-amerikanische PopArt-Künstler John Suchy kommt am 4. März aus New York zur „Galerie im Hotel“ ins Hotel Big Mama in der Koloniestraße um seine Arbeiten vorzustellen.

Suchys 3D-Arbeiten sind Liebeserklärungen an seine Heimatstadt New York, an Washington D.C., Las Vegas oder Nevada. Inzwischen gibt es aber auch eine eigene Berlin-Edition.

Seine Werke erzählen Geschichten vom einfachen Akkordeon-Spieler auf der Straße bis zu seinen Liebeserklärungen an die Architektur und das Leben New Yorks.

Ausstellungseröffnung, 4. März um 19 Uhr
Hotel Big Mama – Restaurant Golden Thai
Koloniestraße 24
13359 Berlin – Wedding
U-9: Osloer Straße

Text: Daniel Gollasch


Die Gleim-Oase als zeitgeschichtliches Kunstwerk

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Damit ein Denkmal als historisch wertvoll in der Öffentlichkeit angesehen wird, braucht es nicht unbedingt die Eintragung in die Denkmalliste. Zum einen sind die Kriterien hier sehr hoch angelegt, zum anderen ist auch der Denkmalbegriff selbst ständig im Wandel. Vieles, was in den 1960/70er-Jahren noch abgerissen worden wäre, gilt heute als schützenswert. So gibt es viele Denkmale, die von Privatpersonen als Zeugnisse der Geschichte instandgesetzt und erhalten werden, die unterhalb der von Landesdenkmal gesetzten Schwellen liege. Dazu gehört im Wedding z.B. die Mittelinsel auf der Gleimstraße, die Gleim-Oase genannt wird.

Es gibt viele Argumente, die für den Erhalt der Mittelinsel aus geschichtlichen, künstlerischen und städtebaulichen Gründen sprechen. Wichtig ist, dass die Anlage die aus den 1980er Jahren stammt, einer bereits abgeschlossenen Epoche angehört.

Historische Bedeutung

Die Mittelinsel befand sich bei ihrer Errichtung auf der Gleimstraße in unmittelbarer Nähe zur Sektorengrenze. Ihr historischer Wert liegt vor allem darin, dass sie das seit Mitte der 1970er-Jahre geänderte Verhältnis West-Berlins zur DDR zum Ausdruck bringt.

In der Zeit des Kalten Krieges entstanden nicht nur entlang der Sektorengrenze sowohl in Ost- als auch in West-Berlin eine Vielzahl von Denkmalen, die als Ausdruck oder besser als Medium der Konfrontation der politischen Systeme bezeichnet werden können. Dies änderte sich zunehmend seit den Ostverträgen und dem Transitabkommen im Jahre 1972 sowie mit dem Grundlagenvertrag mit der DDR im Jahre 1974. Auch wenn sich die Politik die Forderung nach einer Wiedervereinigung offen hielt, so wurde nun (ab Mitte der 1970er Jahre) in West-Berlin alles vermieden, was auf der Seite Ost-Berlins als Provokation aufgefasst werden konnte. Im damaligen West-Berlin wurde die Mauer zunehmend als gegeben akzeptiert. Vor allem richtet man sich im Schatten der Berliner Mauer ein.

So wurde auf der Gleimstraße einerseits der Mittelstreifen (einer durch den Mauerbau nicht genutzten Straßenführung) in eine Erholungs- und Freizeitfläche umgewandelt. Andererseits wurden rechts und links des Grünstreifens jeweils Fahrspuren offen gehalten. Dies diente nicht nur dazu, dass, wie es überall gehandhabt wurde, die Polizei sowie die Feuerwehr mit ihren Rettungsfahrzeugen an die Mauer gelangen konnte. Die Straßenführung blieb offen, damit sie auch weiterhin dem Straßenverkehr dienen kann, vor allem falls es zu einer Öffnung der Mauer käme.

Gleim-Oase elferrDamit drückt mit dem Anlegen des Mittelstreifens jenes ambivalente Verhältnis von West-Berlin gegenüber Ost-Berlin und der DDR aus, das aus dem einerseits Sich-Einrichtens mit der Mauer und andererseits dem Offenhalten aller Möglichkeiten bestand, falls es zu einer Wiedervereinigung kommen würde.

Dem entsprechend beziehen auch die skulpturalen Arbeiten Carlinis, anders als vorausgegangene Skulpturen oder Denkmalsetzungen an der Sektorengrenze in Berlin, keine direkte politische Stellung gegenüber der Berliner Mauer. Allerdings ist die Arbeit trotzdem als ein politisches Statement zu werten.

Aussage zur Berliner Mauer

schild_gleimoase2Die sitzenden Figuren wurden von den Künstlern als eine Art Hinweis auf die Grünanlage bezeichnet. Das ist folgerichtig, da der Besucher an dieser Stelle, nur wenige Meter von der Berliner Mauer entfernt, damals keine Erholungsfläche erwartet hätte.

Den fünf Vogelgruppen wurde von den Carlinis eine rein kontemplative Funktion zugeordnet. Angesichts der Silhouette des Gleimtunnels sowie der dahinterliegenden Sektorengrenze, kann in diesem Kontext die Darstellung unterschiedlicher Vogelarten als ein Symbol der Freiheit gesehen werden. Denn den Vögeln ist es möglich, anders als den Menschen in Berlin, ohne Behinderung die wenige Meter entfernten Sperranalagen der DDR zu überwinden, unbeschadet nach Ost-Berlin und auch unbeschadet wieder nach West-Berlin zurück zu gelangen. Eine solche Interpretation liegt vor allem deshalb nahe, da ja der Bau der Berliner Mauer erst das Anlegen der Mittelinsel auf der Gleimstraße ermöglichte.
Von da her ist auch die stilisierte Darstellung des Gleimtunnels nicht als eine einfache, reduzierte Wiedergabe des Brücken-Bauwerkes (das hier einen Tunnel bildet) zu sehen. In dem diese Elemente aufgesockelt sind, erscheinen sie nicht als Tunnel oder Brückenbauwerk sondern als drei durch Metallrahmen neben einander angeordnete geöffnete Tore. Dies wiederum kann als Wunsch gelesen werden, dass sich hier bald die Mauer und damit der Gleimtunnel für die Menschen öffnen werde.

Künstlerische Bedeutung

Die Arbeit der Carlinis steht exemplarisch für die Kunstauffassung der Zeit. Sie bildet eine Symbiose aus Op-Art und künstlerischen Arbeiten, die sich kritisch mit der Umweltzerstörung auseinandersetzt.

Die Carlinis schreiben, dass das Erscheinungsbild ihrer Skulpturen je nach Standort des Betrachters variieren würde, was für Werke der Op-Art typisch ist. Die Elemente würden zunächst transparent und leicht erscheinen, sie würden sich jedoch für das Auge des Betrachters beim Standortwechsel wieder schließen. Denn indem der Betrachter vor der Silhouette und dem Rost steht erkennt er nur die Stäbe dieses Rostes. Erst bei einem Standortwechsel und der Blickrichtung von ca. 45 Grad zum Objekt, lassen sich die vertikalen Verstrebungen als Flächen und die Schattenrisse als Begrenzung erkennen.

Motiv Natur /Grün

Lesewoche_GleimoaseAlessandro Carlini galt damals als Kritiker des modernen Städtebaus. Er leitete im Deutschen Werkbund eine Arbeitsgruppe die sich mit Fehlentwicklungen, Konflikte und Zerstörungen dem Erhalt von vier Berliner Wohngebieten befasste. Carlini setzte unter anderem auf die Natur als Lösungsansatz zur Verbesserung von Architektur und Städtebau. In der Ausstellung „Berlin-Los Angeles- working together in culture, signs and industry“ die im November/Dezember 1980 gezeigt wurde, finden sich Architekturskizzen von ihm. Diese Skizzen zeigen Wohngebäude, deren Fassade zu einem kleinen Teil aus Backsteinen, zu einem größeren Teil aus Gitterwerk und Rankepflanzen besteht. Hier findet sich das Motiv des Gitterwerkes mit Rankepflanzen – allerdings noch mit Architektur verbunden – das die Carlini als skulpturalen Schmuck im Jahre 1983 für die gartenkünstlerische Anlage auf der Gleimstraße verwenden.

An anderer Stelle sind zu Anfang der 1980er Jahre Werke der Carlini in West-Berlin aufgestellt worden. Hierbei handelt es sich um aus Gitterrosten bestehende Silhouette zum Teil männlicher Figuren die mit Rankepflanzen bewachsen sind. Diese Figurengruppen werden von dem Künstlerehepaar (wie auch die Figuren auf der Mittelinsel), als „grüne Menschen“ bezeichnet. Grün steht für die Carlinis für die Natur, in der sie eine Antwort auf die negativen Entwicklungen u.a. des modernen Städtebaus sehen

Dem Jahr 1983 kommt in der Bundesrepublik im Hinblick auf die Entwicklung eines gewachsenen Umweltbewusstseins und einem sinnvollen Umgang mit Ressourcen die Bedeutung eines Wendepunktes zu. Die aus Bürgerinitiativen und der Umweltbewegung entstandene neue Partei, die Partie der „Grünen“ war in diesem Jahr erstmalig im Deutschen Bundestag vertreten. In Berlin hingegen zog die Alternative Liste (gegründet 1978) bereits im Jahre 1979 in verschiedenen Bezirksverordnetenversammlungen und ab 1981 im Berliner Abgeordnetenhaus ein.

Bewertung der Gesamtanlage

Der Landschaftsarchitekt Bernd Vogel nutzt für die Einfassung der Beete und als Stützelemente der Bänke standardisierte, gekehlte Betonpalisaden, wie sie in der damaligen Zeit vielfach verwandt wurden. Sie stehen symbolisch für den Einsatz von vorgefertigten Betonsegmenten wie sie sich beim Wohnungsbau in Ost- und West-Berlin, als auch beim Bau Berliner Mauer, der „Grenzmauer 75“, finden. Damit stehen sie für jene industrialisierte Architektur und einen uniformen Städtebau, den der Künstler Carlini überwinden möchte.
Das Anordnen der Werke der Carlinis auf Beeten, die mit Betonpalisaden gehalten werden, erschient zunächst als Widerspruch. Dieser Widerspruch kann als Ausdruck eines zu der Zeit spürbaren Wendepunktes gelesen werden. Darin liegt einer der historischen Werte der Gesamtanlage. Er zeigt damit deutlich den Wechsel von einer bis dahin an technischem Fortschritt und Zukunftsglauben geprägten Auffassung (Verwendung der Palisaden) hin zu einer neuen an Ressourcen und Umweltschutz orientierten Grundhaltung der Menschen in der Bundesrepublik der 1980er-Jahre sowie einem Umdenken in der Architektur und der Stadtplanung (Werke der Carlinis).

Bilder und Grafiken als PDF

Autor: Eberhard Elfert

Der Gleim-Oase ist eine Ausstellung gewidmet, die am 4. März im Rathaus Mitte eröffnet wird und bis zum 24. März zu sehen ist.

 

 


Atti’s Café: Geschmack mit Klingeling

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attiscafe2Morgens halb neun im Wedding. Die M13 surrt die Osloer entlang. Die Blinker der Autos klackern müde nach irgendwo, kein Parkplatz, ein Krankenhaus; auf der Drontheimer Straße wird gehupt. Der Bus wie ein Felsen im Berufsverkehr, der Gehweg leer bis auf die Supersonderbilligangebote im Geschäft gegenüber der Klinik. Daneben: Klingeling. Klingeling, das ist die akkustische Pforte in eine andere, schöne Guten-Morgen-Welt. Es klingt wie eine Kaufmannsladenklingel und ist ein kleines Windspiel aus Metall an der Tür von Atti’s Café.

In dem wunderschönen Winzigcafé hört man den Wedding nicht – und sehen kann man ihn eigentlich auch nicht. Tür auf, klingeling, Tür zu. Die Drontheimer ist weg, die Autos sind weg. Was da ist, ist ein gemütliches Café, das hier im Soldiner Kiez wohl kaum jemand erwartet. Ein Café mit verflixt gutem Kaffee, mit selbst gebackenem Kuchen, Foccacias, veganen und nicht veganen Hot Dogs, noch mehr Kuchen und noch viel mehr verflixt gutem Kaffee. Bio, fairtrade und wasweißichwasnochalles.

attiscafe1Vegane Hot Dogs? Ja, das ist schon richtig, bestätigt Kacper, der früher Barkeeper war und der das Café mit seiner Schwester und seiner Frau betreibt. Das Angebot richte sich sehr stark an Vegetarier und Veganer. Weil er rein veganes Café im Wedding aber für chancenlos hält, stehen auch nicht vegane und nicht vegetarische Leckereien verlockend in der kleinen Vitrine am Eingang. Alle Gäste, die gerade das vegane Angebot schätzen, kann er seine Filiale in der Gleimstraße – auf der veganen Prenzlauer Berg- Seite – empfehlen. Die gibt es seit zwei Jahren als Ableger des Weddinger Cafés. Atti – der Name ist übrigens keiner von Kacpers Kosenamen aus Kindertagen. Das schöne Café heißt nach seinem Hund Attila.

attiscafe5Zwischen neun und elf und um die Mittagszeit macht es immer besonders oft Klingeling. Nämlich immer genau dann, wenn im Oberstufenzentrum in der Osloer Straße um die Ecke die Pausenklingel ertönte. Die Schüler gehören zu den Stammgästen des Cafés, vom Krankenhaus kommen auch Gäste hinüber. Andere kommen auf dem Weg zum Kindergarten mit dem Kind im Schlepptau, um schnell einen Kaffee zu holen, wieder andere lesen hier entspannt die Morgenzeitung. In Atti´s Café kann man dabei ganz hervorragend die Welt ausblenden, das schmale Fenster gibt nur einen kleinen Ausschnitt auf die Welt da draußen frei. Und dazu gibt es den verflixten Kaffee und fast noch verflixteren Kuchen.

attiscafe3attiscafe4Atti’s Café besteht aus einem Tresen, der den meisten Platz beansprucht, einer großen Tafel für die Angebote, vier kreisrunden Tischen, einer lange Bank an der Wand und einer handvoll Stühle. Und wer mag, kann auch draußen auf dem Gehweg sitzen. Mehr Platz ist eben nicht. Der Rest ist Geschmack und … Klingeling. Auch jetzt, vier Jahre nach seiner Eröffnung ist das veganste Café im Soldiner Kiez jeden Morgen wieder eine Freude und das Klingeling bestätigt es ganz melodisch: Atti’s Café ist noch da. Zum Glück.

Atti’s Café, Drontheimer Straße 1b, Montag bis Freitag 7-17 Uhr, im Sommer auch länger und Samstag geöffnet

Text und Fotos: Dominique Hensel


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