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Wedding hilft!: Frühlingsfest in der Prinzenallee

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Wedding_hilft_Plakat_A4.inddDie Initiative „Wedding hilft!“, die Flüchtlinge im Wedding unterstützt, lädt am Sonntag (22.3.) zu einem multikulturellen Nachbarschaftsfest ein. Gemeinsam mit Jung und Alt aller Nationalitäten soll der Frühlingsbeginn gefeiert werden. Es wartet ein Programm mit internationaler Live-Musik und kulinarischen Köstlichkeiten auf die Besucher. Auch für die Unterhaltung der ganz kleinen Gäste ist gesorgt.

Das Frühlingsfest findet zwischen 12 und 19 Uhr in der Prinzenallee 58 statt. Ab 14 Uhr spielen Bands, es gibt eine Fotoausstellung über die Situation von Flüchtlingen in Rom.

Da das Fest über Spenden finanziert wird, bittet die Initiative um Unterstützung. Gespendet werden kann im Vorfeld der Veranstaltung, aber auch über Spendenboxen auf dem Fest selbst. Benötigt werden auch Kuchenspenden – einfach am Sonntag mitbringen. Darüber hinaus werden noch Menschen gesucht, die beim Aufbau (9 Uhr), beim Abbau helfen sowie während des Festes Aufgaben übernehmen.

www.wedding-hilft.de



Weddinger Stolpersteine

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11In Berlin gibt es sie an jeder Ecke, auch im Wedding sind einige von Ihnen zu sehen. Die Stolpersteine sind ein Projekt des Berliner Künstlers Gunter Demnig. Sie erinnern an das Schicksal der Menschen, die während des Nationalsozialismus ermordet wurden. Sie werden vor den Hauseingängen der letzten frei gewählten Aufenthaltsorte verlegt. In Deutschland sind es mittlerweile über 50.000 Steine, bei uns im Wedding um die 70. So erinnert z.B. ein Stolperstein in der Turiner Straße an das Schicksal von Evelyne Alexander, die am 4. März 1943 im Alter von nur sechs Jahren gemeinsam mit Ihren Eltern vom Wedding ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert und später ermordet wurde.

Die Stolpersteine sind das größte dezentrale Mahnmal der Welt. In jedem Berliner Bezirk gibt es zumeist ehrenamtlich getragene Initiativen, die den großen organisatorischen Aufwand bis zu einer erfolgreichen Verlegung von Stolpersteinen in Berlin bewältigen. Sie sind zum Teil angegliedert an Bezirksmuseen, örtliche Kirchengemeinden oder haben sich als Interessengemeinschaft in ihrer jeweiligen Nachbarschaft zusammengefunden.

Am Freitag, den 20. März findet eine Berlinweite Frühlingsputzaktion statt, wo die Stolpersteine poliert werden sollen. Auch im Wedding kann man sich beteiligen: Die Grünen in Mitte und Bundestagsabgeordneter Özcan Mutlu machen eine Putzaktion im Kiez. Treffpunkt: 15:30 Uhr in der Liebenwalder Straße 16.


„Das Wichtigste im Leben ist der Humor“

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(C) Prime Time Theater

(C) Prime Time Theater

Ein einfühlsames Porträt über Oliver Tautorat, den Gründer und Leiter des einzigartigen PrimeTime-Theaters im Wedding.

Alles schwatzt vorfreudig miteinander. Maßanzüge quetschen sich neben Baggy-Pants; Jute-Beutel neben Gucci-Taschen. Ein großer kräftiger Mann mit falschem Schnurrbart und Vokuhila-Perücke zwängt sich durch die wartenden Gäste im Foyer des Berliner Prime Time Theaters. Vor der Bar angekommen, verschafft er sich in derbstem Berlinerisch lautstark Gehör. Die Gäste auf der Warteliste kämen auch noch in die Vorstellung, verkündet er mit geschwollener Brust. Vor der Eingangstür wird vereinzelt gejubelt. Der Mann schaut sich mit ernster Miene um und fordert die Anwesenden in prolligem Ton auf, sich doch bitteschön mitzufreuen. Tosender Beifall erschallt. Ein Vorgeschmack auf das, was noch kommen wird. Das ist Oliver Tautorat. In seiner Bühnenrolle des lispelnden Postboten „Kalle“ versteht er es, sich schon vor einer Vorstellung auf sein Publikum einzustimmen. Als Leiter des Theaters steht er im gelben T-Shirt mit der Aufschrift „Prost“ an der Abendkasse und begrüßt jeden seiner Gäste selbst. Eine Angewohnheit, die noch aus der Zeit stammt, als es personell gar keine andere Möglichkeit für ihn gab als die Kasse selbst zu besetzen. Für ihn ist es wichtig, dass sein Theater kein bloßer Kulturbetrieb ist. Das Publikum soll sich bei ihm wie zu Hause fühlen.

Der Vorführungsraum erinnert an einen Kinosaal. Bequeme rote Stoffsitze, blau gestrichene Wände und eine Kinoleinwand, auf die später die Bühnenbilder projiziert werden. Kurz vor der Show sucht der 41-jährige Tautorat wieder die Nähe zum Publikum. Er fragt, wie es den Leuten geht, woher sie kommen und heizt ihnen mit Sprüchen ein. Dabei wirbelt er mit den Armen, als wenn er jeden im Saal umarmen wollte. „Alles hier ist wie im Swingerclub, jeder kann mit jedem – lachen“, sagt er. „Alles kann …“, und wie auf einem Rockkonzert stimmt das Publikum mit ein, „nichts muss.“

Wenig später erlischt das Licht. Wie in einer Fernsehserie werden die Charaktere zunächst in einem kurzen Film vorgestellt. Ein weiteres Video fasst die Handlung des vorangegangen Stückes zusammen. Dann geht das Bühnenlicht an. Als „Tina Tonne“ hat Tautorat seinen falschen Bart gegen falsche Brüste eingetauscht. Spätestens als er mit seiner Kollegin Cynthia Buchheim Dehnübungen macht und dabei von Sahnetorten schwärmt, gibt es für das Publikum kein Halten mehr.

Ein Volkstheater wie kein anderes

(C) Martin Chmilecki

(C) Martin Chmilecki

Was hier in der Burgsdorfstraße im Wedding stattfindet, ist weit entfernt vom Betroffenheitstheater einer intellektuellen Elite. Das spiegelt sich auch im Verzicht auf eine Kontingentierung ermäßigter Karten und Vorverkaufsgebühren wieder. So möchte man es auch weniger gut situierten Menschen ermöglichen, ein Theater zu besuchen.

Die Spielstätte in den ehemaligen Versammlungsräumen des SPD-Landesverbandes, die lange leer standen, versteht sich selbst als Volkstheater. „Mich macht es glücklich, Menschen, die sonst nichts miteinander zu tun haben, an den Abenden unserer Vorstellungen zusammen zu bringen und miteinander lachen zu lassen“, sagt Tautorat. Zu diesem Zweck ersann er zusammen mit Constanze Behrends, die auch heute noch die Stücke schreibt, eine neue Theaterform: Die Theatersitcom GUTES WEDDING SCHLECHTES WEDDING.

Das Theater, welches in einem kleinen angemieteten Raum in der Freienwalder Straße als Projekt von fünf Freunden anfing, steht im Grunde außer Konkurrenz. Weder klassische Boulevardtheater wie die „Komödie am Kudamm“ oder das „Renaissance Theater“, noch die „Bar jeder Vernunft“ oder der „Heimathafen Neukölln“ schlagen thematisch in die gleiche Kerbe. Dennoch ist das Haus bis heute auf ausgebuchte Vorstellungen angewiesen, um sich zu rechnen.

Oliver Tautorats Büro an der Müllerstraße ist ganz in warmen Orangetönen gehalten. An der Wand neben seinem Arbeitsplatz hängt ein Poster mit dem Konterfei von Homer Simpson. Gleich daneben ein Bild seiner kleinen Tochter, seinem Lebensmittelpunkt. Auf seinem Schreibtisch eine Berliner Zeitung und ein Magazin über Hundeerziehung. Auf dem Computerbildschirm das Logo des Blogs der Huffington Post. Neben dem Monitor ein Schild mit der Aufschrift „Captain“. „Es kam immer wieder in meinem Leben vor, dass ich mich als der Kapitän eines Schiffes gefühlt habe“, sagt er. Wenn er über das Mittelmeer spricht, gerät er ins Schwärmen. Es bedeutet Ruhe für ihn, aber auch Kraft, Sehnsucht und ein Gefühl von Unendlichkeit. Auf der anderen Seite des Büros steht seine Sammlung von Modellschiffen. Immer wenn seine Reisen ihn ans Meer führen, bringt er ein neues mit.

Der Arbeitsalltag des Theaterdirektors und künstlerischen Leiters des Hauses ist zweigeteilt. Von morgens um acht bis in den Mittag hinein führt er Telefonate, bespricht sich mit seinen knapp 20 Mitarbeitern, macht die Finanzkontrolle und trifft sich mit Steuerberatern und Rechtsanwälten. Nach einer Pause findet er sich am frühen Abend wieder im Theater ein, macht die Kasse und steht zur Prime Time, der angeblich besten Sendezeit um 20:15 Uhr, auf der Bühne. Nach der Vorstellung tritt er gegen halb elf den Heimweg an. Als einer der letzten geht der Kapitän von Bord.

Der Kapitän von seiner privaten Seite

Tautorat ist dabei nicht nur Geschäftsführer und Gesellschafter des Theaters, sondern auch Inhaber des gastronomischen Betriebs an der Theaterbar. „Die wirtschaftliche Verantwortung, die ich für diesen großen Betrieb trage, ist enorm. Ich habe Entscheidungen zu treffen, die wirkliche Konsequenzen nach sich ziehen. Nicht nur für mich allein. In Zukunft würde ich mich in dieser Hinsicht gerne etwas entlasten wollen“, räumt er ein und zündet sich eine Marlboro an. „Ich habe die meiste Zeit meines Lebens pausenlos gearbeitet. In den letzten zwei Jahren habe ich angefangen, das etwas herunter zu fahren, damit ich auch einmal Zeit für mich habe. Das lerne ich jetzt erst schätzen.“

Sein Traum ist es, irgendwann nur noch halbjährig zu spielen und dann ein halbes Jahr frei zu haben. Aber das lässt sich momentan nicht finanzieren. Auch könnte er dann seine Mitarbeiter nur noch saisonal einstellen und das bringt er nicht übers Herz. „Mein soziales Verantwortungsgefühl ist extrem hoch“, sagt er über sich. Das geht so weit, dass er in besucherschwachen Monaten sogar auf eigene Gehälter verzichtet und sie sofort in den Betrieb reinvestiert. Auch durch eine schlechte körperliche Verfassung lässt er sich nicht von der Bühne fernhalten. In den letzten elf Jahren konnte er nur einmal nicht spielen – wegen einer Hirnhautentzündung. Nach drei Tagen stand er wieder auf der Bühne. Dieser Arbeitseifer steckt an. „Bei 220 Vorstellungen im Jahr haben wir im Schnitt gerade einmal zwei Ausfälle. Alle, die bei uns auf der Bühne stehen, sind taffe Arbeiter“, so Tautorat, der mit seinem Theater 2011 die Bezirksverdienstmedaille von Berlin-Mitte und 2012 den B.Z.-Kulturpreis gewann.

Kein Rasten, kein Rosten

Tautorat, der seinen französischen Namen aus der Zeit der Hugenottenkriege deutsch ausspricht, wird in Würzburg als das jüngere von zwei Kindern geboren. Die ältere Schwester ist heute Fremdsprachenlehrerin. Seine Mutter, eine griechische Krankenpflegerin und sein Vater, ein deutscher Chemiker, ziehen in den ersten zwanzig Jahren seines Lebens aus beruflichen Gründen fast jedes Jahr in eine andere Stadt. Seine Kindheit verbringt der Deutsch-Grieche darum in ganz Deutschland. Zusätzlich geht es in den Sommerferien meist nach Kavala, in die Heimatstadt der Mutter im Norden Griechenlands. Diese Unstetigkeit empfindet Tautorat jedoch nie als störend. Sie macht aus ihm vielmehr einen empathischen Menschen, dem es schon früh leicht fällt, offen und vorurteilsfrei auf Menschen einzugehen. Der selbstbewusste Teenager entdeckt schnell, dass seine extrovertierte Art eine Gabe ist und lernt sie zu nutzen. Er wird Klassensprecher, Schülersprecher und hört nicht mehr auf zu reden, egal ob er von etwas genügend Ahnung hat oder nicht. „Ich habe damals eine Menge Leute sehr genervt und musste mich im Nachhinein bei vielen entschuldigen“, erinnert sich Tautorat.

1992 erlangt er in Würzburg das Abitur im zweiten Anlauf. Hier absolviert er auch seinen Zivildienst in der Schwerstbehindertenpflege. Die danach angefangene Buchhändlerlehre bricht er ein halbes Jahr später ab. Von da an schlägt er sich so durch. Ein Jahr lang zieht er für ein Tourneebüro durch ganz Deutschland und plakatiert Strommasten und Litfaßsäulen mit Postern des UFO-Gurus Erich von Däniken. Dabei arbeitet er mit einem Berliner aus der Technoszene zusammen, der ihm ein erstes Gefühl für die Hauptstadt vermittelt.

Später, während eines Aushilfsjobs im Würzburger Theater Ensemble, entdeckt er seine Lust an der Schauspielerei. Drei Jahre Schauspielausbildung in München folgen. Diese finanziert er sich komplett selbst und macht dabei Karriere in einem Call-Center, wo er es bis zum Kommunikationstrainer bringt. Aber er fühlt sich und sein Talent mit Menschen kommunizieren zu können dort deplatziert. Er zieht nach Berlin-Wedding, in die Nähe von Kai Bagsik, einem Szenenbilder, den er aus seiner Zeit in München kennt. Hier lernt er kurz darauf Constanze Behrends kennen. Gemeinsam gründen sie 2003 im Soldiner Kiez das Prime Time Theater, welches 2004 zum ersten Mal seine Pforten öffnet.

Friede den Hütten – Krieg den Palästen

Die Straßen sind vom Schauer der letzten Nacht noch ganz nass. Die Geschäfte und Kneipen, an denen Tautorat vorbeikommt, spiegeln sich in den Pfützen, zusammen mit den Reflexionen der Sonne. Er läuft nicht schnell, aber zügig. Es scheint, als käme er nie zur Ruhe. Taron, den Rhodesian Ridgeback-Rüden an seiner Seite, führt er für eine gute Freundin spazieren, wann immer es die Zeit erlaubt. Der Theaterleiter, der sich manchmal scherzhaft selbst mit einem Zirkusdirektor vergleicht, trägt eine blaue Jeans und einen grauen Kapuzenpulli. Es macht ihn stolz, wenn Passanten ihn auf der Straße wiedererkennen. „Ich freue mich, wenn ich merke, dass sich die Menschen mit einem Lächeln im Herzen an mich erinnern“, sagt Tautorat. Sich selbst berühmt zu nennen, lehnt er jedoch ab. Stattdessen spricht er von sich mit einem Augenzwinkern als einen „Local Celebrity“, einer Lokalgröße.

Auf Fragen den Wedding betreffend, antwortet Tautorat zwiegespalten. Zum einen gebe es hier so etwas wie eine Gentrifizierung. Die Mieten würden steigen und das sei schlimm. Zum anderen wüchse das meiste, was im Wedding kulturell entsteht, aus eigenen Strukturen. „Wenn neue Kneipen aufmachen, dann machen das meist Leute, die von hier sind und das finde ich gut“, meint der Wahlberliner. Der Wedding ist für ihn weiterhin ein Bezirk mit einem eigenen Gesicht. Rau, direkt, und oft unterschätzt – der perfekte Nährboden für Komödien.

Auf Fragen die Stadt Berlin betreffend, antwortet Tautorat hingegen radikal. Aufgeregt zieht er an seiner Zigarette. „Wenn mich einer fragt, ob ich dafür sei, eine Oper aufzulösen, bin ich dafür – damit die freie Szene mehr Geld erhält“, sagt er. In der Politik hieße es immer, man wisse nicht woher das Geld für die freie Theaterszene kommen solle, gleichzeitig würden die großen Häuser aber auch stark überfinanziert, so dieser weiter. Der Kultursenat Berlin weist solche Vorwürfe von sich. Dort heißt es, dass derartige Sparmaßnahmen weder geplant seien noch ein wirksames Mittel wären. „Wir sind bestrebt, die Kooperationsvorhaben der großen Bühnen mit der freien Szene zu unterstützen, und wollen gemeinsame künstlerische Projekte zukünftig verstärkt fördern“, so Diedrich Wulfert, Sprecher des Kultursenates.

Doch Tautorat hält an seiner Meinung fest. Kulturgut müsse wachsen können und dürfe nicht nur statisch in Form großer Bühnen wie des „Berliner Ensemble“ oder des „Deutschen Theaters“ vorhanden sein. Selbst musste er sich die institutionelle Förderung der Stadt lange erkämpfen. Mittlerweile ist sein Theater im Haushaltsplan des Senats eingebunden. Doch die Förderung hält sich in Grenzen und so ist er weiterhin größtenteils auf die Einnahmen durch Eintrittsgelder angewiesen.

Die ganze private Welt ist Bühne

(C) Martin Chmilecki

(C) Martin Chmilecki

Es ist gemütlich in Tautorats Wohnung. Die hohen Wände des Altbaus sind in warmen Farben gehalten. Die einzelnen Zimmer sind hell und gehen vom Flur ab, wie die Äste eines Baumes. Der Geruch von frisch gebratenem Fleisch liegt in der Luft. Die geräumige Küche ist gefüllt mit allerlei Kochutensilien und zwei Kühlschränken. Einer für das Essen und einer für die Getränke. Wäre er nicht Schauspieler geworden, hätte der leidenschaftliche Koch wohl sein Hobby zum Beruf gemacht. „Mein großer Traum ist es immer noch, irgendwann einmal eine Kochlehre zu machen und ein eigenes Restaurant zu haben“, sagt er. Dieser Wunsch erfüllt sich 2011 für eine kurze Zeit beinahe vorzeitig. Doch die „Prime Time Kantine“, wirft trotz der guten Lage direkt neben seinem Theater kaum Gewinne ab. Da zu dieser Zeit schon viele andere Risiken auf seinen Schultern lasten, entscheidet er sich dazu, zumindest eines zu minimieren.

Wenn Tautorat Zeit für sich hat, laufen auf dem großen Flachbildschirm neben romantischen Komödien, Tier- und Wissenssendungen vor allem TV-Serien. Er ist Mitte zwanzig, als ihn diese Begeisterung packt und bis heute nicht wieder loslässt. Der schnelle ehrliche Humor Will Ferrells wird eines seiner Vorbilder. Heute beeindrucken ihn Comedians wie Kate McKinnon oder Carolin Kebekus. Wenn er es einmal schafft, selbst ins Theater zu gehen, dann fällt die Wahl meist auf Komödientheater.

Beruflich bemerkt Tautorat noch keine Verschleißerscheinungen an sich. Dafür ist das Bühnenprogramm zu abwechslungsreich, was ihn immer wieder aufs Neue motiviert und fordert. Früher haben ihn die Rollen von der Arbeit nach Hause begleitet. Mittlerweile trennt er aber Berufs- und Privatleben strikt voneinander. „Sobald ich private Kleidung trage, bin ich nicht mehr im Theater und absolut authentisch“, sagt er und zerdrückt dabei eine Kippe im Aschenbecher. Er ist froh über diese Entwicklung. „Damals habe ich meinen Beruf schon sehr stark in mein Privatleben eingreifen lassen, so dass ich nie abschalten und ich selbst sein konnte. Heute bereue ich das manchmal“, sagt der Mann, der in elf Jahren auf der Bühne schon in fast 2000 Vorstellungen mitwirkte.

In den letzten Jahren nimmt Tautorat sich darum immer öfter Auszeiten. Wenn er dann abends ausgeht, drehen sich die Fragen1 schnell um die Schauspielerei. Doch er möchte sich privat nicht in den Vordergrund spielen. Schließlich ist das an fünf Tagen in der Woche sein Beruf. „Im Grunde bin ich ein ruhiger, aufmerksamer Mensch“, sagt er. Dieser Aufmerksamkeit ist es auch zu verdanken, dass er nie mit den Schauspielern seines Ensembles aneinander gerät. Wenn die Besetzung wechselt, stellt er sich problemlos auf jeden ein.

Das einzige, was ihn in Rage bringt, ist, wenn man ihn bestiehlt. Als sein Theater noch in den Kinderschuhen steckt, stehlen Jugendliche kurz vor der Vorstellung einen DVD-Player. Tautorat, der an diesem Abend die Rolle eines Sheriffs spielt, rennt ihnen noch eine Weile in Cowboystiefeln hinterher. „Das war schon irgendwie ulkig, aber ich habe mich in dem Moment wirklich als Sheriff gefühlt“, sagt er und schmunzelt.

Auch auf der Bühne klingen von Zeit zu Zeit ernstere Töne an. Als Pastor, den alle nur „Vati“ nennen, predigt Tautorat dem Publikum mit emporgestreckten Armen Sätze wie: „Das Wichtigste im Leben, neben der Liebe, ist der Humor.“ Solche Aussagen sind für ihn mehr als bloße Floskeln. „Ich bin total gerne Komödiant“, sagt er. „Mit Humor möchte ich die Menschen von ihrem Alltag ablenken und ihre Köpfe öffnen.“

Autor: Marcel Nakoinz

Mehr Beiträge von Marcel auf seinem Blog schmalspurgefluester.wordpress.com

Das Programm des Prime Time Theaters findet ihr hier.


Ein Gedenkstein wird kommentiert

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Gedenkstein WiesenstrBeim ersten Treffen der Initiative Kommentierung des Gedenksteins der Kösliner Straße  haben sich die Teilnehmer auf einen simplen und gleichzeitig praktischen Vorschlag geeinigt: Es soll ein Schaukasten aufgestellt werden.

Denn bei dem sogenannten Blutmai handelt es sich um ein sehr unterschiedlich interpretiertes Ereignis, vor allem aber um ein geschichtlich komplexes Thema. Festgestellt wurde auch, dass der Gedenkstein für die politische Auffassung der Zeit steht, in der er errichtet wurde. Eine Antwort auf alle Fragen kann und soll eine Kommentartafel nicht geben. Zumindest stehen der jetzt gebildeten Initiative weder die Ressourcen zur Umsetzung einer solchen Tafel noch die wissenschaftlichen Mitarbeiter zur Erarbeitung der Texte zur Verfügung.  Ein Schaukasten bietet hingegen die Möglichkeit Informationen bereitzustellen, diese jederzeit zu aktualisieren und auf Veranstaltungen hinzuweisen. Vor allem kann in einem solchen Schaukasten auf das Mitte Museum hingewiesen werden, dem „Kompetenzzentrum“ für die Geschichte des Bezirkes.  Sollte der Gedenkstein nun zu einem „Stein das Anstoßes“ geworden sein, so hätte er das erreicht, wozu Denkmäler da sind: nämlich zum Nachdenken und zu Diskussionen über die Geschichte anzuregen. Den Anfang hat die Initiative gemacht.

Autor: Eberhard Elfert

Nächstes Treffen
24.3.2015, von 17:00 bis  18:30

Tageszentrum Wiese 30
Wiesenstr. 30, 13347 Berlin

 


Tiere im Wedding: Wild Wedding

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IgelGanz früh, kurz nach Sonnenaufgang unterwegs ist er, vor meiner Haustür. Sein kratziges Haarkleid gibt ihm nicht viel Selbstsicherheit, ängstlich erstarrt der kleine Igel zu einer vermeintlich leblosen Stachelkugel, wenn sich ein Mensch nähert. In den Gärten hinter dem Haus wohnt er in einem Laubhaufen. Nachts jagt er Insekten.

Füchse im Sprengelkiez (C) Ware Schönheit

Füchse im Sprengelkiez (C) Ware Schönheit

Ein ganz anderes Kaliber Raubtier ist hingegen der Fuchs, sogar das am weitesten verbreitete auf der Erde. Nicht nur im vorstädtischen Reinickendorf – wo er das Wappentier ist – streunt er durch die Straßen. Auch im dicht besiedelten Wedding wohnen Füchse, am Humboldthain, in den Rehbergen, werden aber auch fernab großer Parks im Sprengelkiez gesichtet. “Die wichtigsten Gründe für das häufigere Auftreten des Fuchses sind das reichhaltige Nahrungsangebiot der Wegwerfgesellschaft, kein Jagddruck sowie ein gewisses Zutrauen zum Menschen“, erklärt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zur Häufung von Wildtieren in Berlin. Sie weist ebenfalls darauf hin, dass Füchse trotzdem scheu sind und Menschen nicht angreifen.

Wildschweine Rehberge(C)Kate Seabrock

Wildschweine Rehberge (C) Kate Seabrock

Es ist nicht mehr zu übersehen, die wilden Tiere erobern die Großstädte zurück. Nur hier ist das Nahrungsangebot noch größer als im Wald oder auf landwirtschaftlich genutzten Flächen. Selbst in kanalisierten Gewässern wie der Panke können Stadtbewohner mühelos Graureiher beobachten, und sogar ein Eisvogel findet hier genügend Fische und Insekten für seinen Speisezettel. Gefahr droht ihnen durch die Menschen in der Großstadt meistens nicht. Auch Biber, Wildschweine und Waschbären lassen sich vom Großstadttrubel nicht vertreiben und werden an den Ufern der Weddinger Gewässer regelmäßig gesichtet.

Schildkröten am Plötzensee (C)musketussi

Schildkröten am Plötzensee (C) musketussi

Auch wenn der sieben Hektar große Plötzensee im Sommer von Hunderten Menschen umlagert ist, scheint das eine Schildkrötenfamilie nicht im Geringsten zu stören. Eigentlich kommt in der Natur Deutschlands nur eine Sumpfschildkrötenart vor, doch ein Naturfotograf hat im Jahr 2011 ganze elf Rotwangen-Schildkröten im Plötzensee ausfindig gemacht. Und beim ersten Sonnenstrahl muss man am Ufer nicht lange suchen, um die urigen Reptilien auf einem im Wasser treibenden Baumstamm beobachten zu können.

Fledermäuse (C)Berliner Unterwelten

Fledermäuse (C) Berliner Unterwelten/Holger Happel

Parks und Gewässer sind für Tiere natürliche Rückzugsorte, die den Ausgangspunkt für Erkundungsgänge und –flüge durch die Großstadt darstellen. Doch auch die von Menschen errichteten Bauwerke und versiegelten Flächen bieten vielen Tierarten Obdach! So schickte uns der Verein Berliner Unterwelten Fotos von Fledermäusen, die sich in der Flakbunkerruine im Humboldthain häuslich eingerichtet haben.

Bussard (C) Berliner Unterwelten / Holger Happel

Bussard (C) Berliner Unterwelten / Holger Happel

Auch ein Bussard nutzt das Werbeschild eines Supermarkts am Gesundbrunnen regelmäßig als Beobachtungsposten. Manche Nutztiere haben sich ebenfalls die Städte als Rückzugsraum auserkoren: so finden gerade Wild- und Honigbienen, die weltweit ein gravierendes Artensterben erleben, in Berlin weite Verbreitung. Kein Wunder, gibt es hier doch weniger Pestizide und Insektizide als auf dem Land. Und Feinstaub und Abgase filtern die Bienen heraus, so dass der Stadthonig nicht damit belastet wird – und sogar besonders schmackhaft ist. Im Schul-Umwelt-Zentrum (Gartenarbeitsschule Wedding) an der Scharnweberstraße sind einige Bienenvölker zuhause, aber auch im interkulturellen Gemeinschaftsgarten Himmelbeet am Leopoldplatz und im Mauergarten wird geimkert. Außerdem werden die Mithelfer und Kursteilnehmer im Himmelbeet dafür sensibilisiert, wie man bienenfreundlich gärtnert.

Bislang war der Wedding nicht gerade dafür bekannt, dass es hier besonders einsam zugeht. Aber neulich, als ich beim Abendspaziergang ganz leise war, da habe ich es gehört: auch hier sagen sich Fuchs und Hase Gute Nacht!

Die Informationen und Fotos zu diesem Artikel haben die Leserinnen und Leser des Weddingweisers auf Facebook beigesteuert. Dafür vielen Dank an alle Mitschreibenden!

Die Serie wird mit Haus- und anderen Tieren fortgesetzt.

 


“PASTIS”: Zurück zu den Wurzeln der französischen Küche

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Pastis Team

Im Norden des Wedding kündigt sich nach monatelangem Umbau im Centre Français eine kleine französische Revolution an.  Das Restaurant PASTIS nimmt nicht nur namentlich Bezug auf ein in Frankreich populäres Genussmittel. „Wir möchten uns auf die guten, einfachen Rezepte zurückbesinnen“, sagt Vincent Garcia. Der 47-jährige Küchenchef, der in Marseille geboren ist, glaubt, dass sich die überdrehte Spitzengastronomie zu weit von den Wurzeln des französischen kulinarischen Erbes entfernt hat. Statt dessen basiert die Speisekarte des PASTIS auf den Gerichten des traditionellen Bistros.

Pastis innen 3Einfach und klassisch, ja – aber dennoch ergänzt durch exotische Einflüsse aus Afrika und Asien: „Dafür werden manche Gäste auch längere Wege in Kauf nehmen“, glaubt Marie Bézian. Die 28-jährige Deutsch-Französin ist in Südfrankreich mit den Rezepten ihrer Großmutter aufgewachsen, die Köchin war. Marie wird die Weddinger Filiale des Pastis leiten. „Wir leben den “Esprit Brasserie”, kein Tralala, nicht komplizierter als nötig.“ Und auch wer sich mit der französischen Küche nicht auskennt, soll etwas für sich entdecken können. „Essen ist Vergnügen“, sagt auch Vincent Garcia. Mit Standardangeboten wie Boudin, Froschschenkeln, Flammkuchen, Bouillabaisse und echtem französischem Baguette lässt sich der Geschmack unserer westlichen Nachbarn wohl am authentischsten erleben. Die typischen Rezepte und Zutaten, ergänzt durch guten Wein und selbst produziertes Brot und Gebäck, sollen dazu beitragen, dass das PASTIS zu einem Aushängeschild der traditionellen französischen Küche wird.

Touche française im Wedding

Einladende AtmosphäreÜberhaupt: Essen, welches Frankreich würdig repräsentiert, steht dem ehemaligen Kulturzentrum der französischen Alliierten besonders gut zu Gesicht. Der Komplex aus dem Jahr 1961 befindet sich im Umbruch, wie Geschäftsführer Florian Fangmann erklärt: “Der Hotelbetrieb, die vielen Seminare, das City Kino und das neue Restaurant – da wird ein Rädchen ins andere ineinandergreifen.“ Man soll spüren, dass alle an einem Strang ziehen, hofft auch Küchenchef Vincent Garcia, der sein kulinarisches Konzept bereits seit Jahren in seinem Wilmersdorfer Stammrestaurant gleichen Namens erfolgreich umsetzt. Jetzt auch an der Müllerstraße 74. Mit einem jungen Team, das zum Teil auch aus dem Wedding kommt, dem Centre Français und Olivier Bourdais als Partner könnte das anspruchsvolle Projekt für den ganzen Berliner Norden zu einem Leuchtturm werden. „Die Qualität wird die Leute anziehen,“ davon ist Marie überzeugt. „Auch wenn es am Anfang sicher ein Abenteuer sein wird.“

Pastis innen 2Der ehemalige Ausstellungsraum des Kulturzentrums präsentiert sich großzügig und ist in warmen Farben gestaltet. 80 Gäste finden an kleinen Tischen und Stehtischen oder in gemütlichen Nischen auf Podesten Platz, dazu kommt eine Bar, wo es natürlich auch den namensgebenden Anisschnaps Pastis gibt. Im geräumigen Vorbau des 60-er-Jahre-Gebäudekomplexes des Centre Français gibt es Vintage-Ambiente pur, im Sommer wird die Außenterrasse mit weiteren 60 Plätzen dazukommen. Einkehren können Hotelgäste und Berliner hier mittags, nachmittags oder abends – zum Essen, Kaffeetrinken oder für den Absacker nach dem Kinobesuch. Ein preiswertes und zugleich hochwertiges Mittagsmenü mit drei Gängen, das tägliche Brunchangebot sowie die von Meisterhand selbst hergestellte Pâtisserie – das dürfte im kulinarischen Niemandsland der oberen Müllerstraße ziemlich einmalig sein.

Küche bis 22 Uhr, geöffnet ab 6.00 Uhr, Frühstück bis 10.00 Uhr

PASTIS im Centre Français

Brasserie, Café und Restaurant

Müllerstraße 74

13349 Berlin-Wedding, U Rehberge

030-45025001 für Reservierungen


Neues beim Flohmarkt am Mauerpark

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Flohmarkt am Mauerpark

Flohmarkt am Mauerpark

Nun beginnt sie, die erste Saison mit dem neuen Betreiber des Flohmarkts am Mauerpark. Anders als noch von einigen im Herbst des letzten Jahres (2014) vermutet, ist durch den Betreiberwechsel weder die Welt untergegangen – noch der Flohmarkt. Auch der unter Touristen beliebte Sonntag als Markttag ist erhalten geblieben. Geändert haben sich nur wenige Details. Besucher haben jetzt zum Beispiel Platz, um den Markt auch begehen zu können. – Sobald sie dann alle wieder ab den ersten Tagen über 20 Grad kommen werden.
Was ist neu?
Dem langjährigen Nutzer dieser Freizeitfläche fällt als erstes auf, dass er nun wieder mit dem Kinderwagen herkommen könnte, wenn die Gören nun mittlerweile nicht schon allein laufen könnten. Die Wege sind verbreitert worden und am Eingang wurde die Zahl der Stände reduziert.

Den bekannten Orangensaft gibt es nach wie vor am Eingangstor. Dieser Pressstand ist ja bereits selbst schon eine Reiseführerattraktion. Also eine Sensation innerhalb der Sensation Flohmarkt. Alle anderen, leider weniger berühmten Essbuden, sind nun am hinteren Ende versammelt.

Fotografierverbot gilt nach wie vor an verschiedenen Ständen. Ob der neue Sicherheitsdienst, der mit blauen Westen herumstreunert, beauftragt ist, sich dieses Händlerwunsches anzunehmen, war nicht zu erfahren. Ebenso unbeantwortet blieb die Frage, ob der Sicherheitsdienst nur einfach achtgeben soll, dass weniger Cannabis konsumiert wird. Bei Cannabis handelt es sich bekanntlich um eine Droge, von der immer mehr Menschen annehmen, sie sei offiziell von der Bundesregierung als Ersatz für das mit Steuern belastete Nikotin freigegeben worden. Dem ist nicht so!!!

Aber sonst hat der neue Betreiber Reiner Perske gebenüber dem alten Konzept von Murat Ayvaz das Rad und die Leihbude nicht neu erfunden.

Möbelkauf im Flohmarkt am Mauerpark

Möbelkauf im Flohmarkt am Mauerpark

Was kauft man auf dem Mauerparkflohmarkt?
Charlottenburg hat die Suarezstraße. Wer es schafft, diese Straße entlang zu spazieren, ohne einen Echtholzschrank zu kaufen, kann sich zugute halten, echt clever zu sein. So eine schöne Straße haben weder Alt-Mitte oder der Prenzlauer Berg noch das Brunnenviertel. Altgediente Möbel aus diesen drei Ortsteilen warten auf dem Flohmarkt auf ihre zweite Chance auf einen vernünftigen Besitzer.

Die virtuelle Welt hat Dawanda. Wer es schafft, diese Seite 15 Minuten lang offen zu haben, ohne zu überlegen, ob man damals bei der Oma nicht doch auch stricken gelernt hat, wird niemals Unternehmer. Der Flohmarkt am Mauerpark stellt sich dem Online-Giganten entgegen; hat Dawanda doch nur Platz für schlappe 300.000 sogenannte Shops. Da finden sich auf dem Flohmarkt deutlich mehr Buden mit Selbstgebasteltem. Außerdem kann der Käufer im Unterschied zum Internethandel alles gleich mitnehmen. Bloß der ständigen Versicherungen auf Pappzetteln, dass alles handgemacht und gleichzeitig aus Berlin sei, bedürfte es eigentlich nicht. Aber die kaufenden Menschen sind eben kritisch und möchten es gern schriftlich haben.

Der Markt ist nach wie vor eigentlich kein Flohmarkt, wenn man darunter einen Trödelmarkt versteht. Aber andererseits handelt es sich wohl auch nicht um einen Designermarkt, denn man findet neben der vielen Stände mit lustigen Beuteln eben auch einige wenige Stände zum Beispiel mit Spielzeug. Direkt zu erwerben von Mutti.

Londonbus zu verkaufen

Londonbus zu verkaufen

Im Unterschied zum Camden Market in London, der manchen als Vorbild für den Flohmarkt am Mauerpark erscheint, kann man auf dem Berliner Markt derzeit einen Londoner Bus kaufen. Die Telefonnummer ist bitte dem Foto zu entnehmen.

Wo liegt er eigentlich, der Flohmarkt am Mauerpark?
Durch einen administrativen Zufall darf der Weddinger den Flohmarkt am Mauerpark als seinigen bezeichnen – vorausgesetzt er zählt den Ortsteil Gesundbrunnen zum Wedding dazu – was manche ja nicht so mögen. Während die grüne Fläche des Mauerparks dem Bezirk Pankow gehört, ist für die graue Fläche der Bezirk Mitte zuständig. (Jedoch ist wiederum für die frisch gerodete Fläche an den S-Bahn-Gleisen seit wenigen Tagen das Land Berlin zuständig.) Und natürlich vorausgesetzt, man betrachtet den Flohmarkt am Mauerpark nicht von vornherein als exterritoriales Gelände wie etwa den Fernsehturm, das Pergamonmuseum und das Brandenburger Tor.

homemade in berlin im Flohmarkt am Mauerpark

homemade in berlin im Flohmarkt am Mauerpark

Wann ist Markt?
Jeden Sonntag – außer Totensonntag, Volkstrauertag und Sturmsonntag – kann von 9 bis 18 kann am Mauerpark geshoppt werden.

Text und Fotos: Andrei Schnell


Die Sorgen der Puppenköpfe

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Die Sonne scheint auch auf Menschen mit dummen Worten

Sonne nahe Nordufer

Oder: Warum cheesy talk gefährlich ist.

Sonntagmittag, Nordufer: Zwei Frauen – Mitte Zwanzig – mit Puppengesichtern sitzen vor dem Café in der Sonne und trinken Caffè Latte. Mit laut gestellten Stimmen reden sie über den Oberarzt, den Englisch-Kurs (Oxford-Englisch!) und die Pathologie. Ob sie mit Paul zum Praktikum nach Myanmar fahre, sagt die eine, wisse sie noch nicht. Geplant sei es ja, sie hätte aber NIE gedacht, dass sie beide ausgewählt würden! Weil SIE doch eindeutig die besseren Testergebnisse hatte! Ja, sie liebe ihn schon, irgendwie, aber was, gibt sie laut zu bedenken, wenn die Beziehung da unten nur stört? Schließlich wolle sie ja weiterkommen. Ihre Stimme ist jetzt schrill, die schöne Stirn liegt in Falten, die Freundin guckt ernst. Dann fliegen, mit einem lauten Knall, ihre Puppenköpfe weg. Dann ist es ruhig. Die Frühlingssonne strahlt.



Das Bienenjahr im Mauerpark beginnt

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b3e0b4fb38Die solidarische Imkerei im Mauergarten 
startet in ihr zweites Jahr. Dazu lädt die Initiative am Donnerstag (26.03.) um 19 Uhr ins Freizeiteck in der Graunstraße, Ecke Gleimstraße ein. Die Imker und Imkerinnen geben einen kleinen Rückblick über das vergangene Jahr und stellen das Konzept und die Pläne für 2015 vor. Interessierte Neulinge, egal ob unerfahren oder Profi sind wieder eingeladen, gemeinsam mit anderen das Bienenjahr zu erleben

Wie im letzten Jahr sollen anfallende Arbeiten bei den Bienen gemeinschaftlich erledigt werden. Unter Anleitung von erfahrenen Imkern werden sich die Hobbyimker um das Wohl und die Gesundheit der Bienen kümmern und dann den geernteten Honig untereinander aufteilen, so dass jeder für seinen Einsatz belohnt wird.

Die Imker und ihre Helfer aus dem Mauergarten.

Die Imker und ihre Helfer aus dem Mauergarten.

Nach der Auftaktveranstaltung im Freizeiteck gibt es monatlich Treffen zu verschiedenen Bienenthemen im Mauergarten.

Terminvorschau

  1. April, 19 Uhr: Grundlagen des Imkerns
  2. Mai, 19 Uhr: Das Bienenvolk im Jahresverlauf
  3. Juni, 19 Uhr: Hummeln, Wildbienen, Bienenpflanzen
  4. Juli, 19 Uhr: Die Bienenprodukte
  5. September, 19 Uhr: Varroabehandlung, Futter zubereiten, Einwinterung
  6. Oktober, 11 Uhr: Erntedankfest, Verteilen des gemeinschaftlich geernteten Honigs

Text und Foto: Dominique Hensel


Tiere im Wedding: Jerry, das Hausschwein

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Hausschwein (C) Kai Sören Schlüter

(C) Kai Sören Schlüter

Bewohner des Afrikanischen Viertels sind ihm bestimmt schon einmal begegnet und haben zwei Mal hinschauen müssen, was da für ein Tier an der Leine läuft: “Das Hausschwein aus der Otawistraße gehört meiner Freundin und wurde wegen einer Haustierallergie angeschafft”, schreibt uns eine Leserin. Sie kann aus eigener Anschauung bestätigen: Jerry lebt im Wedding wie Gott in Frankreich, ihm geht es besser als jedem anderen Schwein in der Landwirtschaftshaltung. Und wenn die schöne Jahreszeit angebrochen ist, lässt sich Jerry die Sonne am liebsten in der Gartenkolonie auf den Bauch scheinen…

Hausschwein (C) Pamela Herhold

C) Pamela Herhold

Das Halten von Tieren, abgesehen von bestimmten geschützten Arten, wozu das gemeine Hausschwein nicht zählt, ist in Deutschland übrigens nicht verboten, soweit es artgerecht erfolgt und keine Belästigung für die Allgemeinheit davon ausgeht. Artgerechte Haltung geht eigentlich ab drei Tieren los, da Schweine sehr soziale Wesen sind. Aber dafür versteht sich Jerry ja umso besser mit seinem besten Hundefreund…

Es gibt auch wilde Tiere im Wedding…


Raus aus dem Wedding: Durch Pankow die Panke entlang…

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Die Panke ist Weddings wichtigstes Gewässer, aber sie hat dem ganzen Nachbarbezirk Pankow den Namen gegeben – und die erst 1920 nach Berlin eingemeindeten Orte Pankow und Niederschönhausen sind untrennbar mit diesem Schicksal dieses Flusses verbunden. Die wichtigsten Parks Pankows werden von der Panke durchflossen, und auch die Entwicklung Pankows zu einem wichtigsten Ausflugsziel der nahen Großstadt Berlin spielt für den Fluss eine gewisse Rolle. Der berühmte Gassenhauer „Bolle reiste jüngst zu Pfingsten…“ dreht sich nicht zufällig um Pankow. Aus den beiden Dörfern Pankow und Niederschönhausen sind inzwischen zwei mehr oder weniger dicht besiedelte, aber dennoch grüne Stadtteile Berlins geworden….

Ein Bahnhof am Todesstreifen

S-Bahnhof Wollankstraße, früher Pankow Nordbahn

Der S-Bahnhof Wollankstraße (1877 unter dem Namen Prinzenallee eröffnet) ist eine repräsentative Anlage (Bahnhofsgebäude von 1893) mit einem zur Sternstraße hin angelegten halbrunden Schmuckplatz. Bei der Höherlegung der Nordbahn im Jahr 1903 wurde ein Viadukt geschaffen, der von seiner städtebaulichen Wirkung an die Berliner Stadtbahnstrecke erinnert. Der Bahnhof gehörte während der Teilung Berlins kurioserweise zum Ostteil, konnte aber nur vom Westteil (Bezirk Wedding) aus betreten werden. Die Bahnstrecke ist seit 1925 elektrifiziert und damit S-Bahn-Strecke. Nach der Übernahme der S-Bahn in West-Berlin durch die BVG 1984 wurde dieser Streckenteil einige Monate lang nicht bedient.

Wo heute die Kirschen blühen

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -

Die die Panke begleitende Wilhelm-Kuhr-Straße - die einen Südabschnitt in Berlin-Gesundbrunnen und einen Nordabschnitt in Berlin-Pankow hat – ist nach einem Bürgermeister der damals aufstrebenden Landgemeinde Pankow benannt. Sie unterquert die Nordbahn (S1, S25, S85) in der Nähe des Bahnhofs Wollankstraße. Noch unter dem Brückenbogen erkennt man die Pflasterreihe, die den Verlauf der Berliner Mauer nachzeichnet. An dieser Stelle haben die Grenzanlagen eine besonders breite Schneise geschlagen. Nicht einmal auf die links des Wegs fließende Panke haben die Anlage und die Überwachung der Grenze Rücksicht genommen. Rechts des Wegs, wo heute der Kolonnenweg abzweigt, wurden die Hinterhäuser an der Schulzestraße für die Grenzsicherung abgerissen. Jetzt wachsen dort zahlreiche Kirschbäume, die japanische Bürger nach dem Mauerfall gespendet haben. Wir folgen den Pankeweg-Schildern nach links in die Straße Am Bürgerpark.

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -Ein Privat-Park wird zum Bürger-Park

Linkerhand erkennt man hinter dem Hochwasserrückhaltebecken eine Ansammlung von mehreren Fachwerkhäusern, die zum Kinderbauernhof Pinke-Panke gehören. Wir halten uns jedoch hinter der Pankebrücke rechts und durchqueren den Bürgerpark Pankow. Es war der eingangs erwähnte Wilhelm Kuhr, der die private Gartenanlage samt Herrenhaus 1907 für Pankow erwarb und damit vor der Bebauung durch Immobilienspekulanten rettete. Die Anlage des Parks verdanken wir dem Verleger Killisch von Horn, der ein verfallenes Mühlengebäude um 1860 herum umgebaut hatte und sich damit einen Landsitz schuf. Er beauftragte einen Gartenbaumeister namens Wilhelm Perring mit der Parkgestaltung. Trotz einschneidender Veränderungen nach dem Zweiten Weltkrieg, besonders durch den Abriss des baufälligen Herrenhauses und anderer repräsentativer Gebäude, vermittelt der recht kleine Park einen sehr gepflegten Eindruck.  Noch immer verfügt der Park über eine große Bandbreite an Baumarten und Gehölzsorten. Das gesamte Gelände auf dieser Pankeseite ist übrigens erst in den 1920er Jahren in den Bürgerpark integriert worden. Der ursprüngliche Baumbestand dieser waldartigen Heide ist noch immer vorhanden, aber es finden sich einige Skulpturen zwischen den alten Bäumen. Das markanteste Denkmal sind die Stelen am Rand des Parks, zur Grabbeallee hin. Es handelt sich um das Julius-Fuczik-Denkmal aus dem Jahr 1974, geschaffen von Zdenek Nemecek.

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -Es lohnt sich auch, vom Pankeweg an einer der beiden Brücken abzuweichen und den Rosengarten, das Parkcafé Rosenstein, die Parkbücherei und besonders das Parkportal im Neorenaissance-Stil am nordöstlichen Ende der Grünanlage zu entdecken. Dahinter befindet sich neben dem Haus des Obergärtners links hinter dem Portal ein 1971 aufgelassener kleiner Friedhof mit einem Mausoleum des Parkstifters (in der an das Obergärtnerhaus angrenzenden Ecke). Der erste Pankower Friedhof wurde hier 1841 angelegt, der Gitterzaun ersetzte 1908 den Holzzaun.

Der den Park durchquerende Pankeweg ist auch zum Radfahren freigegeben.

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -

Wie Monopoly: durch Parkstraße und Schlossallee

Hinter dem Bürgerpark, nach Unterquerung der Schönholzer Straße, verschwindet die Panke für einige hundert Meter aus dem Blickfeld. Wir folgen ihr durch die Parkstraße, die bereits einen eindeutig vorstädtischen und dennoch eleganten Charakter hat. In der Hausnummer 5 lebte Paul Nipkow, ein berühmter Pankower Erfinder. Er erfand die “Nipkowsche Scheibe”. Seine Idee war die Zerlegung von Bildern in einzelne Punkte, um diese dann ähnlich wie Töne beim Telefon, übertragen zu können – die grundlegende Erfindung für das spätere Fernsehen.

Die Parkstraße endet an der Ossietzkystraße, wo der Schlosspark Schönhausen beginnt.

 

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -Königliche Befindlichkeiten in Schönhausen

Der Schlosspark besitzt einen besonders idyllischen Abschnitt des Pankelaufes. Der Fluss windet sich hier durch die Grünanlage und die zahlreichen in den Park hineinragenden Kleingärten. Vom namensgebenden Schloss Schönhausen kann man wegen der Mauer, die das Palais vom restlichen Park trennt, wenig erkennen. Das Schloss ging aus einem Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert hervor und erhielt seine grundlegende Gestalt ab 1704, als der erste König in Preußen, Friedrich I., das Schloss durch Eosander von Göthe umbauen ließ.

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -Dessen Enkel, der “Alte Fritz”, interessierte sich nicht für das Schloss, für das sein Großvater eigens eine schiffbare Verbindung von der Spree über die Panke anlegen lassen wollte. Seine Frau, Elisabeth Christine, hingegen verbrachte viele Jahre in dem vor den Toren Berlins gelegenen Schloss, das sie 1740 von ihrem Mann erhalten hatte.  Dieser hingegen besuchte seine Frau nur selten und verbrachte seine Zeit lieber in Potsdam. Elisabeth Christine fühlte sich regelrecht abgeschoben nach Pankow…

Das Schloss stellt sich heute so dar, wie es ab 1764 von Johann Boumann nach Beschädigung im Siebenjährigen Krieg durch russische Soldaten wiederaufgebaut wurde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Schloss Sitz des DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck und später Gästehaus der DDR-Regierung. Deren Mitglieder wohnten in den 1950er Jahren großteils im nahen Majakowskiring, bevor sie in den 1960er Jahren in die entlegene Waldsiedlung Wandlitz zogen. Auf dem Weg zum Schloss sehen wir das östliche Ende des Majakowskirings. Beachtung verdient vor allem die Villa Kasbaum in der Hausnummer 2.

Nach der Wende tagte im Schloss auch der Runde Tisch der DDR. Dann verfiel das Schloss wieder in einen Dornröschenschlaf, bis es 2005 von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten übernommen wurde. Seit Ende Dezember 2009 ist das Schloss als Museumsschloss wieder zu besichtigen. Einige Rokoko-Säle aus der Zeit der Königin Elisabeth Christine werden originalgetreu wiederhergestellt.

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -Wir kehren zurück zur Panke. Ab hier verläuft der Pankeweg gemeinsam mit dem noch nicht ausgeschilderten Radfernweg Berlin-Usedom.

Wir gelangen auf eine schnurgerade Allee, die auf das Schloss zuführt. Hier zweigt der Pankelauf ab und die Panke gerät für einige hundert Meter aus unserem Sichtfeld. Der Weg verläuft weiter auf der Schlossallee, die bald zur normalen Wohngebietstraße wird.

Teiche an der Panke

An deren Ende versperrt uns die verkehrsreiche Pasewalker Straße den Weg. Nachdem die Gleise der Straßenbahnlinie 50, die Pasewalker und auch der Autobahnzubringer dank der vorhandenen Ampeln überwunden sind, geht der Weg auf der linken Seite der Autobahnauffahrt weiter. Wo die Panke wieder auftaucht, beginnt ein neu gestalteter Weg am Wasser entlang der Blankenburger Karpfenteiche. Schließlich kommt man am Rand der ausgedehnten Kleingartenanlagen, eine der größten Deutschlands, an einen aufgestauten Teich in der Panke. Hier zweigt der Nordgraben ab, der die Panke in Richtung Tegeler Fließ und somit in die Havel entwässert. Hier verliert die Panke immerhin die Hälfte ihres Wassers und wird daher flussabwärts zum heute recht harmlos plätschernden Flüsslein.

Kurz danach kreuzt die Bahnhofstraße. Wer hier nach rechts abbiegt, kommt kurz nach der Unterquerung der Autobahn zum S-Bahnhof Blankenburg und nach etwa 1,5 km zum alten Dorfkern Blankenburgs. Geradeaus geht es weiter an der Panke Richtung Bernau…

- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -- es ist keine Bildbeschreibung verfügbar -

 

 

 

 

 

 

 

Vom nahe gelegenen Bahnhof Blankenburg aus kann die Rückfahrt ab dem S-Bf. Blankenburg ( S 2, S 8) angetreten werden.

Dieser Text erschien ursprünglich auf panke.info.

 


Melodien für Millionen im CITY KINO WEDDING

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Kylie Minogue & Nick Cave in 20.000 DAYS ON EARTH

Kylie Minogue & Nick Cave in 20.000 DAYS ON EARTH

Zum Ende des Monats wird es musikalisch im CITY KINO WEDDING: In CAN A SONG SAVE YOUR LIFE? wird Folk-Pop auf den Straßen New Yorks gespielt. 20.000 DAYS ON EARTH zeigt den Künstler Nick Cave in Bestform. In MITTSOMMERNACHTSTANGO wird die Frage geklärt wo denn nun der Tango herkommt – aus Argentinien oder Finnland. Und BERLIN CALLING ist ein Kultfilm über Berlins Technoszene.

Am Montag, 30.3. um 19 Uhr gibt es eine spannende Sonderveranstaltung: anlässlich des Internationalen Tags der bipolaren Störung zeigt BIPOLARIS in Kooperation mit dem Vivantes Humboldt-Klinikum den Film SILVER LININGS mit Diskussion.

Do 26.3. 21 Uhr, Sa 28.3. 21 Uhr, So 29.3. 16 Uhr
20.000 Days on Earth – engl. OmU
20000 days“Ich wache auf, ich schreibe, ich esse, ich schreibe, ich sehe fern. Dies ist mein 20.000ster Tag auf der Welt.” 20.000 DAYS ON EARTH ist keine herkömmliche Dokumentation, es treffen Erinnerung, Fiktion und Wirklichkeit zusammen und schaffen ein rohes und überraschend ehrliches Portrait über Nick Cave, dass uns intime Einblicke in seinen künstlerischen Schaffensprozess gibt. Ein Film, der sich mit Identität beschäftigt und der Frage auseinandersetzt, was eigentlich einen Menschen ausmacht; ein Loblied auf die transformative Macht der Kreativität.
GB 2014, R: Iain Forsyth, Jane Pollard, D: Nick Cave, Warren Ellis, Kylie Minogue u.a., L: 95 min., FSK: 6
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=WDlmnXBUoH0

Fr 27.3. 21 Uhr (deutsch mit engl. Untertiteln)
Sa 28.3. 19 Uhr
Berlin Calling
12797Spielfilm, der in der Szene der Technoszene in Berlin spielt. Die Hauptrolle des umhertingelnden und drogennehmenden DJs spielt der als Live-Act und Produzent bekannte Paul Kalkbrenner.
„Regisseur Hannes Stöhr gelingt fulminant das, was noch keinem Regisseur so gelungen ist: Das Erlebnis der Berliner Technonächte einzufangen. Der Zuschauer erlebt im Kinosessel eine Clubnacht aus Musik, Hedonismus und Rausch […] Paul Kalkbrenner legt ein sensationelles Schauspieldebüt hin.“ Deutsche Welle
Deutschland 2008, R: Hannes Stöhr, D: Paul Kalkbrenner, Fritz Kalkbrenner, Sascha Funke u.a., L: 100 min., FSK: ab 12
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=drdf8OeBUUM

 

 

Sa 28.3. 17 Uhr, So 29.3. 14 Uhr
Mittsommernachtstango
mittsommernachtstango-presse3Der Tango verbindet Generationen von heißblütigen Tänzern und Musikern. Nicht nur in Argentinien und Uruguay, sondern auch in Finnland, der Heimat des Tangos, wie der berühmte finnische Regisseur Aki Kaurismäki behauptet. MITTWOMMERNACHTSTANGO begleitet drei temperamentvolle, argentinische Tango-Musiker auf einem Road-Trip durch Finnland, auf der Suche nach den wahren Ursprüngen des Tangos. Während sie fahrbaren Ein-Mann-Saunen, endlosen Wäldern und vollen Tango-Tanzböden begegnen, entdecken die Musiker in lauen Mittsommernächten den Charme der finnischen Tango-Interpretation. Der Film ist eine humorvolle Hommage an den Tango, mit liebevollem Blick auf die Sprache der Musik, deren Melancholie unabhängig von Kultur und Herkunft verbindet.
Deutschland/Argentinien/Finnland 2012, Dokumentarfilm, R: Viviane Blumenschein, L: 82min., FSK: ab 0
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=z8PbHom9FBE

Do 26.3. 19 Uhr (engl. OmU)
Fr 27.3. 19 Uhr
Can a Song Safe Your Life?
can a song safe your life„Lass uns ein Album aufnehmen, wir brauchen dafür noch nicht mal ein Studio. Jeden Song nehmen wir an einem anderen Ort auf: unter der Brücke… Chinatown… Central Park…Empire State Building…“ – „…und wenn man uns festnimmt?“ – „wir machen einfach weiter!“
Der ausgebrannte Musikmanager Dan hat nach Jahren der rastlosen Suche in der Musikerin Gretta das Talent gefunden, das ihn auf die Erfolgsspur zurückbringen soll. Aber die Britin ist misstrauisch. Gerade erst von ihrem Freund verlassen soll dies eigentlich ihr letzter Abend in New York sein. Doch getragen vom Zauber ihrer Begegnung und fasziniert von dem ungewöhnlichen Plan, lässt sie sich auf die musikalische Reise ein, die den Soundtrack ihres Lebens für immer neu schreiben könnte…
USA 2014, R: John Carney, D: Keira Knightley, Mark Ruffalo, Adam Levine, u.a., L: 104 min., FSK: ab 0
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=2znRCl5tp18

Mo 30.3. 19 Uhr
Anlässlich des Internationalen Tags der bipolaren Störung zeigt BIPOLARIS in Kooperation mit dem Vivantes Humboldt-Klinikum den Film Silver Linings. Im Anschluss gibt es einen Diskussion mit u.a. Chefarzt Prof. Dr. Bräunig & Dr. Brombacher.
silverPat Solatano hat alles verloren: sein Haus, seinen Job und seine Frau. Und so findet er sich, nachdem er gerade auf gerichtliche Anweisung acht Monate in einer psychiatrischen Anstalt verbracht hat, plötzlich zuhause bei Mutter und Vater wieder. Pat ist fest entschlossen, positiv zu denken und damit sein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen und seine Frau zurückzuerobern. Doch dann lernt Pat die rätselhafte Tiffany kennen und alles beginnt, sich erneut zu verkomplizieren… denn Tiffany bietet ihm ihre Hilfe bei der Rückeroberung seiner Frau an. Einzige Bedingung: ein Tanzkurs.
Im Zuge ihres ungewöhnlichen Deals kommen sich die beiden auf überraschende Weise näher – und plötzlich tun sich am Horizont unerwartete Silberstreifen auf…
„Mit Silver Linings entwirft David O. Russell (Three Kings, The Fighter) eine romantische Komödie um zwei psychisch labile Charaktere, in der das streng reglementierte Genre gründlich durchgeschüttelt wird. (…) [Eine] der originellsten romantischen Komödien der letzten Jahre.“ (Die Zeit)
USA 2012 R: David O. Russel, D: Bradley Cooper, Jennifer Lawrence u.a., L: 122 min., FSK: ab 12
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=kE9ZZCJdIXU

 

City Kino Wedding, Müllerstr 74, U Rehberge

Aktuelle Infos und Kontakt: www.facebook.com/citykinowedding

citykinowedding@lakeberg.net

Text: City Kino Wedding


Bye bye Bücher: Der stille Abschied der Hugo-Heimann-Bibliothek

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Bilck in die Hugo-Heimann-Bibliothek. Die Bücher, CDs und DVDs ziehen ab Ende April um in die Müllerstraße.

Es hat keine Demonstrationen gegeben, keine Bürgerinitiative, keine Unterschriftensammlung, nicht einmal ein Plakat. Ganz still und leise verabschiedet sich die Hugo-Heimann-Bibliothek aus dem Brunnenviertel. Sie schließt am 27. April. Das Viertel verliert damit einen Treffpunkt und eine wichtige Bildungseinrichtung. Die 37.000 Medien der Bibliothek, die Ende der 70er Jahre gegründet wurde, ziehen perspektivisch in die neu gebaute Schiller-Bibliothek in der Müllerstraße – wenn diese fertig ist. Mit der Schließung der Kinder- und Jugendbibliothek im Brennpunktkiez will der Bezirk Geld sparen.

Gegen die Bebauung des Mauerparks haben Bürger gerade 39.000 Unterschriften gesammelt. Für den Verbleib der Hugo-Heimann-Bibliothek indes hat sich keine Initiative gegründet. „Vielleicht liegt es daran, dass es schon so lange bekannt ist“, spekuliert Katja Niggemeier vom Quartiersmanagement Brunnenstraße. Fast sieben Jahre wissen die Menschen im Kiez, dass ihre Bibliothek schließen soll. „Viele hatten wohl das Gefühl, dass es keinen Sinn hat und haben sich vielleicht einfach an den Gedanken gewöhnt“, sagt die Quartiersmanagerin.

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Die Öffnungszeiten der Kinder- und Jugendbibliothek in der Swinemünder Straße – allerdings nur noch bis 26. April.

Der Abschied der Bibliothek vollzog sich schrittweise. Zunächst war sie im Schulgebäude des Diesterweg-Gymnasiums in der Putbusser Straße integriert. Die Schüler konnten die Bibliothek in einer Pause exklusiv nutzen, die Öffentlichkeit kam nach Schulschluss zu Büchern, CDs, Computerspielen, Mangas. Regelmäßig wurde in der Bibliothek vorgelesen, Kiezprojekte nutzten Räumlichkeiten, es gab Hausaufgabenhilfe und Prüfungsvorbereitungskurse, viele Computerarbeitsplätze und jugendgerechte Angebote zur Leseförderung. Als die Schule 2011 aus dem Kiez wegzog und das Gebäude aufgegeben wurde, zog die Hugo-Heimann-Bibliothek vorübergehend in ein viel kleineres Nebenhaus.

Mit dem Diesterweg-Gymnasium verschwand auch der größte Teil der Bibliotheksnutzer. Dennoch blieb die Bibliothek für viele Familien ein wichtiger Ort im Kiez, der nun ganz wegfällt. „Für dieses Gebiet ist es einfach grauenhaft. Mit der Bibliothek geht die letzte sichtbare Bildungseinrichtung im Bereich Swinemünder Straße. Wir verlieren einen wichtigen Lern- und Begegnungsort“, sagt Katja Niggemeier.

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In diesem Nebengebäude des inzwischen weggezogenen Diesterweg-Gymnasiums ist die Bibliothek derzeit untergebracht.

Kinder und Jugendliche aus dem Gebiet werden nun weitere Weg in Kauf nehmen müssen, mit Bus oder U-Bahn fahren, um in die Schillerbibliothek zu kommen. Oder sie müssen auf die Philipp-Schaeffer-Bibliothek nahe dem Rosenthaler Platz in Mitte oder die Bibliothek am Luisenbad im Soldiner Kiez ausweichen. „Für Jugendliche ist das vielleicht kein Problem, aber Kinder, die noch nicht in die Schule gehen, können nun nicht mehr einfach so über die Straße in die Bibliothek gehen“, sagt Quartiersmanagerin Nadja Franze.

Das Quartiersmanagement will nun ein Projekt ausschreiben, das den Verlust der Bibliothek zumindest ein wenig auffängt. „Wir wollen die Familien auf die verbliebenen Möglichkeiten hinweisen, mobile Leseförderung installieren und Kooperationen für Lernunterstützung anschieben“, sagt Katja Niggemeier. Beim Kiezflohmarkt am 9. Mai vor der dann ehemaligen Bibliothek in der Swinemünder Straße 80 soll ein Flyer verteilt werden, auf dem auf die nun erreichbaren Bibliotheken hingewiesen wird.

 Text und Fotos: Dominique Hensel


“CSI: Wedding” im Prime Time Theater

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(C) PrimeTimeTheater

Max Agné, Constanze Behrends, Alexander Ther, Noemi Dabrowski, Philipp Lang (C) Prime Time Theater

Volle Ränge bei der Premiere zur neuen Krimi-Parodie im Prime Time Theater. Drei frühere GWSW-Stars kehren auf die Weddinger Bühne zurück. Und zwei neue Schauspieler geben mit einer furiosen Leistung ihren Einstand…

In den Rehbergen wird ein toter Clown gefunden. Nicht lustig, denkt sich Vorzeige-Profilerin Isabelle Trinidad, die sich gewohnt kaltschnäuzig auf den Fall stürzt. Mehr oder weniger tatkräftig unterstützt wird sie von ihrem liebenswert ungeschickten Kollegen, dem Ost-Polizisten Herrmann Schneider, der abwechselnd sich selbst und den Ermittlungen im Weg steht, und ihrem unbeholfenen Verehrer aus der Gerichtsmedizin.

Szene für Szene gewinnt der Fall an Dynamik, erste heiße Spuren und Verdachtsmomente verpuffen spätestens, als bei Schering ein Klon-Labor in die Luft fliegt. Schenkelklopfer im Minutentakt, wie man sie von Gutes Wedding Schlechtes Wedding gewohnt ist, werden bei CSI:Wedding allerdings spärlicher eingesetzt, als Auflockerung des bis zum Ende gut gespannten Spannungsbogens. Dem Prime Time Theater ist wieder einmal ein Spagat gelungen mit einem Stück, das im wahrsten Wortsinn “an die Nieren” geht, ohne die Lachmuskeln zu vernachlässigen.

Constanze Behrends kehrt mit einer auf sie zugeschnittenen Hauptrolle als Schauspielerin auf die Bühne zurück. Ihre Fans kommen bei diesem Stück auf ihre Kosten. Einen gefeierten Einstand auf der Prime Time-Bühne gaben Noemi Dabrowski u.a. als großmäulige Assistentin im Revier, und Max Agné, der als arroganter Elite-Rechtsanwalt die kühle Trinidad mit einer Charme-Offensive auf den Rücken legt…

Doch wir sollten nicht allzu viel verraten – und keine Spuren verwischen…

Autor: Marcus Bauer

Spielplan

CSI: Wedding wird im Jahr 2015 zwischen den GWSW-Episoden aufgeführt.

 

 


“Deichgraf”: Berlin wie es eigentlich ist

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Deichgraf„Das Weltall ist unendlich groß. Das entspricht der Größe von unendlich vielen Fußballfeldern.“ (Wolfgang Herrndorf: Diesseits des Van-Allen-Gürtels)

Der Wedding ist, rein physikalisch betrachtet, nicht unendlich groß, aber er bietet eine unendlich erscheinende Vielzahl von Möglichkeiten. Eine Möglichkeit, einen schönen Frühlingstag zu verbringen, ist ein Besuch des „Deichgraf“ am Nordufer. Es gibt einen gemütlichen Biergarten, von dem man den Schiffahrtskanal sehen kann. Auf der anderen Seite des Kanals sind Industrieanlagen, kein Ausflugsdampfer schippert vorbei. Dieser Teil Berlins wurde vom Tourismus bisher verschont und der Gast kann die Ruhe am Wasser genießen.

Das Gasthaus selbst ist angenehm unspektakulär und sympathisch mit seiner langen Holztheke und den in Würde alt gewordenen Holztischen und –stühlen. Hier ist Berlin wie es eigentlich ist. Keine Touristen, keine Sehenswürdigkeiten, normale Menschen mit Berliner Dialekt bei Kaffee und Bier. 1904 wurde das Lokal gegründet und zu seinem hundertjährigen Bestehen 2004 umfassend renoviert. Es gibt hier traditionelle deutsche Küche wie Rinderleber „Berliner Art“ und Schnitzel „a la Maier“, aber auch Auberginenschnitzel und Flammkuchen. Daneben gibt es zu Bier und Wein appetitliche Kleinigkeiten wie hausgemachte „Grafletten“ (Mini-Buletten) und Nachos.

Der „Deichgraf“ hat täglich von neun Uhr morgens bis ein Uhr nachts geöffnet, warme Küche gibt es von 11:30 bis 23 Uhr. Frühstück gibt es ab neun Uhr, die Frühstückskarte reicht vom „Mäusefrühstück“ für 2,80 € bis zum opulenten „Deichgraf Frühstück“ für zwei Personen inklusive Sekt für 21,30 €. Die Portionen sind groß, die Preise – wie im Wedding üblich – äußerst überschaubar.

Wolfgang Herrndorf, der berühmte Schriftsteller, dessen Werk „Tschick“ Millionen Leser gefunden hat und das in 24 Sprachen übersetzt wurde, wohnte am Nordufer. Der „Deichgraf“ war sein Stammlokal. So unaufgeregt wie in diesem Gasthaus geht es im Wedding zu, den Herrndorf gegen die hippe Mitte Berlins eingetauscht hat. Leider bekam er einen Hirntumor. Das Schreiben und Sprechen fiel ihm von Tag zu Tag schwerer. Er hat den Krebs getötet, bevor der Krebs ihn töten konnte. Am 26. August 2013 ist er am Nordufer aus dem Leben geschieden.

Autor: Matthias Eberling, kiezschreiber.blogspot.de

Deichgraf

Nordufer 10 , Ecke Torfstr.

Täglich 9 Uhr bis 1 Uhr



Wiesenburg: Die Verdrängung aus dem Paradies

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In der geschichtsträchtigen Wiesenburg stehen große Veränderungen an. Die Eigentümer Senatsverwaltung für Finanzen und die DeGeWo haben weite Teile des Geländes sperren lassen. Zum 2. April dürfen weder die Ruine noch weite Teile der Freifläche des über 8.000 Quadratmeter großen Geländes betreten werden. Ein Schock für die Mieter wie Joe Dumkow und Burkhard Nolte, die im Gespräch mit dem Weddingweiser-Autor Daniel Gollasch die sehr kurzfristige Verfügung beklagen. Sie empfangen uns im Wohngebäude des Komplexes und weihen uns in die Geschichte des ehemaligen Obdachlosenasyls ein.

Foto: Die Wiesenburg

Foto: Die Wiesenburg

1897 entstand hier der erste Berliner Obdachlosenasyl. 1907 folgte der erste Obdachlosenunterkunft für Frauen. Das Besondere war, dass man anonym bleiben konnte und nicht – wie damals in derlei Einrichtungen üblich – christlich missioniert wurde. In den Hochzeiten des Betriebes nach dem Ersten Weltkrieg zählte man in der Wiesenburg eine Viertelmillion Übernachtungen pro Jahr. In manchen Nächten fanden hier über 1.000 Menschen eine Unterkunft.

Nachdem zum Ende des Zweiten Weltkrieges ein Großteil der Gebäude zerstört wurden und nur noch – heute idyllische – Ruinen übrig blieben, wurde das Areal in der Folgezeit unterschiedlich genutzt. In den 1950er Jahren siedelte sich Industrie und kleines Gewerbe an. Heute wohnt hier Familie Dumkow, die dem Gelände seit Generationen verbunden ist und die Flächen Künstlern zur Verfügung stellt.Mit Kultur im Hof ist leider Schluss!

Nun haben Senatsverwaltung für Finanzen und DeGeWo dieses Paradies inmitten des Weddings schließen lassen. Kein Kulturbetrieb ist mehr möglich, keine Gartenfeste und auch mit der legendären „unbezahlBAR“ ist nun Schluss. Sogar die ersten Bäume wurden schon gefällt. Strittig ist noch die Sperrung eines Ateliers auf dem Gelände.

Die Hausgemeinschaft ist zutiefst betroffen von der spontanistischen Reaktion des neuen Verwalters und wird nur bedingt über die zunehmenden Veränderungen in Kenntnis gesetzt, was zunehmend die Verunsicherung unter den Mietern schürt. Wie es weitergeht, weiß momentan niemand. Konkrete Pläne, das Gelände zu bebauen gibt es wohl noch keine, aber die Flächen wurden vom neuen Eigentümer schon vermessen und kartografiert.

Gedenktafel für den Berliner Asyl-VereinEs wäre ein Jammer, wenn die Wiesenburg als eine der letzten Bastionen altruistischer Lebenskunst, die sich dem, kapitalistischen Verwertungsdruck entzieht, endgültig schließen müsste. Sie bietet Künstlern aus aller Welt Raum zur Selbstverwirklichung – ohne Bedingungen, ohne Gegenleistung. Das Kleinod mitten in Berlin muss erhalten bleiben!


“Herr Bielig – der Laden”: Tradition ganz neu

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Herr Bielig aussenVielleicht gibt es einige Leser, die den Namen „Bielig“ schon mal irgendwo gelesen oder gehört haben und sich jetzt wundern, warum der Weddingweiser hierüber einen Artikel schreibt. Keine Angst, Wedding bleibt Wedding, Gesundbrunnen in diesem Fall Gesundbrunnen und das Café Bielig ist in der Soldiner Straße zu finden. (Wer gleich zum kulinarischen Teil springen möchte, lese bitte weiter unten). Ein Café in dieser Lage ist nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit, aber Frau Bielig (siehe Foto) ist eine von zwei Töchtern des Herrn Bielig. Und eben dieser Familie gehörte schon das „In aller Freundschaft“ am Senefelder Platz“ und das „Speisezimmer Herr Bielig“ im Prenzlauer Berg. Nachdem eine der beiden Schwestern Bielig nicht mehr zu 100% fit war, entschlossen sie sich, das „Speisezimmer Herr Bielig“ abzugeben.
Herr Bielig - der LadenSie selbst hat 14 Jahre lang im Prenzlauer Berg gewohnt und festgestellt, dass der Kiez für sie nicht mehr das ist, was er mal war. Und somit kann man entweder den Kopf in den Sand stecken, oder man versucht sein Glück im Wedding (Gesundbrunnen). Als Kind war sie oft auf Hochzeiten und Veranstaltungen, bei denen ihre Mutter als Köchin gebucht war und konnte zusehen, wie gekocht und gebacken wurde. Daraus entwickelte sich eine Leidenschaft und die dazugehörige Ausbildung folgte. Insofern lag es nahe, dass sie nun auch im Wedding irgendwas in dieser Richtung machen möchte.
Seit September existiert das Café und die Anwohner nehmen die neue Oase in Ihrem ihrer Straße langsam an. Studenten, die ihr neues Viertel erkunden wollen, kommen vorbei, ebenso die Kinder der Nachbarschaft oder die Anwohner des Hauses.

Das Café selbst

OLYMPUS DIGITAL CAMERAWer will, kann es sich drinnen oder bei gutem Wetter draußen gemütlich machen. Die Sonne scheint genau aufs Café und falls im Hochsommer die Sonne richtig Gas gibt, gibt es jetzt auch eine Markise.
Während andere Läden versuchen, ihr Interieur auf irgendwelchen Flohmärkten zusammenzusuchen, weil in diversen Design-Magazinen steht, dass der Chabby-Chick genau jetzt „in“ ist, sitz man im Café Bielig nicht auf dem Retro-Sessel vom Mauerpark, sondern auf authentischen Sitzmöbeln aus altem Familienbesitz. Da ist der Teller von der Hochzeit der Mutter, oder die Kaffeekanne von der Tante. Und sollte man sich doch einmal in ein Stück vergucken, gibt es bei einzelnen Objekten die Möglichkeit, diese zu erwerben. Alles echt von Familie Bielig.
Hrrr Bielig Kaffee KuchenDas Wichtigste in einem Café ist natürlich der Kuchen. Und der kann hier frischer nicht sein, während unseres Gesprächs bäckt der Apfelkuchen im Ofen und auf der Theke steht frischer Kuchen vom morgen. Alles selbstgemacht, nach alten Rezepten. In der Woche sind meist drei verschiedene Kuchensorten in der Auslage und am Wochenende um die fünf. Außerdem gibt es Torte. Nach der bisherigen Erfahrung ist vor allem Käse- und Apfelkuchen gefragt, also die klassischen Sorten.
Wer lieber eine Abkühlung möchte, kann auch gerne ein Eis essen, welches von einer Eismanufaktur in Westend geliefert wird.
Schlägt die Lust aber doch plötzlich um und süß muss herzhaft weichen, so findet man selbst das. Eine Suppe, Hühnerkeule, Salat, all das wird ebenfalls frisch zubereitet und etwas veganes ist mittlerweile auch immer dabei. Ab 3,90 € geht es bei den deftigen Gerichten meist los, Kuchen ab rund 2 €, eine Kugel Eis 1 €.
Wer also Lust hat auf frisches, selbstgemachtes oder einen Plausch mit Frau Bielig, der fühle sich willkommen. Und wer sich nicht entscheiden kann, ob Kuchen oder eine warme Mahlzeit, kann ja einmal die Panke hoch laufen, etwas essen und auf dem Rückweg wieder einkehren.

Herr BIELIG

Soldiner Str. 32

Öffnungszeiten: Mo-Fr sowie Sonntag: ab 12 Uhr.
Ab April werden die Zeiten ausgedehnt
Herr Bielig auf Facebook: https://www.facebook.com/HerrBielig

Herr Bielig – Der Laden OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA Herr Bielig aussen Hrrr Bielig Kaffee Kuchen OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA OLYMPUS DIGITAL CAMERA Herr Bielig - der Laden

einFACHfürdich – Kreativladen für Handwerk mit Seele

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Wo sonst, wenn nicht auf der Brunnenstrasse. Unter der Hausnummer 65 und in direkter Nachbarschaft zum Supermarkt hat vor wenigen Wochen mit “einFACHfürDich” ein neuer Kreativladen seine Pforten geöffnet. Der Traum der Gründerin: Allen Kreativen und Künstlern Platz für ihre Unikate und Kunstwerke geben.

Es begann mit einem Sprachkurs

IMG_9554Ursprünglich kam Gemma Macis vor 10 Jahren aus Barcelona nach Berlin. Ein sommerlicher Sprachkurs sollte es seinerzeit werden. Fasziniert von der Hauptstadt verlängerte sie jedoch ihren Aufenthalt kurzerhand und blieb bis zum heutigen Tag.

Die gelernte Buchhalterin betreibt gemeinsam mit ihrer Mutter einen recht erfolgreichen Onlineshop für Sattel- und Kindersitzbezüge. Mit diesem Erfolg wurde beiden schon vor einiger Zeit klar: ein Laden muss her. Auch, um einen Ort zu haben, an den man nicht nur die eigenen Werke, sondern auch die anderer Künstler darbieten könnte. Für Gemma war es hierbei nur logisch, nicht bloß vor der eigenen Haustür im Prenzlauer Berg, sondern auch nördlich der Bernauer Str. nach geeigneten Ladenflächen zu suchen. Mit Erfolg. Am 4. März wurde nach aufwendigen Renovierarbeiten ihr Laden einFACHfürDich eröffnet.

Das Konzept von einFACHfürDich

IMG_9556Es ist denkbar einfach: Gemma, ihre Mutter und mittlerweile auch ihr Bruder bieten Künstlern eine Ausstellungsfläche, um ihre Werke dort präsentieren und verkaufen zu können. Diese Fläche kann genau wie in einem regulären Supermarkt je nach Bedarf gemietet werden. Die Preisgestaltung bestimmt dabei der Künstler selbst.

Es ist erstaunlich, welch geballte Vielfalt bereits nach so kurzer Zeit in Gemmas Laden zu bestaunen ist: Neben kleinen Papiergeschenken und Buttons auch filigran gearbeitete Ohrringe, handgemachte Babystrampler, Mützen und Shirts sowie hochwertige Keramiken oder größere Kunstwerke aus Naturholz. Es macht einfach Spaß, durch die Regale zu stöbern. Besonders faszinierend: Eine Box für ausgefallene Milchzähne.

Wer die Menschen hinter diesen Werken oder vielleicht auch die Handwerkskunst selbst kennenlernen möchte, der ist hier ebenfalls genau richtig. Gemma bietet allen Interessierten neben Nähkursen in Zukunft auch Nachbarschafts- bzw. Künstlertreffen an, auf denen man sich gemeinschaftlich untereinander kennenlernen und austauschen kann.

Für die kleinen Geschenke

Für mich wird die Brunnenstrasse für immer der Ort bleiben, an dem ich Christoph Schlingensief die Saftkiste aus den Händen rannte. Vor mittlerweile 14 Jahren. Umso mehr freut es mich, dass in den vergangenen Jahren und trotz einiger negativer Entwicklungen (siehe Kaisers-Schließung) noch immer neues Leben auf der Brunnenstrasse entsteht. Gemmas Laden ist hierfür ein schönes Beispiel. Ich werde definitiv wiederkommen und nicht nur, um meine alte Nachbarschaft zu besuchen, sondern auch, um das eine oder andere Geschenk bei einFACHfürDich auszubaldowern.

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einFACHfürDich
Brunnenstr. 65
13355 Berlin

U8 Voltastrasse

http://www.einfach-fuer-dich.de

Öffnungszeiten:
Mo-Fr 10:00-18:00h
Sa 10:00-16:00h

Telefon: 030 / 54 84 50 41
eMail: info@einfach-fuer-dich.de


Die Kolumne: Nun auch noch das!

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Pastis Innen 1Kurz vor der Grenze zum unwirtlichen Teil Reinickendorfs befindet sich ein kleines gallisches Dorf namens Centre Français. Mutig stemmt es sich im Norden des Wedding gegen die Trostlosigkeit der Müllerstraße und bemüht sich um Strahlkraft weit übers benachbarte Afrikanische Viertel hinaus. Zu Hotel und City Kino gesellte sich nun auch noch ein Restaurant, das es unter selbigem Namen schon im wesentlich gediegeneren Wilmersdorf gibt. Zur Enttäuschung all jener, die sich lieber einen weiteren Billigheimer gewünscht haben, macht das „Pastis“ richtig was her. Nicht nur durch seine Einrichtung, sondern und vor allem durch das, was auf der Speisekarte zu finden ist. Zu Preisen versteht sich, an die sich der geneigte Weddinger erst einmal gewöhnen muss. Schon höre ich leise den Chor, der den Untergang unseres schrabbelig-liebenswerten Stadtteils besingt und „Pastis“-Betreiber Vincent Garcia dafür verfluchen wird, dass er Feinschmecker womöglich und unnötigerweise aus der benachbarten Mitte oder dem unweiten Prenzlauer Berg anlocken wird. Ein weiterer Störenfried des heiligen Weddinger Beharrens, der ausgerechnet mit Boudin und Bouillabaisse der schleichenden Gentrifizierung den passenden Fraß serviert. Nicht auszudenken, wenn Dunckerstraßen-Hipster oder gar die Mütter vom Kollwitzplatz sich tatsächlich die raue Müllerstraße hinauf wagen würden, um ausgerechnet hier ihre heiße Sehnsucht nach Frankreich zu stillen. Und wenn sie vorher oder danach dem Vintage-Charme des City Kinos erliegen. Und sich am Ende gar noch überlegen, den nächsten Familienbesuch im Hotel de France einzuquartieren. Und überhaupt: Wer mag schon Froschschenkel …?

Autor: Ulf Teichert

De Kolumne erscheint auch in der Weddinger Ausgabe des Berliner Abendblattes.


Geschichten aus dem Wedding: Hohlräume

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jasner_screenDer Parkplatz zwischen Drontheimer und Tromsöer Straße an einem Sonntag: vereinzelte Autos, kaum ein Mensch. Hinterm Einrichtungsmarkt, bei den Müllcontainern und Palettentürmen fahre ich Rollschuh, ziehe schnelle, enge Runden, den Blick auf den Asphalt geheftet, der an dieser Stelle, aber nur an dieser Stelle, warum auch immer, besonders fein strukturiert und glatt ist. Als ich stoppe, steht da ein Mann, wenige Schritte entfernt. Er hält zwei Metallstäbe. Knapp einen Meter lang, aus Kupfer, offenbar Schweißdrähte, an einem Ende um 90 Grad geknickt, wodurch eine Art Griff entsteht. Der Mensch baut sich auf, sammelt sich, guckt in eine unergründliche Ferne. In den Fäusten hält er die Drähte wie ein schussbereiter Pistolero zwei langläufige Knarren. In seine millimeterkurzen Haare hat jemand rechts und links einen Scheitel rasiert. Er atmet durch und läuft los, gemessenen Schrittes, als nähere er sich einem Gegner zum Duell. Am unteren Saum seiner Jeans, über den Absätzen, hopsen zwei rechteckige, knallrote Flicken hinterher – was vermutlich keine Bedeutung hat, doch sind sie zu auffällig, um sie nicht zu erwähnen.

Der Mann wirkt konzentriert. Alle paar Sekunden schwingen die Schweißdrähte in seinen Fäusten nach rechts oder links. Dann hält er an, richtet die Stäbe neu aus, läuft weiter.

Hallo?

Er sei Archäologe, sagt er. Mit den Stäben könne er Gräber finden.
Hier, hinterm Einrichtungsmarkt?
Hier übe er nur. Wenn beide Drähte nach innen schwingen, erklärt er, zeigten sie einen unterirdischen Hohlraum an. Schwingen sie nach außen, stehe er auf einer Wasserader.
Unter diesem Asphalt befinden sich also Hohlräume und Wasseradern?
Hundertprozentig. Für gewöhnlich arbeite er im Libanon, dort habe er auf diese Weise etliche Schätze gefunden, einmal ein römisches Grab in 36 Meter Tiefe.

Ich nicke andächtig. Habe schon gehört und gelesen von Wünschelrutengängern und Wasseraderfindern – die Wissenschaft schließt deren Wirksamkeit nicht ganz aus. Endlich treffe ich mal einen.

Ein Windstoß treibt eine Plastiktüte über den Parkplatz, bläst sie auf, lupft sie ein paar Zentimeter hoch. Erinnert an den Film „American Beauty“.

Kann man das lernen, das mit den Stäben? Ja, sagt er, er habe einen Lehrgang besucht: sieben Tage, 1700 Euro, allerdings nur für Hohlräume. Wasser – er guckt mich ernst an – kann nicht jeder.

In „American Beauty“ filmt ein träumerischer, junger Mann, wie eine zarte, weiße Plastiktüte, vom Wind getrieben, minutenlang durch die Luft schwebt und tanzt. Er zeigt das Video einer Freundin. Zum ersten Mal versteht sie ihn. Sie greift nach seiner Hand. Eine wunderschöne Szene.

Er habe auch schon Riesenmenschen gefunden, sagt der Mann. Ein einzelnes Fingerglied – er deutet eine Strecke vom Boden bis zur Nasenspitze an – sei ungefähr so groß gewesen. Knirsch. Der Film, den ich gerade innerlich drehe, über Menschen mit fantastischen Fähigkeiten, bekommt böse Kratzer. Im Jemen und in Südarabien, sagt er, habe man etliche Riesenmenschenskelette gefunden. Um einen einzelnen dieser Schädel zu heben, seien sechs Männer unserer Größe nötig gewesen. Er lächelt beruhigend wie jemand, der gewohnt ist, in entgleiste Gesichter zu schauen. Und na ja, es werde ja immer noch gerätselt, wie die ägyptischen Pyramiden gebaut wurden. “Dabei – ist doch klar…” Dann verschwindet er ums Eck, grußlos, in eine Gasse, an die Werkstätten grenzen. Nach ein paar Sekunden rolle ich hinterher. Er ist weg.

Die Tüte, die der Wind vor dem Einrichtungsmarkt umhertreibt, ist nicht zart, es ist eine große Aldi-Tüte, eher plump und schwer. Wirkliche Schönheit will sich nicht einstellen. Ein Windbeutel. Und erst jetzt fällt mir das Warnschild auf, das an der Mauer hängt, vor der der Mann mit den rasierten Scheiteln auf- und ablief: „Vorsicht, Staplerverkehr.“

Autor Carsten Jasner wohnt seit Dezember 2013 im Soldiner Kiez. Er arbeitet hauptberuflich als Journalist und Autor, schreibt für Geo, Greenpeace-Magazin, P.M. und Brand Eins – über Wissenschaft, Umwelt, Wirtschaft und gesellschaftliche Themen. 2011 erschien sein Buch „Mut proben! Das Leben ist tödlich, aber es muss nicht sterbenslangweilig sein“. Den Blog Geschichten aus dem Wedding betreibt er nebenbei. Der Text “Hohlräume” erschien dort im Februar 2015.


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